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Wenn Experten sich plötzlich wie Friseure fühlen

15.10.2013, 19:35

Wie steht es um die Wirtschaftsförderung im Harzkreis? Auf diese Frage hätten die Mitglieder des zuständigen Fachausschusses jüngst gern konkrete Antworten erhalten. Die blieben aber weitestgehend aus.

Halberstadt l "Ich sitze hier wie ein Friseur", bekannte Ralf Quednau. Er hasse dieses Gefühl, zürnte Wernigerodes Wirtschaftsförderer. Lediglich eine Einladung habe es gegeben. Per E-Mail.

Wie Quednau dürfte es seinen Kollegen ergangen sein. Sie sollten vor dem zuständigen Fachausschuss im Halberstädter Landratsamt nach einem Jahr erneut über die Wirtschaftsförderung im Harzkreis berichten. Nur was genau, schien nicht ganz klar zu sein.

So referierte denn eingangs Bernd Skudelny allgemein über die Ziele, Strukturen und Programme. Der Leiter der Kreis-Wirtschaftsförderung betonte dabei: "Wir müssen professionell und marktnah sein."

Thomas Malnati, Fachbereichsleiter Bauen im Quedlinburger Rathaus, blieb ebenfalls vage. Die Welterbestadt sei bei bislang nur zwei Hektar Gewerbegebiet mit Wernigerode und Halberstadt nicht vergleichbar. Ansonsten müsse er konstatieren, so Malnati, "der sehr gute Wirtschaftsförderer ist uns gerade abhanden gekommen".

Thomas Rimpler konnte für Halberstadt wenigstens verkünden, dass die Gewerbegebiete "zu 90 bis 100 Prozent ausgelastet sind". Für weitere Firmen stünden laut Leiter des Unternehmerbüros noch freie Grundstücke zur Verfügung.

Ebenso alt oder jung ist auf den Monat genau die Harz AG. Deren Vorstand Peter Hausmann berichtete von "mittlerweile 62 Aktionären". Unter den aktuellen Projekten (derzeit 14) nannte der Wernigeröder Hatix, mit dem Urlauber den Öffentlichen Personennahverkehr kostenlos nutzen dürfen. Hausmann: "Wir haben keinen weißen Fleck mehr auf der Karte." Momentan würden die Voraussetzungen für eine Ausweitung des Systems auf Thüringen und Niedersachsen geschaffen. Ebenfalls erfolgreich sei die Harzcard mit länderübergreifend heute 130 beteiligten Einrichtungen.

Für das Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) Wernigerode bilanzierte Heike Schischkoff in 2012 insgesamt 300 Beratungen - 50 davon mit Erfolg. 2013 würden es nach Angaben der Geschäftsführerin etwa 400 Gespräche.

"Ich wollte wissen, was ist in dem einen Jahr passiert", zeigte sich Hartmut Janitzky (CDU) mit dem Gehörten unzufrieden. Der Osterwiecker vermisste konkretere Aussagen.

"Ich sehe an einigen Stellen der Kreisverwaltung Veränderungsbedarf."

Martin Skiebe, Landrat (parteilos)

Auch Ludwig Hoffmann (SPD) hatte gehofft, zu erfahren, "was aktuell passiert ist". Außerdem stünden die Fragen im Raum, wie wettbewerbsfähig der Harzkreis heute sei, beziehungsweise ob vorhandene Doppelstrukturen abgebaut werden konnten. Der Wernige-röder: "Wir müssen klären, wer Kreisentwicklung betreibt."

Bernd Skudelny bewertete die aufkeimende Kontroverse als "Missverständnis". Er erklärte: "Mir wurde gesagt, ich soll auf Strukturen eingehen."

Heike Schischkoff kritisierte dagegen offen: "Ich würde mir von Herrn Skudelny etwas mehr wünschen. Ich vermisse die leitende Hand."

Ausschusschef Reiner Schomburg (CDU) versuchte, die Wogen zu glätten. Der Hasselfelder nahm den Einladungstext "auf meine Kappe" und dankte allen Beteiligten für ihr Engagement.

Martin Skiebe ließ durchblicken, dass ihm die Debatte nicht behagte. Der Landrat (parteilos): "Ich sehe an einigen Stellen der Kreisverwaltung Veränderungsbedarf." Wo genau, gebe er aber (noch) keine näheren Auskünfte.