Impfung Über-80-Jährige: Projekt angelaufen
In Wolmirstedt und Wanzleben können sich Anwohner über 80 Jahre vor Ort impfen lassen. 64 Prozent haben sich dafür entschieden.
Haldensleben l Um das Impfen für die Personen über 80 Jahren unkomplizierter zu gestalten, startete der Landkreis Börde im Januar in Wolmirstedt und Wanzleben ein Modellprojekt. Dabei werden die Über-80-Jährigen per Post angeschrieben und können sich vor Ort impfen lassen. Damit kommt der Impfstoff durch die mobilen Teams in ihren Wohnort und sie können sich den Weg ins Impfzentrum nach Haldensleben sparen. Nun gibt es Ergebnisse der Modellkommunen.
Von 1700 Personen, die in den beiden Städten über 80 Jahre alt sind, haben sich 1100 für eine Impfung entschieden. Das zeigt der Rücklauf der Briefe, die die jeweiligen Stadtverwaltungen im Auftrag des Landkreises verschickt haben. Dabei sind jedoch auch jene Personen eingerechnet, die beispielsweise in Pflegeheimen wohnen. Sie haben einen Brief erhalten, auch wenn sie eventuell schon geimpft wurden. Damit besteht eine gewisse Dunkelziffer.
Laut den offiziellen Zahlen des Landkreises ergeben sich somit 64 Prozent der angeschrieben Über-80-Jährigen, die das Angebot des Landkreises einer Vor-Ort-Impfung angenommen haben. Das schätzt Katrin Baier als ärztliche Leiterin des Impfzentrums in Haldensleben als positiv ein. Für sie gilt es nun, die Personen zu bestimmten Tagen und Uhrzeiten einzutakten – immer mit Blick auf die angekündigten Impfstoffe.
Ab Montag werden die vorgeschlagenen Räumlichkeiten vor Ort auf Herz und Nieren geprüft. Denn auch beim mobilen Impfen gibt es bestimmte Voraussetzungen, die gegeben sein müssen. In Wolmistedt ist eine Sporthalle in der engeren Auswahl, in Wanzleben ein Bürgerzentrum. Mindestens eineinhalb Wochen plane man laut Katrin Baier nach den bisherigen Erfahrungen für beide Städte ein, um die Impfwilligen vor Ort zu immunisieren.
Die Ungeduld beim Thema Impfen ist deutschlandweit groß. Einige Über-80-Jährige haben laut Volksstimme-Informationen bereits in den hiesigen Verwaltungen nachgefragt, wann sie denn nun einen Impftermin erhalten. „Etwas Geduld ist noch gefordert. Der Brief mit dem Impftermin wird im Februar kommen“, schätzt Katrin Baier. Die Impftermine werden vermutlich Anfang März liegen. Das liege vor allem daran, dass noch keine feste Planung der Impfstoffe möglich sei.
In dem zweiten Brief enthalten sind zum einen der Impftermin und zum anderen das nötige Informationsmaterial sowie Fragebögen, die für eine Impfung erforderlich sind. Diese Bögen sollen die Über-80-Jährigen dann ausgefüllt zum Impftermin mitbringen.
Auch in den anderen elf Gemeinden und Städten der Börde will der Landkreis mit den Über-80-Jährigen so verfahren. Diese sollen nach den Modellkommunen alle gleichzeitig angeschrieben werden und die Impftermine ebenfalls vor Ort erhalten. „Dazu wird sich das Impfzentrum in den kommenden Wochen mit den jeweiligen Bürgermeistern in Verbindung setzen, wenn es um die Suche nach Räumlichkeiten geht“, erklärt Uwe Baumgart, Pressesprecher des Landkreises.
Die Impfungen in den Pflegeeinrichtungen laufen indes weiter. In der kommenden Woche werden laut Katrin Baier alle 39 Einrichtungen im Landkreis mit der Erstimpfung versehen sein. Insgesamt 22 Heime sind mit Stand gestern bereits zweitgeimpft. In der kommenden Woche sollen beispielsweise Pflegekräfte von Tagespflegen und ambulaten Pflegediensten sowie den Einrichtungen der Eingliederungshilfe geimpft werden. In der Impverordnung des Bundes gehören diese Personen ebenfalls zur Gruppe 1 mit der höchsten Priorisierung beim Impfen.
Knapp 1400 Impfdosen wurden dem Landkreis für die kommende Woche angekündigt. Hält man die nötigen Dosen für die Zweitimpfung zurück, können damit weitere 700 Personen geimpft werden. Erstmals wird dann auch der Hersteller Astrazeneca in die Börde geliefert. Doch damit ergibt sich für das Team des Impfzentrus eine noch aufwändigere Logistik.
Hintergund: Die Ständige Impfkommission empfiehlt, den Astrazeneca-Impfstoff nur an Personen bis 64 Jahre zu verimpfen. „Damit kann dieser Impfstoff nicht für die Impfung in den Altenpflegeheimen verwendet werden“, sagt Katrin Baier. Außerdem wird die Impfung nicht wie beim Biontech-Impfstoff nach drei Wochen vorgenommen, sondern erst nach neun bis zwölf Wochen angeraten. Damit sei eine Planung für Impftermine erschwert.
Entsprechend den Empfehlungen werden deshalb die Pflegekräfte vorrangig mit dem Astrazeneca-Impfstoff immunisiert und die Bewohner von Pflegeheimen mit dem bisherigen Biontech-Produkt. Außerdem werden Hausärzte, Zahnärzte, HNO-Ärzte, Mitarbeiter von Physiotherapien und Dialyse-Zentren einbezogen, die nicht älter als 64 Jahre alt sind. Doch die beiden Impfstoffe unterscheiden sich auch durch ihre Wirksamkeit.
Das Mittel von Astrazeneca wies laut dpa-Informationen in Studien eine geringere Wirksamkeit von etwa 70 Prozent auf, Biontech liegt laut Studien bei 94 Prozent. Dafür ist ersterer leichter zu handhaben, da dieser nicht bei Minusgraden gekühlt werden muss. „Eine Studie zum Astrazeneca-Impfstoff hat aber gezeigt, dass man das Coronavirus nicht weitergeben kann, wenn man geimpft ist. Das ist ein Pluspunkt“, betont Katrin Baier.
Das Impfzentrum in Haldensleben bleibt vorerst weiterhin geschlossen, bis genügend Impfdosen vorhanden sind. Es ist weiterhin nicht möglich, Termine online oder telefonisch zu buchen. Doch Katrin Baier stellt in Aussicht, dass das Impfzenturm voraussichtlich in der ersten Märzwoche Termine in Haldenlseben vergeben kann. „Das funktioniert aber nur dann, wenn die Lieferungen stabil bleiben“, betont sie. Öffnet das Impfzentrum, können Personen der Gruppe 2 mit hoher Priorisierung ihre Termine buchen. Darunter fallen beispielsweise Über-70-Jährige.