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Storch Zobbenitzer Bruchpilot wird aufgepäppelt

Es ist ein Rätsel wie ein Storch in Zobbenitz verunglückte. Glück ist, dass eine junge Reiterin ihn entdeckte und Hilfe holte.

Von Anett Roisch 31.07.2019, 11:00

Zobbenitz l „Meine elfjährige Tochter Nika Pauline kam ganz aufgelöst vom Ausritt, weil sie auf der Wiese einen verletzten Storch gesehen hat. Der Flügel des Vogels hing runter. Weil wir so spät abends niemanden in der Naturparkverwaltung Drömling erreicht hatten, kontaktierten wir den zuständigen Dienst von der Vogelschutzwarte in Loburg“, erzählte Julia Anthe. Die Zobbenitzerin führt gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Marten Hoppe einen Rinderzuchtbetrieb.

Noch spät abends kam Dr. Michael Kaatz, Ornithologe und Geschäftsführer der Vogelschutzwarte „Storchenhof Loburg“ (Landkreis Jerichower Land), nach Zobbenitz. „Wir waren froh, dass der Storchenexperte – trotz der nicht unerheblichen Entfernung – zu uns kam“, schilderte Julia Anthe. Gemeinsam mit dem sogenannten „Storchenvater“ aus Loburg schlich sich die Zobbenitzer Familie mit einem Kescher an den Adebar heran. Sie warfen eine Decke über den verletzten Vogel und fingen ihn so ein.

„Es war einfacher als gedacht. Unser Rindertierarzt hatte vorher gesagt, dass wir Abstand halten sollen, denn Störche picken in die Augen ihrer Angreifer. Es war auf jeden Fall ein aufregendes Erlebnis“, so die Zobbenitzerin. Das verletzte Tier wurde in eine Art Klettanzug gepackt. Nika Pauline durfte den Storch halten und wunderte sich, wie leicht der Vogel ist.

„Der Storch hat einen Flügelbruch. Es ist ein Altstorch“, erklärte Kaatz. Der langbeinige „Bruchpilot“ wurde noch am gleichen Abend um 22.20 Uhr von einem Tierarzt operiert. „Die Verletzung muss nun verheilen. Ein Rätsel ist es, wie es zu dem Unglück kam. Oft seien es – nach den Erfahrungen von Kaatz – Strommasten, die für die Vögel eine Gefahr darstellen. Wenn die Jungstörche groß genug sind, könne der zweite Altstorch die Fütterung allein schaffen. Ulf-Gerd Damm, der der Storchenbeauftragte in der Region ist, berichtete: „Im Nest habe ich zwei Jungstörche gesehen, die in den nächsten Tagen ihre ersten Flugversuche unternehmen.“

Der langschnäblige Patient wird derzeit auf dem Storchenhof aufgepäppelt. Dort gehört der Zobbenitzer Bruchpilot zu vielen Patienten. Munter stolzierte er durch sein Gehege. Einige der großen Vögel sind auf Dauer flugunfähig und leben in Nachbarschaft mit verletzten Greifvögeln sowie Puten, Hühnern und Tauben.

Ruth Schräder, Sachbearbeiterin für Projektmanagement, führte Besucher über das Gelände der Vogelschutzwarte. In den Volieren sitzen auch einige Jungstörche auf verschiedenen Nestern. Ruth Schräder beschrieb, wie einer Pute die Storcheneier zum Ausbrüten untergeschoben wurden. Hannelore Leißner, ehrenamtliche Mitarbeiterin und guter „Geist“ auf dem Storchenhof, führte eindrucksvoll vor, mit welchen Tricks die langbeinigen Pflegekinder gefüttert werden. „Ich mache also so etwas, wie betreutes Wohnen für Störche“, sagte die Tierfreundin mit einem Augenzwinkern.

Mit Hilfe eines Plastikstorchs werden die Jungen motiviert, zu fressen. Auf einem langen schmalen Brett wird den Jungtieren die Mahlzeit serviert. „Wir tun etwas Erde dazu, weil der Verdauungsapparat sich daran gewöhnen soll, dass die Vögel – wie auch in der Natur – dreckige Nahrung aufnehmen“, erklärte Ruth Schräder.

Es sei noch nicht ausgeschlossen, dass der verletzte Altstorch aus Zobbenitz mit seinen Artgenossen bald in den Süden fliegen kann. „Der Nagel, der durch die Knochen geschoben wurde, muss noch entfernt werden. Ob er das Flugvermögen wieder erlangt oder ob er den Winter bei uns in Loburg verbringt, ist noch nicht raus“, sagte Kaatz, der eng mit den Rangern des Drömlings zusammen arbeitet. „Wenn wir verletzte Störche haben, bringen wir sie nach Loburg und setzen die gesunden dann wieder bei uns aus, damit sie in ihrer natürlichen Umgebung wieder flügge werden“, beschrieb Wolfgang Sender, Mitarbeiter des Naturparks Drömling.

„Es wäre natürlich super, wenn der Storch es schafft“, sagte Julia Anthe, die über eine Patenschaft für ein Tier nachdenkt und demnächst mit der Familie den Storchenhof besuchen möchte. „Einige der Vögel können nicht mehr in Freiheit ausgewildert werden und brauchen Unterstützung“, erklärte Kaatz.

 

Der Storchenhof an der Chausseestraße 18 in 39279 Loburg ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen finden nach Bedarf sowohl für Einzelpersonen, Familien als auch für größere Gruppen statt. Absprachen sind telefonisch unter 039245/25 16 möglich.