Erster Weltkrieg Zeitreise an der Medingschanze
In Halberstadt ist vor 100 Jahren eine Anlage eingeweiht worden, die das Kampfgeschehen verdeutlichen sollte. Das Jubiläum wird gefeiert.
Halberstadt l Vor 100 Jahren tobte ein blutiger Krieg. Das Geschehen auf den Schlachtfeldern unterschied sich in Vielem von dem, was man bis dahin kannte. In Halberstadt gibt die Medingschanze nach Jahrzehnten des Dornröschenschlafes seit knapp drei Jahren wieder Auskunft darüber, was sich hinter dem Begriff Stellungskrieg verbirgt.
Die Mitglieder des Vereins Halberstädter Berge laden am morgigen Sonnabend von 10 bis 17 Uhr und am Sonntag von 9 bis 13 Uhr zu einer Zeitreise ins Jahr 1916 ein. Die Medingschanze in den Spiegelsbergen wurde am 10. Juni 1916 als Übungs- und Schauanlage eingeweiht.
Jetzt, 100 Jahre später, soll mit historischen Uniformen, mit Darstellern aus dieser Epoche in Zivil, mit Kürassieren zu Pferde, mit einer uralten, holzbereiften Gulaschkanone, mit Ausstellungsstücken und vielen Erklärungen an diese Zeit erinnert werden.
Und um dem Vorwurf zu begegnen, man wolle mit der Erinnerung an diesen Teil der Stadtgeschichte den Krieg verherrlichen, wird es eine Gedenkveranstaltung und Lesungen aus Soldatenbriefen geben. Auch viele Halberstädter sind damals in den zermürbenden, jahrelangen Stellungskämpfen auf den Schlachtfeldern an der Somme und an der Maas ums Leben gekommen oder kamen schwer gezeichnet an Körper und Seele aus einem Krieg zurück, den man später den Ersten Weltkrieg nennen sollte.
Die Vereinsmitglieder freuen sich, dass mehr als 50 aktive Teilnehmer die Einladung nach Halberstadt angenommen haben. „Es gibt Anmeldungen historischer Darsteller aus ganz Deutschland und sogar aus Polen, Tschechien, der Schweiz und Holland“, sagte Roswitha Hutfilz vom Verein.
Am Sonnabend soll es im Rahmen einer Kranzniederlegung einen symbolischen Händedruck zwischen Deutschen und Franzosen geben. Es handele sich dabei zwar um deutsche Darsteller in französischen Uniformen, aber diese Geste ist den Teilnehmern sehr wichtig, betonte Hutfilz.
Für das leibliche Wohl der Besucher wird mit Angeboten nach zum Teil zeitgenössischen Rezepten gesorgt. Aber entgegen der vor 100 Jahren bestehenden Pflicht zur Zahlung „eines kleinen Betrages“ wird auf Eintritt verzichtet. Ziel der Vereinsmitglieder ist jedoch, Geld für die Sanierung des Obelisken mitten in der Grabenanlage zu sammeln. Spenden sind also willkommen.
Die Besucher werden gebeten, nicht mit dem Auto anzureisen. Wer nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Medingschanze kommen möchte, für den steht ab Haltestelle „Schafstall“ (Hans-Neupert-Straße/Einmündung Kirschallee) ein Shuttle-Bus zur Verfügung.