Genealoge Akribische Ahnenforschung in der Börde
In der Genealogie und Ahnenforschung hat sich der gebürtige Althaldensleber Kurt Bartels einen Namen gemacht.
Haldensleben l Am heutigen 20. März begeht der passionierte Genealoge und Familienforscher Kurt Bartels seinen 80. Geburtstag. Als gebürtiger Haldensleber, der wegen seiner beruflichen Laufbahn bei der Marine seit Jahrzehnten in Ellenberg bei Kappeln zu Hause ist, blieb er doch stets seiner Heimat verbunden. Seit 2004 hat Kurt Bartels 98 Bücher (mit Zweit- und Drittauflagen), vor allem aus den Altkreisen Haldensleben, Wanzleben und Wolmirstedt, veröffentlicht.
Als zweites von drei Kindern seiner Eltern erblickte Kurt Bartels am 20. März 1940 in Haldensleben in einfachen Verhältnissen das Licht der Welt. „Es gibt in der Gegend drei Bartels-Linien“, sagt der Familienforscher. Er gehöre zur Althaldensleber Linie, darauf lege er wert.
Dabei stammen seine Vorfahren aus Hakenstedt. Dem Ort widmete er darum besonders großes Interesse. Seine Vorfahren waren schon 1648 in Hakenstedt sesshaft und bewirtschafteten über mehrere Generationen einen Kossatenhof, bis die Familie von mehreren Schicksalsschlägen betroffen war und 1794 gezwungenermaßen den Hof verkaufte. Seine umfangreichen Recherchen über den ganzen Ort Hakenstedt führten im Jahr 2010 zu einer 374-seitenstarken Hakenstedter Chronik. Zudem erstellte Kurt Bartels das „Familienbuch Hakenstedt“, in dem von 1642 bis 1835 und teilweise darüber hinaus die in Hakenstedt beheimateten Bürger namentlich mit ihrem Familienstand, ihren Kindern und den dazugehörigen Lebensdaten verzeichnet sind. Ergänzende Informationen über Krankheiten, besondere Vorkommnisse, Berufe und eine tabellarische Auflistung der Namen ergänzen das umfassende Werk, das 2017 in einer Neuauflage in zwei Bänden veröffentlicht wurde.
Nach einer politischen Gefangenschaft gelang es Anfang der 1950er Jahre Kurt Bartels‘ Vater, in den Westen zu gehen. Er holte seine Familie ein paar Monate später nach. Über Helmstedt als erste Station verschlug es die Familie in den Westerwald, wo der Vater als Keramikmaler arbeiten konnte.
Nach einer Schlosser-Lehre wurde Kurt Bartels Marinesoldat, kam so nach Kappeln, entwickelte sich zum Fachmann für Marinerohrwaffen und war mehr als 20 Jahre Ausbilder an der Marinewaffenschule Kappeln. Als er 1992 vorzeitig in den Ruhestand wechseln konnte, ergriff er die Gelegenheit. Von da an gab es für Kurt Bartels und sein einige Jahre zuvor entdecktes Hobby der Genealogie kein Halten mehr.
Er trat der Leipziger „Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung e. V.“ bei. Sie widmet sich der genealogischen Erforschung von Familien und Geschlechtern und unterstützt ihre Mitglieder mit einem eigenen Verlag bei der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse.
In mühevoller Kleinarbeit und mit einem ausgeprägten Verständnis für überlieferte Textelemente sowie einem sensiblen Gespür für die Interpretation von alten Schriften und Schriftstücken ist es Kurt Bartels gelungen, Dokumente vor dem Vergessen zu bewahren und der Nachwelt in verständlicher Form zu erhalten. So ist es auch kein Wunder, dass er im Oktober 2018 beim Deutschen Genealogentag mit der Christoph-Gatterer-Medaille in Silber geehrt wurde. Diese Auszeichnung wird besonders verdienstvollen Forschern historischer und gesellschaftswissenschaftlicher Fachrichtungen der Genealogie und zur Förderung der Familienforschung verliehen.
Sein erstes Familienbuch hat er Erxleben gewidmet, gefolgt von Süplingen und Wegenstedt. Die Reihenfolge bestimmten die Informationen, die er aus Sichtungen von Kirchenbüchern und historischen Aufzeichnungen, Heimat- und Geschichtsbüchern, Steuerlisten, Kaufverträgen oder Lehnreichungen ermitteln konnte. Dabei ist es nicht selten sehr schwer, die alten Handschriften in Sütterlin und Altdeutsch zu entziffern, gar zu verstehen und einzuordnen.
„Ich mache es so, wie es mir gerade einfällt“, sagt Kurt Bartels mit sicherem Gespür. Anfangs, als ihm die politische Wende neue Reisemöglichkeiten eröffnete, sei er rund zehnmal im Jahr in seine alte Heimat gependelt, um Informationen zu sammeln, später noch rund fünfmal pro Jahr. Mehr als 40 000 Arbeitsstunden stecken in seinen Veröffentlichungen. Dabei konnte er rund 105 000 Familien mit mehr als 350 000 Personen erforschen und vorstellen.
„Ich bin Ahnenforscher aus Leidenschaft“, sagt der 80-Jährige. Ans Aufhören denkt er nicht. Seine jüngsten Familienbücher beziehen sich auf Ohrsleben, Wellen und Dreileben. Aktuell ist er dabei, Ammensleben zu recherchieren.
Veröffentlichen möchte er die Bücher aber nicht mehr. Er sei sehr enttäuscht, dass seine Bücher überall zwar auszugsweise, aber oft seitenlang in verschiedenen Foren im Internet zitiert werden, erzählt er.
Seine Bücher zu Forschungszwecken zu nutzen, sei in Ordnung, aber sie auch anderen in Größenordnungen kostenfrei zugänglich zu machen, nicht. Das sei für Arbeitsgemeinschaft und Verlag kontrapoduktiv.