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Kultur-Gespräch der Friedrich-Ebert-Stiftung in Quedlinburg Von wenig Geld und einem langen Atem

Von Ramona Adelsberger 26.10.2013, 03:11

"Kultur und Wirtschaft, Potenziale und Perspektiven für den Harz": Unter diesem Titel hat jetzt die Friedrich-Ebert-Stiftung zu einer Gesprächsrunde nach Quedlinburg eingeladen.

Quedlinburg l Quedlinburg stehe für Weltkulturerbe, deutsche Geschichte, aber eben auch für Kultur und sei "die Kulturhauptstadt des Harzes", so Eberhard Brecht in seiner Begrüßung. "Leider aber ist Quedlinburg kein Vorzeigestandort für die Wirtschaft", bedauerte der Bürgermeister (SPD), denn Kultur koste nun einmal Geld.

Moderiert vom SPD-Landtagsabgeordneten Andreas Steppuhn, wurden im Quedlinburger Palais Salfeldt vier ganz unterschiedliche Projekte präsentiert, zuerst der "Zauber der Bäume". Schauspieler Arnold Hofheinz versetzte das Publikum in eine Zeit, wo im Brühlpark noch große Feste gefeiert wurden. In Erinnerung daran sei die Idee entstanden, den Park wieder in eine bunte Galerie zu verwandeln. Begonnen habe man mit 13 Künstlern und Akteuren. Die Zahl der Besucher sei stetig gewachsen. Hofheinz: "Da, wo wir jetzt stehen, finden wir uns ganz gut."

"Quedlinburg swingt" sei eine Erfolgsgeschichte, berichtete Dietrich König. Der Verein habe sich 2003 gegründet, habe mittlerweile 30 Mitglieder und freue sich über 3500 Besucher aus ganz Europa. Die bisherige Statistik laut König: 123 internationale Bands mit 700 Musiker spielten in 13 unterschiedliche Lokalitäten. "Quedlinburg swingt" habe noch nie einen Euro Fördergeld erhalten. Die Finanzierung erfolge ausschließlich über den Kartenvorverkauf und Sponsoring.

Hans Jürgen Furcht stellte sodann "Q-artus" mit den Projekten Filmstadt Quedlinburg und lebendiger Adventskalender vor. Der Verein habe 14 Mitglieder und überschreibe seine Arbeit mit: "Kultur ist unser Auftrag". Filme, die in Quedlinburg und Umgebung gedreht worden seien, würden wiederentdeckt und aufgeführt. Bisher seien 23 Streifen gezeigt worden. Mehr als 4500 Gäste hätten die Veranstaltungen besucht. Der Verein habe noch viel vor. Nach den aktuellsten Erkenntnissen sind laut Furcht seit 1938 bis heute 88 Filme in und um Quedlinburg entstanden.

Ein weiteres Projekt ist "Faust, die Rockoper auf dem Brocken". Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB), die Manthey Event GmbH sowie die Brockenwirte Hans und Daniel Steinhoff würden an einem Strang ziehen und hätten so ein komplexes Erlebnis geschaffen, das bereits auf der Fahrt zum Brocken beginne. Die Symbiose von klassischen Texten und Rockmusik komme gut an. Von Beginn an sei auf das Merchandising großer Wert gelegt worden.

Dann hieß es: "Der Worte sind genug gewechselt ..." und die Akteure betraten die Bühne, Faust, Mephisto und Hexen präsentierten Ausschnitte aus "Faust" und weckten Lust auf mehr.

Zur anschließenden Diskussion hatten auf der Bühne Vertreter aus Politik und Wirtschaft Platz genommen. Auf die Frage, wie die vielen Kulturbausteine besser vermarktet werden könnten, gibt es aber leider kein Patentrezept.

Verkaufen und präsentieren ohne großes Geld sei möglich, dafür brauche es aber einen langen Atem. Die Angebote müssten sich "herumsprechen." "Wer einmal da gewesen sei und sich wohlgefühlt habe, der erzähle es gern weiter."

Bernd Skudelny, Chef der Kreis-Wirtschaftsförderung, bedauerte, dass die Verwaltung von einigen Initiativen im Harzkreis keine Kenntnis habe. Skudelny: "So können wir auch nicht helfend unterstützen." Als Wirtschaftsförderer wisse er, wovon er spreche: "Wir müssen die Unternehmen gewinnen, die Kultur für ihren Standortfaktor zu nutzen."

Thomas Bracht (Tourismus-Marketing GmbH) spricht von Kultur als hartem Standortfaktor in Quedlinburg, und es werde noch härter. Die Betten seien in Quedlinburg bereits voll, zumindest an den Wochenenden.

Dietrich König ist sich sicher: "Wir müssen den Pool der Sponsoren pflegen." Außerdem sei eine Kooperation zwischen den einzelnen Vereinen zu vertiefen, wie es zum Beispiel zwischen "Quedlinburg swingt" und dem Karnevalverein QVC bereits gut funktioniere.

Alle zeigten sich allerdings einig: "Man kann nicht alles ehrenamtlich machen".

Der SPD-Landtagsabgeordnete Gerhard Miesterfeldt ist Mitglied des Kulturkonvents Sachsen-Anhalt. Er sehe keine Alternative zu den Sponsoren und wies auf soziale Netzwerke als Multiplikatoren hin.

Bernd Skudelny sagte zu, dass die Verwaltung die Angebote bündeln und die Kulturseite der Kreisverwaltung im Internet überarbeiten werde. Zudem würden Veranstaltungen künftig besser und eindeutiger platziert.