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Neue Sonderausstellung im Halberstädter Domschatz beleuchtet Machtstreit vor 1000 Jahren Widerspenstiger Bischof zwingt den Kaiser barfuß ins Büßergwand: Bernhard und Otto

Von Sabine Scholz 16.07.2012, 05:30

Er war Kaiser und traf einsame Entscheidungen. Das sollte sich rächen. Eine neue Ausstellung im Halberstädter Dom entführt in die Zeit um 968.

Halberstadt l Vor über 1000 Jahren wandelten hier Kaiser und Bischöfe und lieferten sich einen Streit, der auch im Jahr 2012 spannend ist. Bot doch der Halberstädter Bischof Bernhard seinem König und Kaiser die Stirn. Über 13 Jahre hinweg verhinderte Bernhard, Bischof von Halberstadt, dass Otto der Große seinen Wunsch umsetzen und in Magdeburg ein Erzbistum errichten konnte.

Die Geschichte hat alle Elemente eines Dramas und erzählt wird sie nun, mehr als 1000 Jahre nach dem Geschehen, in einer Sonderausstellung im Halberstädter Domschatz. Halberstadt ist der zweite von fünf Korrespondenzstandorten in Sachsen-Anhalt, an dem eine ergänzende Schau zur neuen großen Landesausstellung in Magdeburg über die Ottonenzeit gezeigt wird.

Zahlreiche Gäste folgten am Freitagabend der Einladung in den Dom zur festlichen Ausstellungseröffnung. Domkustos Dr. Thomas Labusiak begrüßte nicht nur die Gäste, sondern geleitete sie nach dem Grußwort von Superintendentin Angelika Zädow und dem Festvortrag von Prof. Dr. Stephan Freund durch die Ausstellung. "Man muss bereit sein zu lesen", sagt Labusiak, denn die Ausstellung, das sind in erster Linie Textfahnen. In drei Kapiteln erzählen sie im oberen Kreuzgang des Domes mit Originalzitaten und auf das Wesentlichste verknappt eine spannende Geschichte. Es geht um Ruhm und Ehre, um die "Hoffnung auf den ewigen Lohn", die Aufnahme in das Reich Gottes. Es geht um ein Gelübde, das Otto nach der siegreichen Schlacht gegen die Ungarn auf dem Lechfeld leistete, es geht um die klare Sicht des in vielen Jahrzehnten im Amt gereiften Bischofs Bernhard, der sich hartnäckig diesem Wunsch des Kaisers widersetzt. Es geht um die Gefangennahme Bernhards, damit der endlich Land und Aufgaben abtritt und so in Magdeburg ein Erzbistum ermöglicht. Ein Wunsch, der auch den Mainzer Erzbischof - unehelicher Sohn des Kaisers - auf den Plan ruft. Der Streit eskaliert in der Gefangennahme, doch dann ist es der Kaiser, der barfuß und im Büßergewand den Weg von Quedlinburg nach Halberstadt zu Fuß zurücklegen muss. Warum? Das ist in der Ausstellung zu erfahren, die auch ein paar besondere Anschauungsobjekte in den Fokus rückt. Da ist zum einen der schlichte Sarkophag, in dem Bischof Bernhard beerdigt wurde. Seit 968 ruht der steinerne Sarg im Boden der Dombauten, im Herzen der Kirche, dem Hohen Chor. Sonst mit schweren Eichenbohlen bedeckt, ist die Grablege für die Dauer der Ausstellung geöffnet worden. Auch andere Stücke im Dom und Domschatz machen die Zeit um 960 nacherlebbar. Ein kostbares, mit Elfenbein verziertes Evangelistar gehört dazu, ein altes Stück Seidenstoff ebenso. Denn das Bistum Halberstadt war, trotz der nach dem Tod Bernhards erfolgten Gründung des Erzbistums Magdeburg, über viele Jahrhunderte nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des mittelalterlichen geistlichen und politischen Machtgefüges.

Dass die ottonische Gesellschaft trotz aller Auseinandersetzungen wieder einvernehmlich zusammengeführt wurde, zeigt sich bei der Kirchweihe des Halberstädter Doms 992, an der neben 14 Bischöfen, unter ihnen der Erzbischof Magdeburgs, die Herrscherfamilie teilnahm.