Harz Windradnabe stürzt 94 Meter in die Tiefe
Im Windpark bei Schwanebeck (Landkreis Harz) ist eine Rotornabe abgestürzt. Personen wurden nicht verletzt.
Schwanebeck l Schwanebecks Bürgermeister Benno Liebner (CDU) fiel am Montagvormittag (12. Oktober) aus allen Wolken, als er von der Volksstimme mit dem Unglück konfrontiert wurde: Er wisse bislang noch nichts davon, so der ehrenamtlich tätige Kommunalpolitiker. „Da kann man froh sein, dass niemanden etwas passiert ist“, reagierte er schlichtweg entsetzt, nachdem er die Eckdaten zur Kenntnis genommen hatte.
Der Fakt, dass sich quasi in Sichtweite zur Stadt ein solches Unglück ereignet hat und er als Stadtoberhaupt bestenfalls indirekt davon Kenntnis erhält, sorgte bei Liebner für fassungsloses Kopfschütteln. Und nicht nur er blieb außen vor.
Nach Informationen der Volksstimme war die tonnenschwere Rotornabe mit den drei Rotorblättern bereits am Sonnabend (10. Oktober) offenbar aus heiterem Himmel zu Boden gestürzt. Am Sonntag (11. Oktober) machte die Nachricht dann in sozialen Netzwerken die Runde. Am Montag hatte auch die Polizei offiziell keine Kenntnis vom Unglück. Da niemand verletzt worden sei, sei man nicht einbezogen worden, hieß es auf Anfrage.
Bauamtsleiter Harald Brockelt von der Verbandsgemeinde Vorharz, der am Montagmorgen ebenfalls noch nichts von dem Unfall wusste, sagte später, dass keine Gefahr für die Allgemeinheit bestehe und dass sich diese Wege zu den Windrädern im Privatbesitz befänden. Selbst wenn dort keine Schilder mit ausdrücklichem Betretungsverbot stünden, dürften diese Wege eigentlich nicht genutzt werden, so Brockelts Sicht.
Eine Sicht, die durchaus Fragen aufwirft: Zwar sollte klar sein, dass reine Ackerflächen für Spaziergänger tabu sind. Allerdings sind alle Windkraftanlagen für Wartungszwecke mit einem Wegesystem erschlossen und so gut erreichbar. Und diese Wege nutzen Spaziergänger – auch mangels klarer Verbotsschilder und Grundstücksabgrenzungen – im Alltag gern.
Offenbar hat bislang allein die Kreisverwaltung offiziell Kenntnis vom Unglück bekommen. Man sei vom Anlagenbetreiber informiert worden, teilte Behördensprecherin Karina Wagenführ auf Anfrage mit. Daraufhin seien drei Vertreter des Umweltamtes am Montag vor Ort gewesen und hätten den Acker auf Verunreinigungen durch Schadstoffe wie Öl untersucht. „Es konnten jedoch keine Verunreinigungen festgestellt werden. Einzig am Turm war eine ausgelaufene Flüssigkeit erkennbar, die aber die Betonfläche nicht verlassen hat“, so Karina Wagenführ.
Fragen stellen sich derweil mit Blick auf die betroffene Betreiberfirma. Nach Recherchen der Volksstimme besteht der Windpark Schwanebeck aus 27 Windenergieanlagen. 23 davon werden regelmäßig vom Windkrafthersteller Vestas mit Sitz in Hamburg gewartet, so auch die betroffene Anlage, teilt Unternehmenssprecherin Christina Schmidt mit. Diese wurde im Jahr 2003 in Betrieb genommen. Zu der Ursache des Unglücks könne sie bisher keine Angaben machen. Eine genaue Untersuchung stehe noch aus. Die verbleibenden 22 Windräder blieben in Betrieb.
94 Meter tief seien die Rotorblätter samt Nabe der Windanlage in die Tiefe gestürzt. Dass mit dem Windrad etwas nicht in Ordnung sei, habe das Überwachungssystem, mit dem jede Anlage ausgestattet ist, an die Zentrale gemeldet, teilt Schmidt mit. Solch ein Vorfall wie dieser, sei extrem selten, so die Unternehmenssprecherin. Der Eigentümer dieses Windrades sei ein Däne, sagt Harald Brockelt.