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Klietzer Bürgermeister scheidet aus dem Amt Ära von Jürgen Masch endet morgen

10.07.2015, 11:30

Klietz (asr) l Mit Politik und Verwaltung hatte Jürgen Masch zu DDR-Zeiten kaum was am Hut. Er fuhr Mähdrescher und war Brigadier bei der LPG in Scharlibbe. Doch dann wurde er quasi über Nacht zum Bürgermeister gewählt und ist es 25 lange Jahre geblieben ? bis morgen.

Schon seit ein paar Tagen räumt Jürgen Masch im Gemeindebüro Schreibtisch und Schränke leer. "Da ist einiges zusammengekommen." Immerhin ein Viertel Jahrhundert Bürgermeisterzeit vollendet er am morgigen Sonntag.

Beim Packen der Umzugskisten lässt der 73-Jährige die Gedanken schweifen zurück in die Wendezeit. Er war Brigadier bei der LPG in Scharlibbe. Hierhin war er nach der Lehre zum Traktoristen bei der MAS (später KfL) in Klietz abgeordnet worden. In den Sommermonaten tauschte er den Traktor gegen den Mähdrescher, bis er nach zehn Jahren die Nachfolge des verstorbenen Brigadiers antrat. Nebenbei wurde ein Haus in Scharlibbe gebaut, 1966 heiratete er und 1969 und 1971 kamen die Töchter Kirsten und Steffi auf die Welt. Dann kam die Wende in der DDR.

Bürgermeister bekam Unterstützung aus Niedersachsen

In Klietz gründet sich die Wählergemeinschaft, zu der auch der Scharlibber gehört. Von 21 Plätzen im Rat erhält sie bei der ersten freien Wahl am 1. Juli 1990 gleich sechs. Und weil das die meisten sind, muss die Wählergemeinschaft aus ihren Reihen den Bürgermeister bestimmen. "Als mein Name ins Spiel kam, habe ich mich gesträubt, denn ich hatte doch gar keine Ahnung von Verwaltung. Aber es blieb nichts anderes übrig, als das Amt zu übernehmen." Elisabeth Dressler, die im Gemeindebüro tätig und auch Stellvertreterin des langjährigen Bürgermeisters Arno Schulze war, unterstützte den Unerfahrenen nach Kräften, außerdem bekam Klietz einen Verwaltungsfachmann zur Seite gestellt. Auch die Beziehungen zu Haltern in Niedersachsen waren sehr hilfreich.

Aus dem Ehrenamt wird ein Hauptamt, später wechseln die Bürgermeister in die Verwaltung der Verbandsgemeinde. Jürgen Masch erlebt verschiedene Gebilde bis hin zur Gründung der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land. Mit der Entscheidung, dass deren Sitz Schönhausen ist, hadert Jürgen Masch noch heute. "Wir liegen zentral und hätten das Ärztehaus zur Verfügung gehabt. Aber die Entscheidung fiel ja dann auf Schönhausen mit Außenstelle in Sandau. Das ist auf Dauer einfach zu teuer! Hier wird man sich Gedanken machen müssen." Auch er selbst hat da ein Wörtchen mitzureden. Denn auch wenn er nicht mehr Bürgermeister ist, so behält er doch seinen Sitz im 20-köpfigen Rat der Verbandsgemeinde.

Morgen also gibt Jürgen Masch, der seit ein paar Jahren in Klietz lebt, den Schlüssel des Gemeindebüros an Hermann Paschke weiter, der ab Montag neuer Bürgermeister der Seegemeinde ist. "Ich wünsche ihm alles Gute und stets das richtige Fingerspitzengefühl bei allen Entscheidungen zum Wohl der Gemeinde." Heutzutage sei es längst nicht mehr so leicht, eine Gemeinde voranzubringen, werden die Zuweisungen doch immer geringer.

Bürgermeister hinterlässt Spuren in Klietz

Es waren noch goldene Zeiten in den 90-ern, als die Fördermittel nur so flossen. Und Jürgen Masch und der Gemeinde haben zugegriffen. So sind es auch eine ganze Reihe von Spuren, die Jürgen Masch hinterlässt. Da ist der sanierte Kindergarten, die gut ausgebaute Schule, das Gerätehaus der Feuerwehr, die vielen auch mit Bundeswehr-Mitteln ausgebauten Straßen, die Scharlibber Ortsdurchfahrt und Abwassernetz nach Klietz, der Radweg zwischen beiden Orten, die rekonstruierte Mühle, der großzügige Jugendklub und auch die beiden Treffs in Scharlibber und Neuermark-Lübars, der Naturlehrpfad um den See und nicht zuletzt das Schullandheim, das Jürgen Masch immer besonders am Herzen lag.

Nichts wünscht er sich mehr, als dass das Haus immer gut von Schulklassen besucht wird, damit die Kinder hier Unterricht mitten in der Natur erleben können. Die Stimmen im Rat, das Haus zu privatisieren, will er nicht hören, "dann ist es bald dicht!"