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Agrarforum Landwirte diskutieren Klimaschutz

Sein jährliches Agrarforum hat der Landjugendverband Sachsen-Anhalt in Haldensleben veranstaltet. Zu Gast war auch die Umweltministerin.

Von Julia Schneider 17.12.2018, 00:01

Haldensleben l „Wir haben alle in diesem Sommer die Dürre erlebt, im letzten Jahr den Starkregen im Harz und die Schlammlawinen an vielen Stellen im Land. Es ist also völlig klar, dass wir uns diesem Thema stellen müssen“, leitete Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen) eine Rede beim Agrarforum des Landjugendverbandes Sachsen-Anhalt in Haldensleben ein. Im Plenum saß Dalbert mit Bernhard Daldrup (CDU), dem Vorsitzenden des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Landtag, Jochen Dettmer, dem Präsidenten des Bauernbundes Sachsen-Anhalt, Jörg Kamprad, dem 1. Vizepräsidenten des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Carl Christian Köhler von der Jungen DLG und Wiebke Fehse vom Landjugendverband Sachsen-Anhalt. Als Thema des Abends hatte der Landjugendverband die „Auswirkungen des Klimawandels im ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt und die Entwicklung partizipativer Lösungsstrategien“ festgelegt.

„Wir haben 750 Anträge auf Dürrehilfe. Damit sind wir das Bundesland mit den meisten Anträgen“, berichtete Claudia Dalbert und untermauerte damit, wie sehr der heiße trockene Sommer 2018 die Landwirte in Sachsen-Anhalt getroffen hat. Das Land habe bereits mit den Vorauszahlungen an die Landwirte begonnen. In Zukunft werde es vor allem stark auf die Risikovorsorge der landwirtschaftlichen Unternehmen ankommen, sagte die Ministerin, dabei müsse man auch schauen, wie das Land und der Bund dabei finanziell helfen könnten.

„Wir haben aber auch viele andere Themen, die wir miteinander angehen müssen“, erklärte Claudia Dalbert und sprach die CO2-Speicher-Funktion des Bodens, den Umgang mit Dünger, den Aufbau von klimastabilen Wäldern und das Speichern von Wasser für die Landwirtschaft an.

„Wir müssen anfangen, neu zu denken, Wasserressourcen anders zu nutzen, uns überlegen, wie wir Speicherkapazitäten organisieren, müssen uns als Landwirte aber auch fragen, welche Pflanzen das Wasser am besten nutzen“, erklärte Bernhard Daldrup. Er sprach auch die Nutzung von organischen Düngern an, für die Landwirte vielerorts verteufelt werden. Es heiße oft „weniger Betriebsmitteleinsatz ist gleich mehr Biodiversität, mehr CO2-Einsparung und mehr Klimaschutz. Diese Rechnung geht so nicht auf“, sagte Daldrup. Das Thema griff auch Carl Christian Köhler auf und bat die Politik darum, Neonicotinoide wieder zuzulassen und Glyphosat für die Landwirte zu erhalten.

Der Landwirt aus Siestedt berichtete außerdem, welche Strategien er in seinem Betrieb anwendet, um sich dem Klimawandel anzupassen. Dazu gehöre beispielsweise, Kulturen das ganze Jahr über verteilt anzubauen, um dauerhaft Niederschläge nutzen zu können.

Die Landwirte seien vor allem Opfer des Klimawandels und nicht, wie oft behauptet, Hauptverursacher, erklärte wiederum Jochen Dettmer. Laut Umweltbundesamt seien die Landwirte im Jahr 2016 beispielsweise 7,2 Prozent für den Ausstoß von Treibhausgasen verantwortlich gewesen. „Lachgas und Methan sind nicht wegzudiskutieren und da haben wir auch einen Anteil dran“, sagte Dettmer. Co2 komme aber hauptsächlich aus stationärer und mobiler Verbrennung in Ballungsgebieten. Um dem Klimawandel zu begegnen, müssten die Landwirte Dettmer zufolge „so viel Wertschöpfung generieren, dass wir auch in schlechten Jahren überbrücken können“.

Jörg Kamprad hingegen machte auf den Klimawandel als globales Problem aufmerksam und nutzte als Beispiel den Rückgang des Rapsanbaus in Sachsen-Anhalt. In seinem Gedankenspiel führte dieser am Ende zur Abholzung wertvollen Regenwaldes. Landwirtschaft in Europa und der Welt hänge zusammen, verdeutlichte Kamprad. Die Landwirtschaft sei ein Schlüssel, um Klimaschutzprobleme zu lösen, nötig seien dafür politische Entscheidungen in Deutschland und in der EU. Die Landwirte müssten sich in einer Gesellschaft neu finden und definieren, die die besten Produkte für den niedrigsten Preis haben wollen würde und dafür zur Not auch auf Produkte zurückgreife, die nicht aus der Region kommen.