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Ortschronik Warum das Team vom Heimatmuseum Dedeleben auf die Hilfe der Bürger setzt

Der Förderverein des Dedelebener Museums will an den Erfolg der Dedelebener Dorfchronik von Gustav Fiebig anknüpfen und arbeitet aktuell an einem nächsten Teil. Gefragt sind Erinnerungen von Zeitzeugen.

Von Ramona Adelsberger 28.06.2021, 07:48
Das Schicksal der Gaststätte „Zum Kiebitzdamm“ bei Dedeleben (Landreis Harz) –  hier ein nicht signiertes Gemälde – wird in der neuen Chronik beschrieben.
Das Schicksal der Gaststätte „Zum Kiebitzdamm“ bei Dedeleben (Landreis Harz) – hier ein nicht signiertes Gemälde – wird in der neuen Chronik beschrieben. Foto: Ramona Adelsberger

Dedeleben - Hinter verschlossenen Türen haben die Mitglieder des Fördervereins des Heimatmuseums die Corona-Zeit genutzt und einige Veränderungen im Museum vorgenommen. So gibt es beispielsweise einen neuen Ausstellungsraum, der sich mit den Betrieben, Wirtschaften und Gewerken im früheren Dedeleben befasst, mal mehr, mal weniger ausführlich. „Wir haben bewusst einige Lücken gelassen, um unsere Bürger zum Mitmachen einzuladen“, erklärt Uwe Krebs, der Vereinsvorsitzende.

Er weiß, dass in den Haushalten immer noch Dokumente und Fotos schlummern, die am allerbesten in einem Heimatmuseum aufgehoben wären, weil sie unwiederbringliche Erkenntnisse beinhalten.

Chronik wurde sogar als Buch veröffentlicht

Jedes Mal, wenn ihn wieder ein altes Rechnungsbuch oder ein anderes Dokument erreiche, schlage sein Hobbyhistorikerherz etwas schneller. Denn mit jedem neuen Fakt oder neuer Jahreszahl kann das Puzzle zur Geschichte von Dedeleben immer weiter geordnet werden, berichtet Uwe Krebs.

Niedergeschrieben ist die Geschichte von Dedeleben bis 1945 bereits in einer Chronik, die der damalige Lehrer und Kantor Gustav Fiebig verfasst hatte. Der Förderverein hat diese Aufzeichnungen mit vielen Fotos ergänzt und gemeinsam mit Verleger Martin Hentrich im ostfalia-Verlag im Herbst 2020 ein Buch herausgebracht, das nicht nur in Dedeleben interessiert, sondern mittlerweile sogar weite Reisen angetreten hat. Beflügelt von diesem großen Interesse an der Dorfchronik, hatte der Verein gemeinsam mit Martin Hentrich beschlossen, diese Chronik fortzuschreiben und einen zweiten Band herauszugeben, der die Zeit nach Kriegsende bis zur politischen Wende 1989 beleuchten soll.

Zweiter Teil der Dorfchronik wird geschrieben

Dorfchronist Uwe Krebs sitzt zurzeit an einer Mammutaufgabe. Er stellt die Daten und Fakten für diesen nächsten Teil der Ortschronik von Dedeleben zusammen, die noch in diesem Jahr erscheinen soll. Dabei stand er zunächst vor der Frage, welche historischen Fakten kurz und knackig als Daten in einer Zeitleiste erscheinen sollten, und welchen Ereignissen sich die Chronik ausführlicher widmen sollte.

„Damit das Ganze nicht zu trocken wird, haben wir uns vorgenommen, die nüchternen Daten mit persönlichen Worten von Zeitzeugen zu ergänzen.“ So seien zu Beginn der 1950er Jahren die Volksfeste in Dedeleben wieder aufgelebt, oder einige Mitbürger hätten bestimmt noch lebhafte Erinnerungen an ihre Kindergarten- oder Schulzeit oder auch weitere besonders Ereignisse. „Sogar die Schilderung besonderer Wetterphänomene würde sich gut in die Gliederung einfügen“, ist Krebs überzeugt. 1971 soll es ein Grenzjugendtreffen gegeben haben, über das er bisher überhaupt keine weiteren Informationen habe.

Ilse Maus liefert lebendige Beschreibungen

Und natürlich interessieren packende Geschichten, die mit persönlichen Schicksalen verbunden sind, immer besonders. Wie die im Nachlass von Ilse Maus (geb. Bode) gefundenen Erinnerungen an die Gaststätte „Zum Kiebitzdamm“, die sich direkt auf der Zonengrenze am Großen Graben befand. Ilse Maus war deren letzte Besitzerin und beschreibt verstörend, wie ihre Eltern im Juli 1945 auf Geheiß der Besatzer ihr Haus räumen mussten, „weil 23 Russen eingezogen sind“. Später wurde das Gebäude sogar abgerissen.

Mit den Schilderungen von Ilse Maus wird die neue Chronik dann direkt an die Fiebig-Chronik anknüpfen, denn die dortigen Aufzeichnungen enden mit der Schilderung der Besetzung von Dedeleben durch die Amerikaner, die Briten und letztendlich durch die „Russen.“ Und sogar das Konterfei von Ilse Maus ist enthalten, abgedruckt ist ihre Kennkarte der damaligen sowjetisch besetzten Zone.

Mithilfe der Vereine ist bisher enttäuschend

Enttäuscht sei Uwe Krebs von der Mitarbeit der Dedelebener Vereine, die er bereits im April angeschrieben hatte und um Mithilfe beim Datenabgleich zur Gründung gebeten habe. „Lediglich zwei Vereine haben bisher reagiert.“

Bürgerinnen und Bürger, die sich mit ihren Erinnerungen an der neuen Dedelebener Dorfchronik 1945 bis 1989 beteiligen möchten, sind gebeten, sich umgehend mit dem Museumsteam in Verbindung zu setzen: unter info@museum-dedeleben.de oder der Nummer 03 94 22 / 95 80 50.