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Kitzretter im Einsatz Zum Wohle der Bambis

Die Wiesen-Sheriffs haben sich der Rettung von Rehkitzen verschrieben und kürzlich ihre erste Einsatz-Saison beendet. Wie sie gelaufen ist und was es zu berichten gibt.

Von Maria Lang Aktualisiert: 14.07.2023, 09:02
Diese zwei kleinen Kitze waren ganz frisch gesetzt – und konnten Dank der Wiesen-Sheriffs gerettet werden.
Diese zwei kleinen Kitze waren ganz frisch gesetzt – und konnten Dank der Wiesen-Sheriffs gerettet werden. Foto: Wiesen-Sheriffs

Pabstorf/Huy - Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren ist die Mission der Wiesen-Sheriffs. Dazu haben die Tierschützer aus Pabstorf im vergangenen Jahr aus einer losen Interessenvereinigung heraus einen eingetragenen Verein gegründet (die Volksstimme berichtete).

Ausgestattet mit gleich zwei vereinseigenen Drohnen, die dank Fördergeldern des Landes aus Mitteln der Jagdabgabe angeschafft werden konnten, startete in diesem Frühjahr die erste „richtige“ Saison.

„Unseren ersten Einsatz hatten wir am 18. Mai“, erzählt Nicole Winkler, stellvertretende Vereinsvorsitzende. „Von da ging es bis Ende Juni.“

Treffpunkt im Morgengrauen: Die  Wiesen-Sheriffs besprechen den anstehenden Einsatz.
Treffpunkt im Morgengrauen: Die Wiesen-Sheriffs besprechen den anstehenden Einsatz.
Foto: Wiesen-Sheriffs

In den meisten Fällen finden die Einsätze im Morgengrauen statt, um die jeweiligen von den Landwirten gemeldeten Flächen vor der anstehenden Mahd nach Kitzen abzusuchen. Problem ist, dass junge Kitze noch keinen Fluchtinstinkt haben und sich stattdessen flach ins Gras ducken, in dem sie von den Mutterricken abgelegt worden sind. Was gegen Fressfeinde gut funktioniert, führt beim Anrollen moderner Mähdrescher zu Verstümmelung und Tod – und eben dieser soll durch das Absuchen der Felder verhindert werden.

Um das hohe Pensum an Einsätzen und dabei abzusuchenden Flächen zu schaffen, sind die Wiesen-Sheriffs auf Hilfe angewiesen. „Wir sind aktuell 18 Mitglieder, die würden das allein niemals schaffen“, erklärt Nicole Winkler. „Deshalb brauchen wir möglichst viele Helfer, die uns unterstützen.“ Davon habe es – alte Hasen und Neulinge – in dieser Saison rund 40 gegeben, die mitunter fast täglich dabei gewesen seien.

„Wir sind wirklich froh über die Unterstützung – ohne die das alles gar nicht möglich wäre“, sagt sie im Namen des gesamten Vereins.

Um auch im kommenden Jahr, in dem der Einsatz zum Wohle der Bambis natürlich fortgesetzt werden soll, wieder aktiv werden zu können, sei man auch weiterhin auf Mitglieder, Helfer und Sponsoren angewiesen. „Zum einen brauchen wir natürlich finanzielle Unterstützung, aber auf der anderen Seite eben auch Leute, die bei den Einsätzen dabei sind“, so Winkler. Letzteres sei ganz unverbindlich und ohne bindende Mitgliedschaft möglich, sagt sie. Hier werde man dann kurz vor der neuen Saison wieder auf die Suche gehen.

Zahlen sind zum Wettstreit geworden

Mit Zahlen über die vergangenen Saison tue sie sich ein wenig schwer. „Das ist zu einem richtigen Wettkampf geworden zwischen den verschiedenen Kitzretter-Organisationen – von denen es inzwischen ja ein paar gibt“, berichtet Nicole Winkler. „Viele messen sich gegenseitig daran, wie viele Kitze sie gerettet oder wie viel Hektar Fläche sie abgesucht haben. Aber darum geht es uns gar nicht. Bei uns steht das Tierwohl absolut im Vordergrund.“

Dennoch könne sie sagen, dass in diesem Jahr 25 Einsatztage stattgefunden haben – deutlich mehr als im Vorjahr, wo man aber auch noch keine Drohnen gehabt und anders organisiert gewesen sei.

An diesen 25 Tagen seien – vorrangig im Großen Bruch, aber auch vereinzelt darüber hinaus – mehr als 1000 Hektar (also rund 1400 Standard-Fußballfelder) abgesucht und dabei mehr als 100 Kitze gerettet worden.

Technik macht vieles einfacher

Neben dem großen Dank an die Helfer, die absolut zuverlässig und verlässlich gewesen seien, wie Nicole Winkler lobt, habe sich auch die Zusammenarbeit mit den Landwirten verbessert. „Hier ist auch technisch dank der Drohnen einiges möglich“, erklärt sie. „So kann zum Beispiel die Größe des abzusuchenden Feldes direkt elektronisch übermittelt werden und als Gemarkung auch für das kommende Jahr übernommen werden. Das macht es deutlich einfacher.“

Zum Abschluss der Saison haben die Wiesen-Sheriffs eine kleine Dankeschön-Veranstaltung organisiert, um einen gegenseitigen Austausch und ein besseres Kennenlernen untereinander zu ermöglichen. „Während der Einsätze ist es immer ein wenig schwierig mit der Kommunikation, deshalb dachten wir, wir holen alle, also sowohl Helfer als auch Landwirte, einmal zusammen“, so die Pabstorferin. Bei Burgern und Getränken wurde so gemeinsam die Saison bilanziert.

Bevor im kommenden Frühjahr die neue Saison startet, sind die Sheriffs jedoch nicht untätig, wie Nicole Winkler abschließend erklärt. „Wir helfen zum Beispiel, wenn nach Unfällen die Rehe nicht gleich gefunden werden – und eigentlich bei allem, wo eine Drohne mit Wärmebild von Nutzen ist.“Kommentar Seite 13