Sanierung „Germania“ strahlt wieder in Nordgermersleben
Die Nordgermersleber lieben ihre „Germania“. Sie haben Geld gespendet, um das Denkmal vor dem Verfall zu retten. Warum es ausgerechnet am 22. Januar wieder enthüllt wurde.

Nordgermersleben - „Germania“ steht wieder auf ihrem Sockel in Nordgermersleben. Beinahe ein Vierteljahrhundert hatte es gedauert – von der ersten Idee, die „Germania“ restaurieren zu lassen, bis zur Umsetzung des Vorhabens, berichtete Ortsbürgermeister Albrecht von Bodenhausen.
Zwischenzeitlich war das Denkmal an der Hauptstraße so zerbrechlich, dass über einen Rückbau nachgedacht werden musste. Doch Ortschaftsrat und Bürger kämpften für ihre „Germania“, spendeten, um die notwendigen finanziellen Eigenmittel aufzubringen. Und Steffi Trittel, damals noch die Bürgermeisterin der Gemeinde Hohe Börde, fand schließlich in Zusammenhang mit dem „Pfad der Sinne“ einen Fördertopf bei der Leader-Aktionsgruppe Flechtinger Höhenzug, in den die Restaurierung der „Germania“ als „Sinnbild des Friedens“ hineinpasste.
Mit der Drehleiter in die Höhe
Zahlreiche Nordgermersleber waren trotz widriger Witterung an den von der Feuerwehr abgesperrten und gesicherten Ort direkt an der Hauptstraße gekommen, um der Enthüllung der „Germania“ beizuwohnen. Zum offiziellen Akt stiegen Gemeindebürgermeister Andreas Burger und der Ortsbürgermeister Albrecht von Bodenhausen mit Ortswehrleiter Alexander Böttcher in den Korb der Feuerwehr-Drehleiter. „Die Germania wurde 1896 als Ehrenmal zum Gedenken an die Opfer des deutsch-französischen Krieges errichtet. Das Denkmal erinnert aber auch an den Abschluss des Elysee-Vertrages vom 22. Januar 1963“, sagte Andreas Burger. Der Vertrag begründete vor 61 Jahren die deutsch-französische Freundschaft und deshalb war die Enthüllung des Nordgermersleber Denkmals genau auf den 22. Januar gelegt worden.

An der Notwendigkeit zur Sanierung ließ Andreas Burger keinen Zweifel. Es sei verschmutzt, kaputt und abgeblättert gewesen. Albrecht von Bodenhausen sprach von einem abgebrochenen Arm, der den Lorbeerkranz in die Höhe hielt. Danach konnte ungehindert Wasser in den Sandstein gelangen. In einer Nacht soll das passiert sein, habe man ihm erzählt.
Nur acht Monate Bauzeit
Am 18. Juli 1896, nach nur acht Monaten Bauzeit, sei das Denkmal auf dem sogenannten Bäckerplatz eingeweiht worden. Es erinnerte zugleich an den Erfolg der Soldaten, aber auch an die Opfer des Krieges von 1870/71 aus Nordgermersleben, Klein Rottmersleben und Tundersleben. Den Kranz hochgereckt und das Schwert in der Scheide – diese Anordnung sei ebenfalls ein Symbol des Friedens, so der Ortsbürgermeister.
Knapp 278.000 Euro hatte die Sanierung des Denkmals gekostet, 185.000 Euro davon kamen aus Fördermitteln, war aus dem Rathaus der Gemeinde zu erfahren. Mit Sandstein aus Ummendorf und einer speziellen Kunststoffbeschichtung versehen, hoffen alle nun auf eine lange Haltbarkeit für das frisch sanierte Symbol des Friedens und des Gedenkens.
Mit Beethovens „Ode an die Freude“, den 4. Satz seiner 9. Sinfonie, begleitete der Posaunenchor Nordgermersleben die Zeremonie der Enthüllung musikalisch. Zuvor hatten schon die Steppkes aus der Kindertagesstätte ihr Lied „Börde-Kinder sind wir“ und „Die Jahresuhr“ gesungen.
Für eine friedliche Welt
Die Nordgermersleber spendeten für die Rückkehr ihrer „Germania“ kräftigen Applaus und ließen sich im Anschluss zahlreich zu Sekt und belegten Brötchen in den Saal vom „Kronprinzen“ einladen, wo der Landeshistoriker Prof. Mathias Tullner treffend über die Geschichte der „Germania“ in Nordgermersleben und deutschlandweit referierte. Die Personifizierung der „Germania“ stünde im Kontext mit dem Bemühen um eine einheitliche Verfassung, zunehmend aber auch als Erinnerungsort für eine friedliche Welt.
Als weitere Beispiele nannte Prof. Mathias Tullner das Kyffhäuser-Denkmal und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica. Beide wurden übrigens ebenfalls im Jahr 1896 eingeweiht.