Restaurierung Kirche Erxleben begegnet Kultur
Längst hat die Kultur in die Schlosskirche Erxleben Einzug gehalten. Jetzt sollen die Kulturschätze im Inneren restauriert werden.
Erxleben l 224.952,83 Euro stehen auf dem Fördermittelbescheid für die Erxleber Schlosskirche. Das Vorhaben der Kirchengemeinde Erxleben gibt sich anspruchsvoll, denn es geht um die Begegnung von Kirche und Kultur - von Barock und Moderne. Seit mehr als zehn Jahren haben sich die Erxleber bemüht, die jahrelang stumme Herbst-Orgel wieder klingen zu lassen. Das ist nun gelungen.
Der nächste Schritt zeigt sich nicht minder anspruchsvoll, denn es geht um die Instandsetzung von „einem Raum von seltener künstlerische Bedeutung“, wie es das Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler für die Schlosskirche als „Erinnerungsstätte eines ritterlichen Geschlechts“ beschreibt.
Zazie von Davier dankte im Namen der evangelischen Kirchengemeinde allen, die bei der Vorbereitung des Antrages und im Verfahren der Bewilligung Unterstützung geleistet hatten.
Die Mittel aus dem Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) wurden über die Lokale Aktionsgruppe „Flechtinger Höhenzug“ ausgereicht, die das Vorhaben auf ihrer Prioritätenliste ganz oben gesehen hatte. Der Förderzeitraum läuft bis zum 30. Juni 2021, dann müssen die Mittel abgerechnet sein.
„Da bisher keine dauerhaft wertsichernden Maßnahmen an der barocken Ausstattung mit Altar, Kanzel und den zahlreichen Epitaphien durchgeführt wurden, sind diese in ihrer Substanz nicht gesichert“, schilderte Zazie von Davier die Situation.
Sie verwies auf zahlreiche sichtbare Mängel wie Risse, Abbruchstellen und dunkle, unlesbare Abschnitte an den Kunstobjekte, die auf die Zeit der bedeutenden Magdeburger und Braunschweiger Bildhauerfamilien Wilhelmi und Röttger zurückgingen.
Ihre Sicherung und Instandhaltung seien aber bedeutsam, um die Kirche langfristig als Raum der Kultur und Begegnung zu erhalten. Auch Steinobjekte, die zum Teil noch aus der Renaissance stammen, seien in ihrem Bestand gefährdet und stünden wie das Kindergrab im Fußboden des Altarraums nicht zur Besichtigung zur Verfügung. Holzobjekte seien durch Anobienbefall (ein Nagekäfer) in ihrem Bestand gefährdet.
Kurz: Es gibt sehr viel zu tun, um dem kunsthistorisch und kirchengeschichtlichen Publikum ein anschauliches Podium zu bieten. Zazie von Davier berichtete von zahlreichen Besuchergruppen, die oft vor oder nach einem Besuch des Barockschlosses Hundisburg nach Erxleben kämen und von der Schlosskirche sehr angetan seien.
„Zukünftig wollen wir neben Konzerten auf der frisch eingeweihten Herbstorgel und Führungen im Rahmen des Musiksommers und des Tages des offenen Denkmals auch Führungen für Schulklassen anbieten“, so Zazie von Davier.
Auch das bereits zweimal gestartete Projekt „Kino in der Kirche“ soll seine Fortsetzung finden. LAG-Vorsitzende Steffi Trittel nutzte die Gelegenheit, das Vorhaben zu loben. „Ehrenamt ist Kitt für die Gesellschaft“, weiß die Verwaltungschefin der Hohen Börde aus eigener Erfahrung. In Erxleben sei ein anspruchsvolles Vorhaben angepackt worden, das lohnt, zu Ende geführt zu werden.
Sie räumte allerdings auch ein, dass es wohl immer schwieriger werden wird, europäische Fördermittel zu binden. Aus Interesse, so Steffi Trittel, sei sie in Brüssel gewesen und hatte dort erfahren müssen, dass mit dem Brexit aus Großbritannien ein großes Fragezeichen entstanden sei, wie es weiter gehen soll.
Bei einem Glas warmem Apfelsaft und Fingerfood konnten sich die Gäste noch ein wenig intensiver in der Schlosskirche umsehen.