Südhafen Wo aus Mist Gold werden soll
Die Firma Seraplant baut für rund 20 Millionen Euro einen neuen Standort am Südhafen in Haldensleben. Jetzt wurde Richtfest gefeiert.
Haldensleben l Schon lange fragen sich Haldensleber, was für ein großes Bauwerk am Südhafen in der Kreisstadt entsteht. Die Firma, die das Areal direkt am Mittellandkanal gekauft hat, hielt sich jedoch lange bedeckt. „Wir wollten erst alle Genehmigungen zusammen haben, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen“, erläutert Torsten Brumme, einer der Geschäftsführer des Unternehmens Seraplant. Nach fünf Monaten wurde nun Richtfest für eine Lagerhalle gefeiert.
Bei Seraplant sollen Phosphatdüngemittel auf Basis einer innovativen Phosphor-Recycling-Technologie hergestellt werden. So habe die Firma ein neues Phosphor-Recycling-Verfahren entwickelt, mit dem bisher verlorene Nährstoffe nutzbar gemacht werden können. Gewonnen werde der Dünger aus kommunalen Abwässern. Bei der Abwasserbehandlung bleibe Klärschlamm übrig, der verbrannt werde. Die so gewonnene Klärschlammasche werde zu Seraplant geliefert. Sie sei geruchsarm, erklärt Torsten Brumme – auch in Richtung einiger Zweifler, die eine Geruchsbelästigung fürchten. Ohnehin dürfe die Asche nicht mit der Außenwelt in Berührung kommen, um sie vor jeglicher Feuchtigkeit zu schützen.
Mithilfe von Säure, die der Klärschlammasche zugefügt werde, werde in den Produktionsanlagen ein chemischer Prozess in Gange gesetzt, durch den am Ende der Phosphatdünger entstehe. Der gesamte Produktionsprozess sei laut Torsten Brumme abfallfrei, es würden weder gefährliche Zwischenprodukte noch Abgase entstehen. Am Ende seien es zwei Produkte, die von Seraplant hergestellt werden sollen: Das „P 38 Superphosphat“ sowie der „NPS 12/27/8 Mehrnährstoffdünger“.
Neben der großen Lagerhalle, deren Richtfest jetzt gefeiert wurde, soll die Produktionshalle entstehen, in der die Anlage von Seraplants Kooperationspartner, der Glatt Ingenieurtechnik GmbH, aufgebaut werde. Hinzu komme ein Säurelager sowie ein Verwaltungs- und Sozialgebäude. „Wir wollen im Herbst 2020 in Produktion gehen“, sagt Torsten Brumme. Die Anlage sei für eine Jahresproduktion von 60.000 Tonnen Phosphatdünger ausgelegt. Langfristig möchte Seraplant gemeinsam mit dem Unternehmen Glatt weitere Phosphor-Recycling-Produkte entwickeln.
Das begrüßt das Land Sachsen-Anhalt. Beim Richtfest überbrachte Thomas Wünsch, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung, einen Förderbescheid über 4,95 Millionen Euro. Die Firma wird insgesamt rund 20 Millionen Euro in Haldensleben investieren. Das Unternehmen verbessere laut Thomas Wünsch nicht nur die regionale Wirtschaftsstruktur, sondern gebe zudem der Kreislaufwirtschaft positive Impulse. „Wenn aus bisherigen Abfallstoffen hochwertige Dünger entstehen, profitiert auch die Umwelt“, so Wünsch. Das Projekt von Seraplant trage zur Umsetzung eines Gesetzes von 2018 bei, das zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammasche verpflichtet.
Wie Sabine Wendler als Haldenslebens stellvertretende Bürgermeisterin erläuterte, habe sich das Unternehmen mehrmals in Fachausschüssen vorgestellt, die Stadträte hätten teils kontrovers diskutiert. Schließlich habe man sich aber für dessen Ansiedlung der Firma entschieden, die ursprünglich gern nach Genthin wollte. Dort habe es, so Torsten Brumme, aber Probleme mit der Umwidmung des anvisierten Areals gegeben. Mit seiner Ansiedlung bringe Seraplant mindestens 22 neue Arbeitsplätze mit in die Stadt.