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Verkehrswege Nordharz-Autobahn ab Januar blau statt gelb

Am 1. Januar 2019 wird die Umwidmung der B 6 zur Autobahn A 36 sichtbar. Nicht nur für Harzer Wirtschaft überwiegen die Vorteile.

Von Frank Drechsler 19.12.2018, 23:18

Wernigerode l Kein anderes Thema in der letzten Zeit ist im Harz wohl so kontrovers diskutiert worden wie dieses. Vor allem an den Kosten von rund drei Millionen Euro für die Umwidmung hatten sich die Gemüter erhitzt. Von Steuergeldverschwendung wurde gesprochen.

Doch was ändert sich eigentlich? Der Verlauf der Bundesautobahn 36 (BAB) wird künftig in Braunschweig beginnen. Somit wird auch die von dort verlaufende BAB 395 nach Vienenburg umgewidmet und führt als A 36 über die Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt weiter bis nach Bernburg. Dort mündet die Straße nach 89 Kilometern auf sachsen-anhaltischer Seite in die A 14.

Daher werde die Umwidmung in der Wirtschaft überwiegend positiv gesehen. Für das regionale Handwerk beispielsweise sei die Umwidmung ganz klar mit einem Aufstieg der Region verbunden. Allein durch das bloße Aufführen einer Autobahn würden die Standorte entlang der Strecke im bundesweiten Ranking um einen zweistelligen Wert aufgewertet. „Das trägt zum Imagegewinn und damit zur Stabilisierung bei“, sagt der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Wernigerode, Andreas Heine.

Handwerksbetriebe würden ebenso wie Industrie und Tourismus die positiven Effekte von verkürzten Wegen schätzen. Ebenso wie eine deutlich wahrnehmbare Entlastung der Harzstädte vom Durchgangsverkehr. Lkw würden diese Strecke weiter auch als Autobahn benutzen und nicht auf Bundesstraßen ausweichen, da die Maut ja ohnehin schon auf diese erweitert worden sei, so Heine weiter. Die Kosten der Umwidmung halte er daher für eine nutzbringende Investition, die für die nächsten 30 bis 40 Jahre gut angelegt ist.

Ralf Grimpe, Leiter der Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer (IHK) Magdeburg in Wernigerode, pflichtet Andreas Heine bei. Auch für ihn sei die Umwidmung keinesfalls nur ein Austauschen von Schildern. Vielmehr werde es in der Tourismusbranche dadurch spürbar mehr Übernachtungen geben.

Grimpe: „Vor allem für Kurzzeiturlauber, die übers Wochenende hierher verreisen wollen, stellt sich der Harz wegen der Erreichbarkeit über eine Autobahn ganz anders dar.“ Und: „Es ist für sehr viele Menschen eben doch entscheidend, ob sie laut Navi die letzten 60 Kilometer zum Urlaubsort auf einer Autobahn oder auf einer Bundesstraße fahren müssen.“

Für den Geschäftsstellenleiter stehe auch fest, dass es durch die Umwidmung nicht sofort Ansiedelungen großer Konzerne geben wird. Die Harzer Wirtschaft sei aber schon jetzt sehr gut aufgestellt. Firmen könnten durch den Anschluss an das Bundesautobahnnetz vor allem bei Unternehmen punkten, die mit ihnen kooperieren wollen. Das Ausbauen von Geschäftskontakten sei in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen.

Das bereits erwähnte Ranking, welches den Harzkreis durch den Autobahnstatus um etwa 40 Plätze nach vorne bringe, sei eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür. Grimpe führt den Gedanken der Autobahnanbindung sogar noch etwas weiter: Er sagt: „Da wir in der ganzen Region keine Anbindung an einen ICE haben, hoffe ich auf eine Weiterführung der A 36 bis nach Seesen/Rhüden, wo wir dann den nahtlosen Anschluss an die A 7 hätten.“

Auch die Stadt Wernigerode sieht die Umwidmung als Imagegewinn. Ralf Quednau, Wirtschaftsförderer und Vorstand der Harz AG: „Wichtig für die Standortentwicklung und künftige Neuansiedelungen sind auch andere Rahmenbedingungen.“ Dazu gehöre zweifelsfrei die Aufwertung der B 6. Die Gewerbegebiete Wernigerodes seien schon jetzt hervorragend an diese wichtige Verkehrsader angeschlossen beziehungsweise sehr schnell darüber zu erreichen.

Sie und auch Gastronomie, Hotellerie und alle am Tourismus partizipierenden Firmen oder Institutionen würden profitieren. „Das gilt gleichermaßen für alle Bildungseinrichtungen wie die Hochschule Harz“, so Quednau.