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Eventort Wird Martinikirche neuer Veranstaltungsort?

Trennt sich die Kirche von der Martinikirche Halberstadt? Damit wäre der Weg für neue Nutzungen frei.

Von Jörg Endries 25.06.2020, 04:00

Halberstadt l Der CDU in Halberstadt und die evangelische Kirchen­gemeinde Halberstadt wollen gemeinsam den Weg für ein besonderes Projekt ebnen – die Martini­kirche, das Wahrzeichen der Kreisstadt, soll Halberstadts zentrale Veranstaltungshalle mit bis zu 800 Sitzplätzen werden. Denn die Kreisstadt hat ein großes Makel – sie besitzt seit der Schließung des Klubhauses vor mehr als 20 Jahren keinen großen und vor allem keinen attraktiven Veranstaltungssaal mehr.

Das soll sich ändern, waren sich die Teilnehmer einer Gesprächsrunde einig, an der unter anderem Sebastian Putz (CDU), Staatssekretär im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr, der CDU-Landtagsabgeordneter Daniel Szarata, Torsten Göhler, geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Gemeinde ­Halberstadt, sowie Dietmar Großmann, Vorsitzender der evangelischen Gemeinde, teilnahmen.

„Die Martinikirche ist ein Wahrzeichen Halberstadts. Das Stadtbild wird von ihr mitgeprägt. Sie liegt im städtebaulichen Erhaltungsgebiet ‚Altstadt‘ und damit innerhalb einer Fördergebietskulisse der Städtebauförderung“, betonte Sebastian Putz. Somit sei eine Förderung grundsätzlich möglich. Voraussetzungen wären neben einem Nutzungskonzept unter anderem eine Übernahme der Kirche durch die Stadt, eine kommunale Priorisierung beziehungsweise Sicherstellung der finanziellen Eigenmittel.

Anders als die Türme des Gottes­hauses, die sich schon seit langer Zeit im Besitz der Stadt befinden, gehört das ­Kirchenschiff der evangelischen Gemeinde Halberstadt. „Wenn wir den Breiten Weg neu gestalten und die Martinikirche als Veranstaltungshalle herausputzen, wäre das eine nachhaltige Belebung des Stadtzentrums, beginnend von der Schwane­becker Straße bis zur Schmiedestraße“, betonte Daniel Szarata. Martini ist ein Ort mit bewegter Geschichte als Bürgerkirche. In der Neuzeit sei sie 1989 der Ausgangspunkt für die friedliche Revolution in Halberstadt gewesen. Umbauten wären am Gebäude erforderlich. So müssten zum Beispiel Sanitäreinrichtungen errichtet werden. In Rede, aber noch nicht beschlossene Sache, sei auch eine neue Empore für mehr Sitzplätze. Seinen kirchlichen Charme dürfe Martini auf alle Fälle nicht verlieren.

Torsten Göhler sowie Dietmar Großmann können sich beide einen Verkauf der Martini­kirche gut vorstellen. „Allerdings haben wir darüber noch nicht mit den dafür verantwortlichen Gremien gesprochen und besitzen bislang auch noch kein Mandat“, sagte Göhler. Er unterstrich: „Wir wollen die Kirche nicht los werden. Martini ist der erste Ort in Halberstadt gewesen, wo die Reformation einzog, noch vor dem Dom.“ Daher bestünde eine große emotionale Bedeutung. Großmann: „Ich möchte auf jeden Fall, dass der Altar erhalten bleibt, ein kleiner Raum für Andachten muss dabei sein und auch das Projekt zur Restaurierung der Beck-Orgel muss weitergehen.“

Martin Oye, Vize-Vorsitzender der Gemeinde, erklärte, dass die kirchliche ­Nutzung mit drei bis vier Gottesdiensten im Jahr überschaubar sei. Hauptsächlich werde der Raum für Ausstellungen genutzt. Man benötige die Kirche nicht zur Selbstvorsorge für Gottesdienste. Kirche brauche auch Ausstellungen, Konzerte, Symposien, so Göhler. Bei Gästen der Stadt sei die ­Martinikirche beliebt. Ohne Werbung zu ­machen, würden sie jedes Jahr 20.000 Touristen besuchen.

Man müsse allerdings realistisch sein, die Gemeinde selbst könnte das Projekt Veranstaltungshalle nicht umsetzen, betonte Dietmar Großmann. Denn genau wie die Stadt Halberstadt wäre die evangelische Kirchengemeinde auf Fördermittel angewiesen, um einen notwendigen Um- und Ausbau der Kirche bezahlen zu können.

Die Teilnehmer der Gesprächsrunde gingen vorsichtig geschätzt von einem ­Millionenbetrag aus, der zur Finanzierung der Arbeiten erforderlich wäre. Die Idee zur Neunutzung des ­Gotteshauses sei gut, die Frage sei, wie das Projekt bezahlt werden soll, so die Kirchen­vertreter.

„Für Innensanierungen bekommen wir als Gemeinde keine Fördergelder, die Stadt ist hingegen förderfähig“, so ­Dietmar Großmann. „Wir haben in den zurückliegenden Jahren viel für den Erhalt der Martinikirche getan. Dazu gehört der Abschluss des ersten Bauabschnitts der Innenraumsanierung. Den zweiten und dritten Abschnitt bekommen wir aus eigener Kraft nicht mehr hin“, berichtet Torsten Göhler. Daher würde man sich gern mit der Politik und Wirtschaft vernetzen, um das Projekt Veranstaltungshalle voranzubringen.

Dietmar Großmann erinnerte daran, dass es vor mehr als zehn Jahren schon viel weitergehende Pläne für eine Neunutzung der Martini­kirche gegeben habe. Der Anbau von zwei Fahrstühlen am historisch wertvollen Gebäude und der Einzug einer Herberge unter dem Kirchendach seien im Gespräch gewesen. Ideen, die es Gott sei Dank weder auf ein Reißbrett noch in die Realität geschafft haben, waren sich die Gesprächsteilnehmer einig.