Gleich dreimal seit dem Jahr 1170 ranken sich um das heutige Datum große Ereignisse, die für Havelberg von Bedeutung waren 16. August: Ein Tag, der Stadtgeschichte schrieb
Jahrhundertelang war der 16. August für die Stadt Havelberg der wichtigste Festtag. Durch nachfolgende Ereignisse an diesem Tag wurde er später noch zusätzlich zu einem Havelberger Gedenktag.
Havelberg l Es war dreimal in der Geschichte Havelbergs vorgekommen, dass immer an einem 16. August, entweder in der Stadt selbst oder in Verbindung zu ihr, sich Dinge ereigneten, die für Havelberg von großer Bedeutung waren.
1170: Der Dom erhält die Weihe
Das wohl bedeutendste Ereignis für die Stadt Havelberg ist unbestritten die Weihe des Havelberger Doms am 16. August 1170. An diesem Tage wurde der Dom, nach zwanzigjähriger Bauzeit, in einer würdigen Form offiziell eingeweiht. Zugegen waren neben dem ersten Havelberger Bischof Walo viele hohe weltliche und geistliche Würdenträger der damaligen Zeit. Die eigentliche Weihe des Doms wurde durch Erzbischof Wichmann von Magdeburg, dem Freunde Barbarossas, vollzogen. Dabei waren auch die Bischöfe von Meißen, Brandenburg und Ratzeburg. Weitere Zeugen dieser Weihe waren der 1. Propst von Magdeburg sowie die Pröpste von Havelberg, Jerichow und Leitzkau.
Auf der Domtreppe stauten sich an diesem Tag viele Ritter mit ihrem Gefolge, die von weit her gekommen waren, um diesem großen Ereignis beizuwohnen. Alle Anwesenden verbeugten sich, als der greise "Albrecht der Bär" dem Dom zuschritt. Er hatte es sich, trotz seines hohen Alters nicht nehmen lassen, persönlich zu kommen - und mit ihm fünf seiner Söhne: Otto, der schon die Regierung übernommen hatte, Herrmann von Orlamünde, Dietrich von Werben, Bernhard von Anhalt und Albert von Ballenstedt. Dann folgten zahlreiche weltliche Größen: der Fürst Kasimir von Pommern mit seinem Bruder, der Graf von Osterburg, der Burggraf von Brandenburg, Konrad von Wettin, Dietrich von Tangermünde und wie sie alle hießen, die Hauptleute der umliegenden Burgen. Ihnen folgten zahlreiche Geistliche, Soldaten, Diener sowie deutsche und wendische Bauern.
Die besondere Aufmerksamkeit der Zuschauer erregten kräftige Gestalten, bewaffnet, in schwarzen Mänteln mit weißem Kreuz. Diese Männer, halb Mönch, halb Ritter, waren Johanniter, deren Orden in den Kreuzzügen im heiligen Lande gestiftet wurde und der seit zehn Jahren in Werben eine Niederlassung besaß.
Unter den feierlichen Klängen eines vierstimmigen Gesanges der Priester und Kinder trat der Zug in die weiten Hallen ein: zur Feier des Hochamtes. Ernst und schwer tönten die Worte des Bischofs durch die dreischiffige Hallenkirche dahin, die von innen mit der kunstvollen Wandmalerei einen freundlicheren Eindruck machte, als von draußen zu vermuten war. Außen starrte der roh behauene Sandstein fest und unbeweglich dem Beschauer entgegen. Ja, der breite Glockenturm im Westen mit seinen schmalen Fensterlein schaute fast drohend ins Land, wegen seines Standortes weithin sichtbar.
Als dann die heilige Handlung endete, verkündeten die hohen Fürsten, was sie der Kirche zu ihrem Festtage an Geschenken darbringen wollten. Sie gaben reichlich, um die Kirche in die Lage zu versetzen, das Evangelium Christi zu verkünden, Messen zu halten zur Ehre Gottes und ihrerseits wieder neue Kirchen in ihrem Gebiet zu gründen.
