B 71 Papier-Grundstein für Umgehung
Mit dem Planfeststellungsbeschluss liegen die Voraussetzungen für den Bau der Ortsumgehung Wedringen vor.
Wedringen l Die erste große Hürde ist genommen: Aus den Händen von Thomas Pleye, Präsident des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt, hat Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) gestern die Planfeststellungsbeschluss für den Bau der Ortsumgehung B 71 n Wedringen bekommen. Allzu lange behält Webel das 241 Seiten starke Papier allerdings nicht in seinen Händen – er übergibt es anschließend an den Präsidenten des Landesstraßenbauamtes, Uwe Langkammer. In Regie seiner Behörde wird der Bau der neuen Trasse letztlich liegen.
Der Planfeststellungsbeschluss ist die planungsrechtliche Voraussetzung für den Neubau. Mehr als 20 Jahre lang haben die Wedringer auf diesen Augenblick gewartet. „Ich kann mich bei Ihnen nur bedanken“, wendet sich eine sichtlich glückliche Sigrid Arnstedt an Thomas Webel und den CDU-Bundestagsabgeordneten Manfred Behrens. „Ihr Team hat sich für uns eingesetzt. Alle anderen vor Ihnen haben uns jahrelang nur etwas vorgemacht“, spart sie jedoch nicht mit Kritik an Webels und Behrens Vorgänger mit demselben Parteibuch.
Seit Jahren schon kämpfen die Wedringer für eine Ortsumgehung, allen voran Sigrid Arnstedt. In jüngster Vergangenheit sind die Proteste schärfer geworden, Arnstedt hatte gemeinsam mit Steffen Kapischka und weiteren Wedringern Demonstrationen organisiert und dabei die Bundesstraße 71, die mitten durch den Ort führt, blockiert. „Wir sind nun endlich an dem Punkt, dass es einen Planfeststellungsbeschluss gibt“, zeigt sich auch Kapischka über das vorliegende Papier erleichtert.
„Das ist heute der Grundstein für die Umgehung“, freut sich ebenso Ortsbürgermeister Martin Feuckert, gibt aber zu bedenken: „Ich hoffe nur, dass es kein Klageverfahren gegen den Beschluss gibt, damit schnellstmöglich Baurecht für die Umgehungsstraße herrscht.“
Zwar seien öffentliche und private Belange berücksichtigt sowie die Umweltverträglichkeit geprüft und nach deren Abwägung der Planfeststellungsbeschluss gefasst worden, sagt Thomas Pleye, doch „durch“ sei die Trasse deshalb noch nicht. Zwei Wochen lang – vom 6. bis 20. Juni – wird der Beschluss in Haldensleben und Tangerhütte sowie in den Gemeinden Elbe-Heide und Niedere Börde öffentlich ausliegen.
„Mit dem Ende der Auslegungsfrist gilt der Beschluss gegenüber allen als zugestellt, die vom Bau der knapp 9,5 Kilometer langen Ortsumgehung betroffen sind. Gegen den Beschluss kann innerhalb eines Monats nach Zustellung Klage beim Oberverwaltungsgericht Magdeburg erhoben werden“, erläutert Pleye. Wenn dieser Fall eintrete, müsse der Beschluss vom Gericht überprüft werden, fügt der Chef der Planfeststellungsbehörde hinzu.
Davon indes geht Verkehrsminister Webel nicht aus. „Ich wünsche mir natürlich, dass niemand dagegen klagt und dass das Bundesverkehrsministerium dann auch das Geld schnell zur Verfügung stellt“, hofft er auf baldiges Baurecht und zügigen Baubeginn.
Der wiederum liegt – wenn die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen geschaffen sind – in der Hand des Landesstraßenbauamtes. „Wir müssen diesen Planfeststellungsbeschluss nun umsetzen“, erklärt Uwe Langkammer. Mit großen Hürden rechnet er nicht. „Zwar gehört die Ortsumgehung zum Gesamtprojekt B 71 n A14 – Haldensleben, doch verkehrstechnisch funktioniert sie als Einzelmaßnahme. Da hat vor 15 Jahren bei der Planung einer aber mal richtig aufgepasst“, meint er mit einem Augenzwinkern.
Gegenwärtig laufen die Vorbereitungen für das Flurneuordnungsverfahren im Bereich des Trassenverlaufs. Dies sei ein wichtiger Beitrag, um die Grundstückseigentümer und Landwirte zu befrieden, unterstreicht Kapischka. „Wir hoffen daher, dass die von der Stadt Haldensleben für Mai angekündigte Bürgerversammlung auch stattfindet, um die Bedenken, die im Zusammenhang mit dem Flurneuordnungsverfahren bestehen, ausräumen zu können“, wünscht er sich.
Doch auch dieses Verfahren ist nur ein weiteres Puzzleteil, bevor die eigentlichen Bauarbeiten beginnen können. „Es müssen noch vorbereitende Landschaftsmaßnahmen vorgenommen, zudem Leitungen gesichert und umverlegt werden“, erklärt Langkammer die nächsten Schritte. „Unser Wunsch ist es, damit noch im kommenden Herbst beginnen zu können. Je eher wir fertig sind, umso früher kann mit dem Bau begonnen werden“, macht er deutlich. Da allerdings auch die Archäologen noch Grund und Boden untersuchen werden, könne es noch einige Monate dauern bis zum Baubeginn. „Aber wie auch Minister Webel sagt, ,Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit‘. Nur so kann gewährleistet werden, dass es später nicht zu einem Baustopp kommt, der Zeit und Geld kosten würde“, so Langkammer.
Die Übergabe des Beschlusses hat jedoch ohne Haldenslebens Bürgermeisterin Regina Blenkle stattgefunden. Sie hatte erst über die Volksstimme davon erfahren, im Rathaus war der pressewirksamen Termin im Vorfeld nicht bekannt gewesen. „Zuallererst: Ich freue mich für unsere Wedringer Bürger, dass es nun endlich soweit ist. Der Beschluss, immer wieder angekündigt, ist nun endlich da, und im Bundesverkehrswegeplan steht die Umgehung auch. Damit sollte einem schnellen Baubeginn nun nichts mehr im Wege stehen“, betont die Bürgermeisterin und merkt an: Dass das Rathaus von dem Termin keine Kenntnis hatte, „empfinde ich als schlechten Stil“.