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Störche Klein Rottmersleber errichten hart umkämpftes Quartier

In Klein Rottmersleben brütet in diesem Jahr zum ersten Mal ein Storchenpaar. Die Bewohner des Gutshauses haben sich vor mehr als zwei Jahren für ein Nest im Bördedorf eingesetzt.

Von Carina Bosse 20.05.2024, 10:00
Alexander Mund (r.) und Theresa Tänzer haben das  Strochennest initiiert.
Alexander Mund (r.) und Theresa Tänzer haben das Strochennest initiiert. Foto: Carina Bosse

Klein Rottmersleben - Sie sind die absoluten Wunschnachbarn von Alexander Mund und Theresa Tänzer. Bereits vor mehr zwei Jahren haben sie große Anstrengungen unternommen, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich Störche in Klein Rottmersleben ansiedeln.

Nicht mehr als zwei Hände voll Einwohner hat der Ort, der zu den Kleinsten in der Gemeinde Hohe Börde gehört. Doch die langbeinigen Rotbestrumpften, denen nachgesagt wird, wie würden für reichen Kindersegen sorgen, sollten unbedingt dazugehören.

Vor rund zehn Jahren hat Alex Mund das alte Gutshaus, in dem er einen Teil seiner Kindheit verbracht hatte, erwerben können. Bewusst habe er sich für die Ruhe und Abgeschiedenheit des kleinen Ortes mitten in der Börde-Landschaft entscheiden.

Aufbau in Eigeninitiative

Sehr viel Arbeit und noch mehr Erinnerungen später ist das zweigeschossige Bauwerk ein Schmuckstück geworden, auch wenn immer noch viel zu tun ist. „In einem so großen Haus gibt es immer Arbeit“, sagt Theresa Tänzer. Sie fährt normalerweise Busse im Linienverkehr durch die Börde, befindet sich jedoch gerade mit ihrem siebenmonatigen Sohn Max in Elternzeit und genießt die Ruhe. Ganz anders als Tochter Amy. Der 13-Jährigen ist es verständlicherweise viel zu ruhig, nichts ist nach ihrer Ansicht los in Klein Rottmersleben. Für jeden Besuch bei Freunden ist sie auf Mamas Taxiservice oder den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, der zum Glück tagsüber alle Stunde verkehrt.

Dabei stimmt es gar nicht so ganz, dass gar nichts los ist. Denn zurück zu den Störchen: Ein Standort war gemeinsam mit und dank Nachbar Rocco schnell gefunden. Der Aufbau des Mastes verlief abenteuerlich – mit Hilfe von Freunden, Dachdeckermeister Stefan Pasemann und der örtlichen Agrargenossenschaft. Das Rad als Nestunterlage war eigens dafür in der Schlosserei Dietrich Krull im Mammendorf geschmiedet worden und sieht richtig edel aus. Es sollte eben zum Standort passen. Erste Naturmaterialien seien geflochten und aufgebracht worden, um eine Grundlage zum Weiterbau zu schaffen, berichtet Theresa Tänzer.

Wochenlang war ein Kampf um das Nest in Klein Rottmersleben entbrannt, auch nachdem sich das Paar schon niedergelassen hatte.
Wochenlang war ein Kampf um das Nest in Klein Rottmersleben entbrannt, auch nachdem sich das Paar schon niedergelassen hatte.
Foto: Theresa Tänzer

Nach umfangreichen Aufbaubemühungen für das Nest stand es schließlich. Zwei Jahre blieb es jedoch noch leer, ehe in diesem Jahr ein regelrechter Kampf darum ausbrach. „Wir hatten hier bis zu vier Störche auf einmal, die sich um das Nest gestritten haben“, erzählt Theresa Tänzer. Mit einem ausgezeichneten Blick vom Gutshaus aus konnte sie viele Fotos und Videos schießen, wie um den Horst gestritten wurde. Teils heftige Kämpfe brachten schließlich das Siegerpaar hervor, das nun gemeinsam brütet.

Nahrung gibt es genug auf den Äckern und Wiesen der Börde ringsum. Das Einzige, was das Glück, solche großen fliegenden Nachbarn zu haben, ein wenig trübt, sind ihre Toilettenmanieren. Um das Nest sauberzuhalten, wird schnell mal das Hinterteil zur Entleerung aus dem Nest gehalten. Entsprechend sieht es nun auf der Grünanlage darunter, nur wenige Meter von der Terrasse des Gutshaus-Grundstückes entfernt, schon sehr klecksig aus. Aber das gehöre nun einmal dazu – Natur pur.

Nachbardorf wartet noch

Vier Störche kämpften nach der Rückkehr aus wärmeren Gefilden um ein Nest. Da sollte man doch meinen, für das benachbarte Rottmersleben bliebe auch noch ein Storchenpaar über, doch sehr zum Verdruss von Ortsbürgermeister Dominik Weitz lässt das erst in diesem Winter aufgebaute Nest auf dem „Tierhotel“, dem Transformatorenhäuschen am Ortsrand in Richtung Hundisburg, auf sich warten. Storchenkenner Herbert Bilang mahnt den Ortsbürgermeister zur Geduld. Dank seiner Tipps ist der Horst in Rottmersleben genauso geworden, wie ihn die Adebare mögen.

Darum heißt es nun einfach erstmal abwarten – und mit ein wenig Neid auf die Nachbarn aus Klein Rottmersleben schauen, die in diesem Jahr hoffentlich das erste Mal Jungstörche aufwachsen sehen können. Die Hoffnung auf Störche und ihren Nachwuchs hat Dominik Weitz jedenfalls noch nicht ganz aufgegeben. Immerhin sichtet er in und auf den Dächern von Rottmersleben immer mal wieder einen Storch.