Modellprojekt Naturschutz und Landwirtschaft reichen sich in der Börde die Hand
Mit dem Modellprojekt „Kollektiver Naturschutz in der Landwirtschaft“ soll die Artenvielfalt erhalten bleiben.
Uhrsleben (cbo). Mehr Arbeit für die Bauern, aber auch ein Mehr für Umwelt und Natur - das wollen die 25 Unternehmen aus der Region, die sich dem Modellprojekt „Kollektiver Naturschutz in der Landwirtschaft“ angeschlossen haben. Im Januar vergangenen Jahres ging das Projekt in Zusammenarbeit der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt mit dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie an den Start. Zunächst in einer Findungs- und Beantragungsphase.
Das Ziel ist klar umrissen: Es geht um den Erhalt der regionalen Artenvielfalt im Kontext mit landwirtschaftlicher Nutzung. Landwirte, egal welcher Betriebsform und -größe, nutzen einen Teil ihrer Flächen für die Anlage von Extensiväckern, Blühstreifen und den Anbau bestimmter Getreide und Früchte als produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahme im Ackerbau.
Sachsen-Anhalt ist das erste Bundesland, das ein solches Projekt in Angriff genommen hat. „Ziel ist es, das Projekt in die nächste Förderperiode hineinzubekommen“, sagt Umweltministerin Claudia Dalbert. Sie folgte am Mittwoch einer Einladung des Kreisbauernverbandes Börde und der Stiftung Kulturlandschaft in die Magdeburger Börde. Sie gilt mit den bislang 25 beteiligten Landwirtschaftsbetrieben als Vorreiter des Projektes.
Das Schlüsselwort liegt in der Zusammenarbeit, denn gefördert wird ausschließlich in der Kooperative, damit Biotopverbundmaßnahmen in der Fläche zum Erhalt der Artenvielfalt umgesetzt werden können. Deshalb sind weitere interessierte Landwirte und Flächenbesitzer noch willkommen. Sie können sich noch gern über den Bauernverband Börde oder die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt einbringen.
Landwirt beteiligt sich
Andreas von Graeve ist einer von denen, die sich von Anfang an offen für das Projekt zeigten. Sein Landwirtschaftsbetrieb befindet sich in Groppendorf, und bei Uhrsleben hat er ein Areal seiner Bewirtschaftungsfläche der Anlage eines Erbsenfensters als ein Teil des Projektes gewidmet. Anfang März kam die Saat in den Boden und wartet nun auf Sonnenschein. Hier und da sprießt auch schon ein zartes Pflänzchen aus dem Boden.
Davon konnten sich die Teilnehmer der kleinen Feldbegehung überzeugen. Mitten in einem Acker voller Zuckerrübensaat liegt das Erbsenfenster. Vor allem geht es um den Erhalt des Lebensraumes für den Feldhamster und den Rotmilan, aber auch die zahlreichen Insekten, die unverzichtbar für das ökologische Gleichgewicht in der Natur sind. Wie aufs Stichwort kreiste der Rotmilan auf der Suche nach Beute über dem Acker.
Weiter Bausteine des Projektes betreffen die Anlage von Blüh- und Saumstreifen für die Insektenvielfalt, den Umbau von Baumreihen und Hecken für Kleinsäuger sowie die Pflege und Betreuung von Kopfbäumen. Die am Standort bei Uhrsleben vorhandenen Weiden werden nicht mehr ewig halten die brauchen Verjüngung. Junge Schwarzpappeln ergänzen die Feldraine bereits. Ihr Wachsen und Gedeihen ist unabdingbar für das Refugium des Rotmilans, der für sein Nest ausreichend große und alte Bäume benötigt.
Angelehnt an Erfahrungen aus den Niederlanden, wo Förderungen für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen nur noch über gemeinsame Anträge beansprucht werden können, wurde das Projekt nach Sachsen-Anhalt transferiert. Nun geht es darum, Erfahrungen zu sammeln, Erfahrungen mit der Beantragung der Mittel, was von der Stiftung Kulturlandschaft übernommen wurde, Erfahrungen mit der Kooperation und mit den Feldversuchen, die in diesem Jahr angelaufen sind.
Das Modellprojekt ist bis Ende 2022 angelegt, kann also auch im kommenden Jahr noch praktisch erprobt werden. Die bürokratischen Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren, müssen bis Mai bewerkstelligt sein.
Schwierige Beantragung
Gerade hier liegt aber schon ein Problem, denn die Beantragung ein Jahr im Vorlauf stellt für die Landwirte eine Herausforderung dar. Zu viele Komponenten der Ackerbewirtschaftung müssen in den Projektprozess einfließen. „Seit etwas mehr als einem Jahr kümmern wir uns um einen vielversprechenden Ansatz, die Natur auch in intensiv genutzten Agrarlandschaften zu fördern“, berichtet Christian Apprecht vom Bauernverband Börde. Der Geschäftsführer, der ehrenamtliche Vorsitzende Urban Jülich, die Landwirte und beteiligte Verbände nutzten deshalb die Gelegenheit vor Ort, erste Erfahrungen mit Ministerin Claudia Dalbert auszutauschen. „Deshalb müssen wir in die Praxis, um Schwachstellen aufzudecken, die notwendige Software überarbeiten und Fehler gegebenenfalls korrigieren zu können“, so die Ministerin.