Produktionscrew beurteilt 700 Komparsen auf optische Tauglichkeit - Dreh ab Mitte September Wanzleben wird Drehort für Mauerfall-Film: Casting für Ostalgiker und Vokuhila-Träger
Magdeburg/Wanzleben l Ab Mitte September wird die Stadt Wanzleben Drehort für einen Mauerfall-Filmdreh. Für den Film "Bornholmer Straße", der in der Nacht des Mauerfalls spielt, sollen einige Szenen auf dem Gelände des alten Getreidehandels gedreht werden. Am Wochenende gab es für den Film ein Casting in Magdeburg. Neben Neugierigen und Nostalgikern tummelten sich auch einige unerschrockene Vokuhila-Träger.
Berlin wandert für einen Filmdreh in die Börde: Ab Mitte September sollen in Wanzleben für den Mauerfall-Film "Bornholmer Straße" von Regisseur Christian Schwochow ein paar Szenen gedreht werden. Sechs Drehtage sind dafür angesetzt. Da die Handlung in der Nacht des Mauerfalls am 9. November 1989 spielt, soll nachts (von 16 bis 7 Uhr) gedreht werden. Der Grenzübergang Bornholmer Straße auf der Bösebrücke war der erste 1989 geöffnete Grenzübergang von Ost- nach West-Berlin. Zur Filmkulisse soll das Gelände des alten Getreidehandels in Wanzleben werden. Hier und in den alten Baracken sollen Szenen für den Film gedreht werden. Die Produktionsgesellschaft hatte sich dazu mit der Stadtverwaltung in Verbindung gesetzt.
700 Bewerber wollen Komparsen werden
Um für den Film entsprechende Komparsen zu finden, hat es am Wochenende in Magdeburg ein Casting gegeben. 700 Frauen und Männer kamen, um sich für eine Rolle in dem Film zu bewerben. Tattoos, Piercings, künstliche Fingernägel oder Solariumbräune waren hier tabu. Schließlich gab es das vor 24 Jahren nicht. Gefragt war der "DDR-Look".
"Ich habe diese Frisur schon immer gehabt", sagt Rolf Wesemann und zeigt stolz seine Vokuhila (Vorne kurz, hinten lang). Nur in der NVA musste die Haarpracht ab. Dass der Schnitt nicht mehr unbedingt Mode ist, stört ihn und seine Frau Ilona nicht. Die beiden sind überzeugte Ostalgiker, sammeln alles, was mit der DDR zu tun hat, und können so bei den Casting-Leuten punkten. Dass das Paar aus Stresow zudem noch einen Trabi hat, erhöht ihre Chancen auf eine Komparsenrolle zusätzlich.
Als bekannt wird, dass für den Film nachts gedreht wird, drehen einige trotz der Komparsengage (mindestens 55 Euro) wieder um. Andere lassen sich nicht abschrecken. Viele kommen, weil sie persönliche Erinnerungen an die Zeit haben.
Wilfried Meier spielte als Kind direkt an der Grenze bei Hötensleben, Norbert Wiese arbeitete damals als Roadie für eine Berliner Band. Hanna Hentrich hat Mama Nadine zum Casting überredet. Die 11-Jährige findet die Frisuren einiger Mitbewerber "schrecklich". Im Internet haben sie noch am Morgen nach einem typischen 80er-Outfit gesucht. Henrike Winter und Jan Swiezolo brauchten das nicht, sie tragen auch privat Retro. Mit ihrem authentischen DDR-Look überzeugen sie auch Produktionsmitarbeiter Philipp Kramer. Sie dürfen Videoaufnahmen machen. Die meisten werden nur fotografiert und dürfen wieder gehen. Von Vorteil ist neben dem Aussehen zudem etwas Bühnenerfahrung,
Wie viele der 700 Bewerber tatsächlich drehen dürfen, wird sich in den nächsten Tagen herausstellen.