Hubertusmesse in der Veltheimer Kirche / 70 Jäger in Hegegemeinschaft Fallstein aktiv Zum Hubertustag wird\'s still im Wald
Die Hubertusmesse in Veltheim zog am Sonnabend wieder zahlreiche Besucher aus vielen Orten der Landkreise Harz, Wolfenbüttel, aus Braunschweig und anderen Gegenden an.
Veltheim l Wie der Veltheimer Jäger Mirko Blume informierte, kam ein Besucher der Hubertusmesse sogar aus Hawaii. Er war zwar nicht extra aus dem Pazifik in das Fallsteindorf angereist, besuchte aber mit seinem Verwandten, einem Schöppenstedter Arzt, aus Interesse diese nunmehr fünfte Messe.
Blume gehörte zusammen mit dem Rohrsheimer Heinz Mühlenkamp sen. zu den Hauptorganisatoren dieser Veranstaltung. Beide betonten, dass ohne die vielen anderen Helfer die gesamte Arbeit, zu der zum Beispiel der Aufbau des großen Zeltes auf dem Kirchplatz gehört, nicht zu bewältigen gewesen wäre.
Veranstalter waren das Kirchspiel Veltheim und die Hegegemeinschaft Fallstein. Die Johannis-Kirche wurde mit Laub und mehreren präparierten Tieren, die sonst lebendig in unseren heimischen Wäldern und auf Feldern zu sehen sind, geschmückt.
Blume, Mühlenkamp und auch Heinz-Dieter Hünsche aus Osterwieck, der Vorsitzende der Hegegemeinschaft Fallstein, sprachen von einer "eingeschworenen Gemeinschaft", die vor der Messe tüchtig Hand anlegt. Hünsche leitete diese Jubiläumsmesse in der Kirche mit Grußworten ein und wies auf die Brunft hin. "Lauschen sie still im Wald. Aber um den Hubertustag herum ist es mit der Brunft vorbei." Dieser Tag ist jährlich am 3. November.
"Ich freue mich jedes Jahr auf diese Hubertusmesse und auf einen gesunden Wald", betonte Pfarrer Stephan Werther. Er dankte allen Helfern und Jagdhornbläsern sowie Uwe Bückner aus Osterode, der dafür sorgte, "dass Fleisch zu Gulasch wird." Die Jäger würden ihren Dienst für die Gesellschaft und Natur verrichten. "Sie töten Tiere als verantwortliches Haushalten im Interesse von Wald und Wild", ergänzte Werther in der vollen Kirche St. Johannis.
Für die musikalische Umrahmung dieser Hubertusmesse sorgten Jonas Werther an der Orgel, sowie die Jagdhornbläsergruppe Fallstein unter der Leitung von Thomas Päschke, der Mitglieder aus Hoppenstedt, Osterwieck und Schauen angehören, und die an Mitgliedern stärkere Jagdhorngruppe Huy unter der Regie von Frank Kettner aus Dingelstedt. Unter anderem gefielen diese Bläser mit Jägermärschen, dem Hubertusmarsch und "Auf, auf zum fröhlichen Jagen".
Nach dem Gottesdienst wurden in gemütlicher Runde zahlreiche Gespräche geführt. Uwe Bückner und Stephan Werther kamen mit dem Ausschenken der Wildgulasch-Portionen zunächst kaum nach. "Wir hatten insgesamt 60 Liter", informierte Bückner mit einem abschätzenden Blick in den Kessel. Einige Minuten später ist der Behälter leer gewesen, die Besucher versorgten sich nun mit Bratwürsten und anderen Speisen.
"Der Hegegemeinschaft Fallstein gehören etwa 70 Jäger an, die in zehn Mitgliedsrevieren tätig sind", gab Heinz-Dieter Hünsche Auskunft. Nach seinen Worten befinden sich diese Jagdreviere im Großen Fallstein und auf angrenzenden Feldern. Ein Jagdjahr reicht vom 1. April bis zum 31. März des Folgejahres. Außer Rehwild wurden bisher 53 Stück Damwild und 35 Schwarzwildtiere erlegt. "Die Zahl der abgeschossenen Tiere, zu denen hauptsächlich Füchse und Waschbären gehören, beträgt bisher 100", erklärte der Vorsitzende der Hegegemeinschaft Fallstein. Mirko Blume betonte: "Wir dürfen nicht wahllos jagen. Abschusspläne müssen eingehalten werden." Probleme mit Tieren oder Menschen habe es bisher nicht gegeben. Ein Dorn im Auge sind Heinz-Dieter Hünsche allerdings "unvernünftige Hundeführer" und "Motocross-Fahrer im Wald", weil sie Schäden anrichten.
Lothar Streithoff aus Langenstein erinnerte im Gespräch daran, dass die "Tradition der Hubertusmesse mit Hörnerklang nicht selbstverständlich" sei. Derartige Veranstaltungen gebe es nicht überall.
"Die Idee, eine Hubertusmesse in einem der Orte am Fallstein zu veranstalten, wurde in Rohrsheim während eines Singabends geboren", erinnerte sich Heinz Mühlenkamp Senior, der gemeinsam mit dem Roklumer Landwirt Andreas Lüttge in einem Revier südlich von Veltheim als Jäger tätig ist. Mühlenkamp erklärte, weshalb das Damwild in Grenzen gehalten werden muss: "Es schält an Bäumen, wie Eschen, die Rinde ab." In diesem Jagdjahr hat er bisher 18 Tiere erlegt, hinzu kommt die gleiche Anzahl an Rehen und "etwa 20 Stück" Schwarzwild.
Wildschweine werden oft nachts gejagt, Damwild und Rehe am Tage. "Der Beginn ist eine Stunde vor Sonnenaufgang, Schluss bis eine Stunde nach Sonnenuntergang", erklärte Heinz Mühlenkamp. Einige Waschbären und Füchse hat der Rohrsheimer auch schon abgeschossen. "Das Schwarzwild macht oft Ärger auf unseren Feldern und zerstört bei der Futtersuche die Kulturen", verdeutlichte er. Im Wald dagegen würden sich die Wildschweine durch das Aufwühlen des Erdbodens nützlich machen, weil sie die Samen von Bäumen in die Erde wühlen. Dadurch wachsen dann neue Bäume nach.
Einmal im Jahr verabreden sich alle Jäger aus allen Revieren zu einer Hubertusjagd. "Selbstverständlich müssen wir im Abschussplan bleiben", verdeutlichte Senior Mühlenkamp. Andreas Lüttge nannte als Termin den 26. November. Er wies auf Tiere hin, die ungestört aufwachsen und geschützt werden müssen. Und damit das geschieht, soll nicht jeder den genauen Wohn- oder Brutort wissen, verdeutlichte Lüttge. Erst vor einigen Tagen hat er, selbstverständlich ohne zu stören, einen Schwarzstorch beobachtet; denn diese Störche ziehen später als Weißstörche.