Bis heute das Wahrzeichen der Stadt
Dann zerstreute sich die Gesellschaft und bewunderte die neue Kirche in allen ihren Teilen, Einzelheiten und Schmuckstücken, betrachtete von außen den schönen Bau, wie er majestätisch unter der hellen Augustsonne da lag, das Wahrzeichen des Landes weit ringsum.
Und so steht er noch heute da. Das Schicksal hat den größten Teil des Baus von 1170 uns aufbewahrt, den Stolz Havelbergs und die Freude des Kunst- und Geschichtsliebhabers. Und noch heute durchtönt Orgelklang, Gemeindegesang und die Predigt die hohen Hallen nun schon so viele Jahrhunderte hindurch, wie einst an jenem klaren Augusttag des Jahres 1170 zum ersten Mal.
Seit seiner Weihe ist der Dom das Wahrzeichen der Stadt Havelberg und darüber hinaus der ganzen Region. Dieses gewaltige Bauwerk steht unerschüttert durch die Stürme der Jahrhunderte und erregt bei allen Besuchern der Stadt ehrfürchtige Bewunderung. Er zählt trotz, oder gerade wegen seiner Schlichtheit, zu den schönsten und an Kunstschätzen reichsten Kirchen Norddeutschlands. Jährlich zieht er tausende Besucher in seinen Bann. Der Havelberger ist stolz auf seinen Dom, zeugt er doch auch von der großen Kunstfertigkeit, Kraft, dem Können und der Hingabe der hier früher lebenden Prämonstratenser-Mönche und der Havelberger Handwerker. Dieser Dom war der erste bedeutende Steinbau im Lande östlich der Elbe.
1383: Gedenktag für das Wilsnacker Wunderblut
Das Domweihfest war nicht nur ein Feiertag für die Havelberger, sondern darüber hinaus für die gesamte Umgebung, und hierbei insbesondere für die Prignitz. Das wurde der Nachbarstadt Wilsnack, die 20 Kilometer von Havelberg entfernt liegt, zum Verhängnis. Am 16. August des Jahres 1383 waren sämtliche Geistliche und alle Einwohner dieses Ortes, der dem Bischof von Havelberg gehörte, beim Domweihfest in Havelberg. Dieser Domweihtag in diesem Jahr war dazu noch ein besonderer. Waren es doch 400 Jahre her, als am 29. Juni 983 der Wendenaufstand stattfand, durch den alles irdische Leben auf dem Bistumssitz Havelberg ausgelöscht wurde.
Raubritter brennt alles nieder
Es dauerte etwa 150 Jahre, bis durch die Tatkraft "Albrecht des Bären" die Deutschen wieder in ihre alten Rechte eintreten konnten.
Die Abwesenheit aller Menschen der Umgebung Havelbergs am 16. August 1383 war dem Raubritter Heinrich von Bülow bekannt - und er nutzte diese Abwesenheit aus. Im Zuge einer Auseinandersetzung mit dem Bischof von Havelberg und um ihn zu schädigen, brannte er den Ort Wilsnack, einschließlich der damals vorhandenen Kirche und zehn Dörfer, gemeinsam mit seinen Männern und anderen Adligen komplett nieder.
Der Raubritter Heinrich von Bülow, genannt "Der Großkopf", war ein Vorfahre des bekannten Humoristen "Victor von Bülow", der wohl eher als "Loriot" bekannt ist. Sicher ungewollt, förderte Heinrich von Bülow mit dieser Zerstörung die Wirtschaftskraft der Havelberger Bischöfe, die bis kurz nach der Reformation anhielt. Nach der Rückkehr vom Havelberger Domweihfest entdeckte nämlich der Wilsnacker Priester Johannes Cabbucz im Hostienbehälter in der Altarplatte die vom Brand rot gefärbten drei unversehrten Hostien. Jede hatte in der Mitte einen roten Fleck - nach dem damaligen Glauben ein Blutstropfen Christi. (Wird fortgesetzt.)