Wurstsingen Fleischer lässt in Etingen Peitsche knallen
Mit ihrem Gesang und dem wilden Treiben haben die Wurstsänger versucht, den Winter zu vertreiben.
Etingen l Wenig zu sagen haben die Männer an Weiberfastnacht, denn an diesem Tag herrschen die Frauen. In Etingen hingegen gibt es das Wurstsingen, bei dem die Männer und jungen Burschen das Zepter und damit die alleinige Herrschaft übernehmen. „Auch ich gehörte damals als junger Mann zu den Wurstsängern. Wir sind früher ebenfalls singend von Haus zu Haus gezogen“, erinnerte sich Manfred Heine, der den jungen Männern einen Geldschein zusteckte. Das Singen entstand 1924 aus der Not heraus. Vom Ursprung her zogen Knechte und Mägde einst durch das Dorf, um von den wohlhabenden Bauern Lebensmittel zu erbitten. Einer der Sänger war schon damals der Fleischer, der seine Peitsche knallen ließ. Er wurde von Läufern begleitet. Mit getrockneten und aufgepusteten Schweineblasen kündigte die wilde Bande ihr Kommen an. Lautstark wurde gesungen und getanzt. Dafür bedankten sich die Hausbewohner mit einer Bratwurst, die sie wie eine Trophäe an einem langen Stock befestigten. Um die Sänger zufrieden zu stellen, holten die Etinger damals schnell Eier aus dem Hühnerstall. So ähnlich funktioniert es heute immer noch. Neben der Würste und der Eier gibt es außerdem noch Wein, Schnaps sowie Obst. Auch vor der Tür der Familie Täger machten die Wurstsänger Halt, um mit dem Spektakel den Winter zu vertreiben. „Ich finde es sehr gut, dass die Jugend diesen Brauch fortführt“, sagte Friedhelm Täger, der eine riesige Flasche Wein rausrückte.
„Während früher immer nur Junggesellen dabei waren, sind es jetzt auch einige bereits verheiratete Männer, die helfen, dass die Tradition nicht ausstirbt“, erzählte der Schlachter und verkündete, dass es in diesem Jahr einen Neueinsteiger und einen Zugezogenen gibt. Beide wurden vom harten Sängerkern angelernt. Die Etinger rückten wieder großzügig und freiwillig Speisen sowie Getränke heraus. Es gab sogar Leute, die sich telefonisch abgemeldet und genau beschrieben hatten, wo auf dem Hof die Gaben bereitstehen. Glück gehabt, denn wer nichts gibt, steht im Dorf als Geizhals da. Am Abend und am Tag danach wurde die reiche Beute aufgefuttert.