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Einsatz in Weferlingen „Lapidarium“ soll die Geschichte bewahren

Die Mitglieder des Weferlinger Bürgervereins bereiten das Heimat- und Apothekenmuseum sowie den Aussichtsturm für den Saisonstart vor. Zudem entsteht ein „Lapidarium“. Was ist das?

Von Marita Bullmann 30.03.2025, 17:01
Bei den Arbeiten am Lapidarium neben dem „Grauen Harm“ kamen die Männer ganz schön ins Schwitzen. Bernd Hoffmann (v.r.), Heiko Kloß, Sascha Broß, Olaf Hoffmann, Stefan Radtke und Mike Genter haben auf der Fläche Splitt verteilt.
Bei den Arbeiten am Lapidarium neben dem „Grauen Harm“ kamen die Männer ganz schön ins Schwitzen. Bernd Hoffmann (v.r.), Heiko Kloß, Sascha Broß, Olaf Hoffmann, Stefan Radtke und Mike Genter haben auf der Fläche Splitt verteilt. Foto: Marita Bullmann

Weferlingen - Viele Stunden ihrer Freizeit haben Männer des Bürgervereins Weferlingen bereits für den Aussichtsturm am Burghof und das Umfeld eingesetzt. Seit geraumer Zeit entsteht direkt zwischen dem „Grauen Harm“ und dem alten Spritzenhaus ein „Lapidarium“. Was es damit auf sich hat.

Die „Kommode“ hat noch eine Galgenfrist erhalten

Steine aus verschiedenen Epochen der Weferlinger Geschichte werden hier aufgestellt, um sie vor dem Verschwinden zu bewahren und für folgenden Generationen zu erhalten. So hat hier der Kreuzstein, der wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert stammt und auf eingezäuntem Gelände in der Nähe des Wasserturms stand, einen Platz gefunden.

Ebenso ist hier eine Steintafel mit Namen von ehemaligen Mitarbeitern des Überlandwerks, die bei Arbeitsunfällen oder in Kriegen ihr Leben verloren haben, zu finden. Aus DDR-Zeiten ist der Findling mit der Inschrift „Dorf des Friedens“, der am Platz der Jugend stand und wegen der Veränderungen an der Grundschule entfernt werden musste.

Wie es eine kleine Gemeinde zum großen Lapidarium brachte

Die Männer haben nach Abstimmung mit der Kommune das nur kleine Gelände neben dem Turm hergerichtet und die Steine verankert. Im jüngsten Arbeitseinsatz haben sie Splitt aufgefüllt, eine schweißtreibende Arbeit. Zum Burghof hin ist das Areal mit einer Steinkante abgegrenzt.

Zum Amtsgarten hin soll noch ein Metallzaun aufgestellt werden. Dafür wird ein alter Zaun aufgearbeitet, der auf dem Friedhof keine Verwendung mehr gefunden hat. Feuerwehrleute, die gleich nebenan an diesem Sonnabend Ausbildung hatten, brachten den Männern übrigens Kaffee rüber. Im Laufe der Jahre sei eine sehr gute Zusammenarbeit entstanden, versicherte der stellvertretende Vereinsvorsitzende Sascha Broß, der sich mit den anderen über diese kleine Überraschung freute.

Museum wird am 13. April geputzt

Auch wenn jetzt an den Sonnabenden im Ort zum Frühjahrsputz aufgerufen wird, sind Mitglieder des Bürgervereins mit auf den Beinen. Die Bänke in der Grünanlage mit der Stele für Maximilian Wahnschaffe gegenüber von der Sparkasse müssen zum Beispiel wieder aufgestellt werden.

Das Heimat- und Apothekenmuseum muss geputzt werden, denn am 13. April beginnt die neue Saison mit einer interessanten Sonderausstellung. „Als die Bilder laufen lernten“ heißt es dann im Museum. Dabei dreht sich alles um alte Foto- und Filmtechnik. Alte Filme aus dem einstigen „Filmstudio Weferlingen“ werden zu sehen sein. Geöffnet ist dann wieder an jedem dritten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr.

Verein ist treibende Kraft

Zu der Zeit kann auch der Aussichtsturm bestiegen werden. Auch der Turm muss regelmäßig geputzt werden. Im vergangenen Jahr haben zur Weihnachtszeit erstmals vier große elektrische Kerzen zusätzlich von den Turmzinnen geleuchtet.

Viel Kraft und Zeit wendet der Verein seit Jahren für die Sanierung des Mausoleums des Markgrafen Friedrich Christian von Kulmbach-Bayreuth auf. Nach einer Grundsanierung sind noch Maßnahmen geplant, um die Begräbniskapelle, in der der 1769 gestorbene Erbauer allerdings nie Platz gefunden hatte, beispielsweise auch für Ausstellungen und andere Aktionen nutzen zu können. Dabei setzen die Vereinsmitglieder auch wieder auf EU-Fördermittel.

1.400 Stunden im Einsatz

Längst ist der 2008 gegründete Bürgerverein aus dem Flecken Weferlingen nicht mehr wegzudenken. Vereinsmitglieder sind stets bei Einsätzen und Aktionen im Ort dabei und denken sich immer wieder Neues aus. Vereinsvorsitzender Heiko Kloß ließ gerade beim Jahrestreffen das vergangene Jahr Revue passieren, konnte dabei für jeden Monat von mehreren Aktivitäten berichten, wobei die ungeheure Vielfalt deutlich wurde. Fast 1.400 Stunden waren Vereinsmitglieder 2024 ehrenamtlich im Einsatz. Das Jahr klingt jeweils mit dem Weihnachtsmarkt, an dem sich der Verein beteiligt, und dem lebendigen Adventskalender aus und beginnt im Januar mit dem Abbauen der Weihnachtssterne an den Straßenlaternen.

Der Verein ist Initiator des großen Festes, das seit 2009 am „Tag des offenen Denkmals“ mit vielen Vereinen und weiteren Akteuren in der Ortsmitte gefeiert wird, und hat vor einigen Jahren einen neuen Höhepunkt aus der Taufe gehoben: Mit dem „Spuk an der Burg“ geht alljährlich die Museumssaison im Herbst zu Ende. Da werden Turm und Burgruine mit vielen Ideen und sehr großem Einsatz in eine Gruselwelt für Jung und Alt versetzt.

Vereinsvorsitzender Heiko Kloß hat dem 15-jährigen Leonard Grebe für sein Social-Media-Engagement für den Verein gedankt.
Vereinsvorsitzender Heiko Kloß hat dem 15-jährigen Leonard Grebe für sein Social-Media-Engagement für den Verein gedankt.
Foto: Marita Bullmann

Mit dem regelmäßigen Informationsblatt „Rund um den Grauen Harm“ wird ständig über die Veranstaltungen im Ort informiert. Seit Jahren hat der Verein eine eigene Homepage. Verstärkt wird seit dem vergangenen Jahr auch über andere Medien wie eine spezielle App, Facebook und Instagram über Aktivitäten des Vereins informiert. Dafür hat Heiko Kloß jetzt dem 15-jährigen Leonard Grebe gedankt, der sich in diesem Bereich mit viel Ideen engagiert. Knapp 50 Mitglieder zählt der Verein inzwischen, vier sind 2024 neu dabei.