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Hobby Calvörderin besitzt Servietten aus New York, Prag und Leipzig

Ilona Lauckert sammelt seit vielen Jahren Servietten aus aller Welt. Familienmitglieder und Freunde bringen der Calvörderin aus Gaststätten hübsch gestaltete Sammelstücke mit, wie aus Leipzigs Auerbachs Keller und aus dem U Fleků in Prag, dem Wallfahrtsort der tschechischen Biertrinker. Heute wie damals sind die Papiertücher beliebte Werbeträger.

Von Anett Roisch 09.09.2023, 11:15
Ilona Lauckert sammelt Servietten. Oster- und Weihnachtsmotive in Hülle und Fülle, verschiedene Sonnenblumen … Die gesamte Farbpalette mit allen Schattierungen kann sie mit Servietten belegen, denn sie hat sie alle – und noch viel mehr.
Ilona Lauckert sammelt Servietten. Oster- und Weihnachtsmotive in Hülle und Fülle, verschiedene Sonnenblumen … Die gesamte Farbpalette mit allen Schattierungen kann sie mit Servietten belegen, denn sie hat sie alle – und noch viel mehr. Foto: Anett Roisch

Calvörde - Ilona Lauckert hat eine Leidenschaft: Sie sammelt Servietten. „Auf einer Familienfeier meiner Freundin vor über 20 Jahren fing alles an. Da war eine Frau zu Gast, die sich bei der Party eine Serviette in ihre Tasche steckte. Ich fand die Idee - die Papiertücher zu sammeln - schön“, erinnert sich Ilona Lauckert.

Seitdem gehört die Calvörderin zu der Sorte Mensch, die bei einer Feier, in einem Hotel oder in einer Gaststätte zuerst auf den gedeckten Tisch schaut, ob da vielleicht ein Objekt ihrer Begierde liegt.

Bald hatte es sich herumgesprochen, dass Ilona Lauckert die sogenannten Mundtücher sammelt. Familienmitglieder, Freunde und Bekannte, alle bringen ihr von ihren Reisen Servietten mit.

„Meine Tochter Viola sowie die Enkel Louis, Levin und Deklan haben für mich schon Servietten eingesackt. Und mein Enkel Louis überraschte mich mit einem Papiertuch aus Dresden. Jetzt ist er gerade im Schüleraustausch in den USA. Mal schauen, ob er mir wieder ein Mitbringsel für meine Sammlung besorgt“, sagt sie voller Vorfreude und zeigt auf die neueste Errungenschaft, eine Serviette aus Leipzig von der legendären Gaststätte „Auerbachs Keller“. Faust und Mephisto sind darauf zu sehen.

Manche Mundtücher rascheln wie Papier, andere sind derb und hart, einige sind schrullig. Es gibt runde, viereckige und dreieckige, mit dabei sind einfarbige und bunte. „Einige sind so schön, da möchte man sich nicht die Finger oder gar den Mund daran abstreifen“, plaudert die 72-Jährige, die ihre Schätze in zwölf Ordnern aufbewahrt.

Weihnachtsmotive füllen allein drei Sammelordner

Egon Tuchalski unterstützt die Sammelleidenschaft seiner Lebensgefährtin. „Noch haben wir genug Stauraum im Haus“, sagt er schmunzelnd mit dem Blick auf die vielen Ordner. Darin sortiert die Sammlerin nach Themen, wie Blumen, Tiere, Pflanzen, Jahreszeiten, Landschaften, Städte und Länder, ihre Schätze. Allein drei Ordner besitzt sie mit Weihnachtsmotiven.

Heute wie damals ist das Papiertuch auch ein beliebter Werbeträger. Regionale Servietten sind dabei: Von der Seeterrasse in Flechtingen und dem Braunen Hirsch in der Altmark. Besonders gern zeigt sie die Servietten, die sie von eigenen Urlaubsreisen, wie aus Gaststätten an der Ostsee, der Nordsee oder aus dem Hotel „Up-Hus-Idyll“ in Neuruppin mitgebracht hat.

Bei Gartenpartys nur die einfachen Papiertücher

Etwa 1500 verschiedene hat Ilona Lauckert in über 25 Jahren gesammelt. „Fast alle Servietten habe ich geschenkt bekommen. Ich kaufe mir keinen Packen, nur um ein neues Motiv zu haben“, sagt sie. Eine Serviette mit einem Mädchen im Dirndl aus Bayern gehört zu den Souvenirs. „Wenn ich von meinen Servietten schwärme, heißt es immer, dass ich doch mal eine Serviettenparty machen soll. Aber ich habe ja meist nur eine oder manchmal zwei von einer Sorte, da bin ich einfach zu geizig, um diese zu benutzen“, gesteht Ilona Lauckert. Bei eigenen Feiern schaut die Sammlerin ganz genau, was sie ihren Gästen präsentiert. Es gibt also keine 0815-Dekorationen. Abstriche mache sie nur beim Grillen im Garten, da reichen ihr auch mal die ganz einfachen Exemplare. Bei Kindergeburtstagen liegen da Papiertücher mit tanzenden Fröschen, singenden Zwergen, Eulen, Spatzen und Marienkäfer. Bei Hochzeiten sind es meist Blumen, Gräser oder andere aufwendig gestaltete Designermotive.

Die am weitesten gereiste Serviette ist eine aus Kanada, die sie von einer Freundin geschenkt bekommen hat. Von New York über den Ozean bis ins Album der Sammlerin schaffte es eine Serviette, auf der die Flagge der USA samt Freiheitsstatue gedruckt ist.

Eine Rarität ist auch das Papiertuch von der Jahrtausendwende mit der Aufschrift „2000“. „Die gebe ich natürlich nicht weg.“

„Dinner for One“ mit Miss Sophie und Butler James

Aber auch kultige Partyservietten sind dabei, wie eine Herde mit einem schwarzen Schaf und die Buffetserviette zu Silvester vom „Dinner for One“ mit Miss Sophie und Butler James als Motiv.

Aus einem chinesischen Restaurant hat die Calvörderin kuriose Servietten mit aufgedruckten Vokabeln mitgebracht. Man lerne also auch bei diesem Hobby stets dazu. Kult ist das Papiertuch aus der berühmtesten Brauerei in ganz Böhmen, dem U Fleků in Prag. Neben Vielfalt und Farbenfreude hat ihr Hobby noch eine nicht von der Hand zu weisende Eigenschaft: „Es nimmt nicht viel Platz in Anspruch und kostet nichts.“

Der Spruch aus einem Restaurant in Büsum beschreibt treffend die Funktion der Sammelobjekte. „Auch wenn Sie mich gerade nicht gebraucht haben, werfen Sie mich bitte nicht weg! Ich bin nämlich sehr vielseitig. Man kann mich wunderschön falten, mit mir laufende Nasen putzen, etwas Verschüttetes aufwischen, sich den Mund säubern, ein kleines Wehwehchen verarzten oder mich einfach nur aufbewahren, um mich gelegentlich hervorzuholen und von Büsum zu träumen.“