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Fördermittel Geldgeberschildchen kommen gut an

Drei Millionen Euro hat die EU in Schloss Hundisburg investiert. Jetzt hat sich der EU-Abgeordnete Arne Lietz vor Ort umgesehen.

Von Jens Kusian 29.03.2018, 01:01

Hundisburg l „Wow, ich bin begeistert!“ Recht oft kommt Arne Lietz dieses „Wow“ über die Lippen. Eigentlich fast in jedem Raum, den er betritt. Der SPD-Europaabgeordnete ist auf Einladung von SPD-Landratskandidatin Vinny Zielske nach Hundisburg gekommen und besichtigt das Barockschloss.

„Ich war vor einigen Wochen schon einmal in Haldensleben, habe die Europaschule ,Gebrüder Alstein‘ und die Evangelische Sekundarschule besucht. Für einen Abstecher nach Hundisburg hatte damals die Zeit leider nicht gereicht. Gehört habe ich aber schon davon“, freut sich Lietz auf die persönliche Führung durch Schloss und Garten.

„Wir wollen die Gelegenheit nutzen, Herrn Lietz zu zeigen, was wir mit den bisherigen EU-Fördermitteln alles erreicht haben – und wofür wir noch welche brauchen“, heißt Joachim Hoeft den Gast aus Brüssel willkommen. Der Vorsitzende des Vereins Kultur-Landschaft Haldensleben-Hundisburg, der das Schloss bewirtschaftet, hat einen kompetenten „Gästeführer“ auch gleich mitgebracht. Schloss- und Parkverwalter Harald Blanke ist bestens mit der Materie vertraut.

Egal, ob Arne Lietz, sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Lars Juister oder Vinny Zielske eine Frage haben – Blanke kann sie alle aus dem Effeff beantworten. Und er ist – wie auch Hoeft – um die eine oder andere Anekdote nicht verlegen.

Vom Barockgarten, vom Wirtschaftshof und vom Akademiesaal beeindruckt schreitet Lietz über die Haupttreppe hinauf zum Hauptsaal. Nebenbei erfährt er von den drei möglichen Varianten, von denen eine das Schloss Hundisburg in der Nachkriegszeit 1945 zu einer Brandruine hat werden lassen. Entweder hätten die sowjetischen Besatzer die Kamine überheizt und somit die hölzernen Essen entzündet. Oder das Stroh, das sie ins Schloss geschafft hätten, wäre durch eine Machorka in Brand geraten und die Soldaten hätten die Feuerwehr nicht ins Haus gelassen, erzählt Blanke.

Und dann ist da noch die Version des ehemaligen Hundisburger Ortsbürgermeisters Josef Franz. Der hatte laut Blanke nach der Wende einen der ehemaligen Besatzungssoldaten ausfindig gemacht. „Der hätte aber gesagt, dass es die Rotarmisten nicht waren, sondern jemand aus dem Dorf, der noch eine Rechnung mit derer von Alvensleben offen gehabt hätte, dafür verantwortlich sei“, so Blanke weiter. „Aber wie der Schwelbrand wirklich entstanden ist, wird wohl nie geklärt werden.“

Staunend betrachtet Lietz das, was in der Nachwendezeit aus dem Schloss gemacht wurde. Der Hauptsaal und der Gartensaal, die Alvenslebensche Bibliothek, die Dauerausstellung von Wolfgang Apel und die Sammlung Friedrich Loock – sowohl baulich als auch kulturell wurde das Schloss mit seinem Umfeld konstant weiterentwickelt.

Und beides stehe in unmittelbarem Zusammenhang, erklärt Harald Blanke: „Die Bewirtschaftung des Schlosses erfolgt ja nicht nach dem Bedarf, sondern nach dem Bestand.“ Vieles, was durch die baulichen Gegebenheiten bereits vorgegeben sei, müsse die Kultur-Landschaft mit Leben füllen. Umgekehrt, meint Blanke, wäre es natürlich einfacher.

Fast überall im und am Schloss finden sich kleine Schilder, auf denen die EU-Flagge prangt. „Das sieht man so nicht bei vielen Objekten“, freut sich Arne Lietz über die Hinweise auf die Geldgeber aus Brüssel. Hundisburg, so betont er, sei das beste Beispiel für regionale Identität. „Die Mischnutzung ist das Tolle für die Bevölkerung“, ist Lietz überzeugt. Genau das erzeuge jenes Heimatgefühl, welches derzeit so hoch gehandelt werde.

Er lobt zudem auch alle an der „Erfolgsgeschichte Schloss Hundisburg“ Beteiligten, die einen langen Atem bewiesen hätten. „Die finanziellen Mittel dafür bereitzustellen, ist das eine. Das andere ist, solch ein Vorhaben auch mit Leben zu erfüllen“, bedankt er sich und sichert Hoeft und Blanke zu, sich dafür einzusetzen, die Beantragung von EU-Fördermitteln auf Landesebene zu vereinfachen. „Andere Bundesländer gehen da mit gutem Beispiel vor, und das möchte ich auch in Sachsen-Anhalt erreichen“, unterstreicht der Wittenberger.

Seit dem Beginn des Wiederaufbaus Mitte der 1990er Jahre sind allein rund drei Millionen Euro an Fördermitteln der Europäischen Union in das Schloss Hundisburg geflossen.