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Naturpark Warum Fledermäuse kopfüber schlafen

Ranger Ulf Damm und Juniorranger erkunden in den Calvörder Bergen das Reich der Fledermäuse. Ein ARD-Kamerateam ist auch dabei.

Von Anett Roisch 22.07.2016, 01:01

Calvörde/Flechtingen l Ausgerüstet mit Leiter, Waage und Fledermausringen begeben sich die Juniorranger, die von Ulf-Gerd Damm und Sabine Wieter, Mitarbeiter des Naturparks Drömling betreut werden, in den Wald in Kämkerhorst und in den Calvörder Bergen. Ihre Mission ist es, die aufregende Welt der sogenannten lautlosen Jäger, zu erkunden. Die Naturschützer wollen Fledermäuse aus den Kästen holen, die Tiere erforschen, die Körpergrößen und das Gewicht notieren und noch nicht beringte Fledermäuse einen Ring mit Nummer verpassen. Moderator Robert Meyer und ein ARD-Kamera-Team begleiten die Gruppe der Ranger. Ein Beitrag für die Sendung „Neuneinhalb“, die am Sonnabend, 1. Oktober, übertragen wird, soll entstehen.

Die Kinder sind inzwischen richtige Medienstars, denn oft kommen Gäste – darunter auch Journalisten – die alles ganz genau erklärt haben wollen. Mit Detektor und Netz werden die Fledermäuse hörbar gemacht, gefangen und vorsichtig in einen Korb gesetzt. Dann nimmt Damm behutsam eine Fledermaus aus dem Korb. Der erfahrene Fledermausexperte weiß ganz genau, wie er das Tier anfassen muss und trotzdem trägt er vorsichtshalber Handschuhe. Ein Biss kann nicht nur weh tun, sondern auch Krankheiten, wie Tollwut übertragen. „Es ist ein Männchen. Er trägt schon einen Ring“, stellt der zwölfjährige Luca Philipp mit prüfendem Blick fest, während die elfjährige Anna Röhl feinsäuberlich die Nummer und alle anderen Daten notiert. Nach dem Prozedere ist das nächste Tier an der Reihe. Es ist wieder ein Männchen, das zuvor noch nicht registriert wurde. Alles muss bedacht und doch schnell gehen. Die Tiere dürfen nicht so lange gestört werden. „Wir schicken die Daten zur Beringungszentrale nach Dresden. Dort können sie sehen, wo die einzelnen Tiere herkommen“, erklärt Damm.

Eine der Fledermäuse, die im Drömling einen Ring verpasst bekommen hatte, war schon mal bis nach Frankreich geflogen. Ziel der Forschung ist es unter anderem heraus zu bekommen, wie viele und welche Fledermausarten es im Drömling gibt. Nach bisherigem Kenntnisstand sind es zwölf Arten, wie der Große Abendsegler. Meyer möchte von den Kindern wissen, warum Fledermäuse über Kopf hängen und schlafen, ohne Kopfschmerzen zu bekommen? Die achtjährige Anna Keitel weiß die Antwort: „Der Kreislauf der Fledermäuse ist darauf eingestellt.“ Fledermäuse verfügen über kräftige Beine, mit denen sie ihre Beute fangen, aber auch sich festzuhalten und kopfüber zu hängen. Durch das Gewicht der Fledermaus krümmen sich dabei ihre Krallen und halten sie fest, ohne dass die Fledermaus selbst Muskelkraft dafür aufbringen müsste. Somit kostet es den Fledermäusen keinerlei Anstrengung, kopfüber zu hängen. „Eine Zwergfledermaus kann in einer Nacht bis zu 2000 Mücken fressen, um ihren Energiebedarf zu decken. Da sieht man, wie wichtig die Fledermäuse sind“, sagt der sechsjährige Paul Abagat.

In manchen Agrarlandschaften werden die Insekten mit Insektiziden tot gespritzt. Da hat die Fledermaus ein stark eingegrenztes Nahrungsspektrum. Daher sind die Fledermäuse vielerorts recht selten geworden. Im Drömling scheint es, genügend Insekten zu geben. Wenn eine Fledermaus auf Wanderschaft ist, können sie bis zu 40 Kilometer pro Stunde fliegen. In ein bis zwei Wochen könnten die nachtaktiven Tiere bis nach Frankreich in ihr Winterquartier fliegen.

Die Juniorranger schildern, welchen Einfluss die Windkraftanlagen für die Fledermäuse haben. Die Mädchen und Jungen bauen auf einer Lichtung Fledermauskästen und hängen sie im Wald auf. Diese neuen Quartiere dienen den Fledermäusen später als Wohnung und Wochenstube.