Politik und Wirtschaft in der Börde Festakt in Calvörde: Musik, Suppe und Sekt
Für einen Neujahrsempfang scheint es nie zu spät zu sein. Die Gemeinde Calvörde bietet einen Mix aus Politik, Kultur und Wirtschaft. Warum sich die Kommune trotz knapper Kasse so viele Gäste einlädt.

Calvörde. - Ein Glas Sekt in der Hand, Häppchen im Mund und Wünsche im Kopf – der Neujahrsempfang scheint der perfekte Auftakt zu sein, um erst vor kurzem das neue Jahr zu begrüßen. Und während die Suppe dampft und die Gespräche genauso prickeln wie der Sekt, wird eines klar: 2025 kann trotz knapper Kassen kommen – mit allem, was es zu bieten hat.
Calvördes Bürgermeister Hubertus Nitzschke (UWG) eröffnet die Veranstaltung mit einer Ansprache, in der er das vergangene Jahr Revue passieren lässt. Er ist seit gut einem Jahr als Gemeindechef im Ehrenamt.
„Im Vorfeld hatte man mir empfohlen, den Empfang nicht durchzuführen. Calvörde habe doch kein Geld. Wir müssen sparen. Der Aufwand sei zu hoch. Aber solch ein Treffen ist notwendig, um allen, die sich für Calvörde einsetzen, die hier Arbeitsplätze schaffen und sich um das soziale Umfeld kümmern, Danke zu sagen“, betont der Bürgermeister. Seiner Ansicht nach seien Gespräche wichtig, um sich besser kennenzulernen und Probleme anzusprechen.
Selten Mut zum Risiko
„Nach den Wahlen 2024 haben wir neben den langjährigen Ratsmitgliedern auch neue Gesichter im Gemeinderat. Das hat sich inzwischen gut eingespielt. Die Herausforderungen sind natürlich nicht leichter geworden“, sagt Nitzschke. Seiner Ansicht nach habe die Kommune sehr viele Projekte angeschoben.
„Als Unternehmer aus der freien Wirtschaft in die Verwaltung überzugehen, war für mich wie eine Vollbremsung in voller Fahrt. Es war ein Jahr des Lernens, zum Beispiel, wie Verwaltung funktioniert“, schildert der Bürgermeister. Er habe verstärkt festgestellt, wie die Bürokratie Vorhaben verzögere. Kurzfristige Entscheidungen und Mut zum Risiko seien selten. „Sicher müssen Vorschriften eingehalten werden, aber keiner hinterfragt den Sinn oder Unsinn. Sehr oft hat mich die Verwaltung auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt“, betont er.
Teiche werden entschlammt
Begonnene Projekte sollen 2025 fertig werden. Als Beispiele nennt er den Bau des Bode-Weges und des Gänsefleckens, die Entschlammung des Sportboothafens und die der Teiche in Mannhausen und Elsebeck. In jedem Ortsteil wurde 2024 etwas getan – wenn es auch nur Kleinigkeiten waren, so seien doch einige Wünsche der Bewohner abgearbeitet worden. Ein großes Lob geht an die Mitarbeiter des Bauhofes, die mehr als nur ihren Job erledigen würden. Der Bauhof wurde mit zwei neuen Transportern und diversen Kleingeräten ausgestattet. Demnächst wird ein Kommunaltraktor geliefert, der die Arbeitsbedingungen weiter verbessern soll.
Als einen Glücksfall bezeichnet der Bürgermeister, dass die gemeindeeigene Gaststätte im Grieps vermietet werden konnte. Gäste können dort nun wieder speisen. „Das größte Projekt ist der Neubau der Mensa der Sekundarschule. Wir liegen im Plan mit der Fertigstellung zum Schulbeginn 2026“, blickt er voraus.
2025 habe finanziell schlechte Vorzeichen. „Das für die Finanzplanung 2025 – entsprechend dem Finanzausgleichsgesetz zuständige Jahr 2023 – hatte ein gutes Ergebnis. Dies führte aber zu einer Erhöhung der Kreis- und Verbandsgemeindeumlage. 2025 wird mit tiefroten Zahlen von fast 900.000 Euro im Minus abschließen“, erklärt er. Sparsamkeit auf allen Ebenen sei angesagt. Und auch mit Erhöhungen müsste gerechnet werden. Die Gemeinde hoffe auf Unterstützung des Landes und habe einen Antrag auf Zuwendung aus dem Ausgleichsstock gestellt.
„Es ist ein Griff nach jedem Strohhalm als Ausweg aus der Misere, für die wir nichts können“, sagt Nitzschke und betont, dass er trotzdem optimistisch nach vorn schaue. Grund sei, dass die Vereine mit engagierten Leuten tolle Arbeit leisten.

Zuletzt appelliert er an die Bürger, nicht ihren Müll in die Landschaft zu werfen. Um die Gemeinde zu verschönern, soll der Jägersteg erneuert werden. Eine Spendenaktion wurde ins Leben gerufen. Der Bürgermeister motiviert, Geld in die Spendenbox zu stecken.
Landtagsabgeordneter Tim Teßmann (CDU) versichert, dass er immer gern nach Calvörde komme. Als Grund dafür hebt er die Wirtschaftsstammtische mit über 75 Firmen hervor. „Seit Jahren beschäftigt mich ein Thema besonders, das ist der Bau einer Sporthalle. Wir haben da viele Mitstreiter und einen runden Tisch organisiert. Ich hoffe auf die Verbandsgemeinde, dass wir gemeinsam eine Lösung für unseren Nachwuchs hinbekommen“, so Teßmann.
„In Calvörde und in den Ortsteilen findet ein sehr aktives Leben statt“, stellt Landrat Martin Stichnoth (CDU) fest und dankt den Ehrenamtlichen. Gelungen sei es in Calvörde, Vereine und Unternehmen zusammen zu bringen.
Stadt ist ein bisschen blank
Marc Blanck (CDU), Bürgermeister der Einheitsgemeinde Oebisfelde-Weferlingen, sagt: „Unsere Gemeinden verbinden nicht nur der Kanal und eine Haushaltslage, die zu wünschen übrig lässt, sondern auch eine gemeinsame Verwaltungsvergangenheit.“ Blanck betont, dass Calvörde stolz darauf sein kann, trotz knapper Kasse einen Empfang zu veranstalten. „Das haben wir in Oebisfelde-Weferlingen in elf Jahren nicht auf die Beine gekriegt. Die Gemeinde lebt nicht nur von den ehrenamtlichen Kommunalpolitikern, sondern von der Gemeinschaft“, betont der Chef der Einheitsgemeinde und ergänzt: „Auch wenn die Stadt Oebisfelde-Weferlingen gerade ein bisschen blank ist, habe ich etwas Geld für euren Jägersteg zusammengekratzt.“