Breitbandausbau Stoppt Datenautobahn an Landesgrenze?
Ob sie links oder rechts einer Straße in Kümmernitz wohnen, ist für die Anwohner entscheidend beim Anschluss ans Glasfasernetz.
Kümmernitz/Breddin-Abbau l Sachsen-Anhalter oder Brandenburger? Diese Frage steht im Raum mit Blick auf den beabsichtigten Ausbau des Breitbandnetzes mit Glasfaseranschluss bis ins Haus im Bereich der Havelberger Ortschaft Vehlgast-Kümmernitz. Der stellvertretende Ortsbürgermeister Hans-Günther Rose hat sie im Nachklang der Informationsveranstaltung in Damerow aufgeworfen.
„Ich fragte mich, ob man seitens des Zweckverbandes die historisch bedingte Besonderheit bedacht hat, dass die Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg quer durchs Dorf verläuft“, so der Kümmernitzer. Er telefonierte mit DNS-Net und erfuhr, dass nur die Haushalte auf der sachsen-anhaltischen Seite der Straße (Kümmernitz) angeschlossen werden. Die brandenburgischen Nachbarn vis-á-vis (Breddin Abbau) sollen leer ausgehen. Das sei für ihn völlig inakzeptabel. „Man schafft hier möglicherweise eine Ungleichbehandlung, die man keinem erklären kann.“ Zwar könne er nachvollziehen, dass finanzielle Mittel des Landes Sachsen-Anhalt nicht für brandenburgische Bürger verwendet werden dürfen, aber es müsse sich eine Regelung finden lassen.
Um diese herbeizuführen, unterrichtete er den Amtsdirektor des Amtes Neustadt/Dosse, zu dem die Gemeinde Breddin gehört, von dem Kuriosum. Am Dienstagabend nutzte Hans-Günther Rose außerdem die sechste und letzte Info-Veranstaltung im Bereich der Einheitsgemeinde Havelberg im Rathaus der Hansestadt, um mit Bürgermeister Bernd Poloski und Vertretern des Zweckverbandes „Breitband Altmark“ und Netzbetreiber DNS-Net darüber zu sprechen. Da Landrat Carsten Wulfänger gerade seinen Sprechtag im Rathaus abhielt, sprach er auch mit ihm darüber. „Ich bin mir sicher, dass man eine vernünftige Regelung finden wird, um unsere Straßennachbarn aus Breddin-Abbau, die im Alltag Kümmernitzer sind, mitzunehmen“, sagt er am Mittwoch im Gespräch mit der Volksstimme.
Dafür werden aber noch einige Gespräche erforderlich sein. Nach derzeitigem Stand der Dinge müssen die knapp zehn brandenburgischen Haushalte außen vor bleiben, sagt der Geschäftsführer des Breitband-Zweckverbandes Andreas Kluge auf Volksstimme-Nachfrage. Das Problem sei tatsächlich, dass die Anwohner der einen Straßenseite keine Sachsen-Anhalter sind. „Wir dürfen dort nicht erschließen. Selbst wenn ich das wollte, das gibt die Satzung nicht her. Die Fördergelder sind für das Gebiet der Altmark bestimmt“, so Andreas Kluge, für den die Situation in Kümmernitz/Breddin-Abbau eine Überraschung war. Dennoch will er nicht ausschließen, dass im Falle einer Regelung mit dem brandenburgischen Amt, wenn es daran interessiert ist, eine Lösung gefunden werden kann.
Der Zweckverband Breitband Altmark, dessen Mitglieder sich am Donnerstag übrigens zur Versammlung treffen, wurde gegründet, um möglichst alle Haushalte in den Landkreisen Stendal und Salzwedel mit schnellem Internet versorgen zu können. Die Gesamtinvestition ist mit 140 Millionen Euro veranschlagt. Vom Bund kommen Fördergelder in Höhe von 40 Millionen Euro, vom Land 24 Millionen Euro. Baubeginn soll im vierten Quartal 2019 sein. Seit Oktober hat es in diesem Bereich 118 Info-Veranstaltungen gegeben, um viele Einwohner für den Abschluss eines Vorvertrages zu gewinnen. Diese sind bis Ende dieser Woche zu unterschreiben und an DNS-Net zu schicken (auch E-Mail, Fax und Internet sind möglich), macht der Geschäftsführer noch einmal deutlich. Denn von der Anschlussquote hängt die Machbarkeit der schnellen Datenautobahn durch die Altmark ab. Stichtag ist ursprünglich der heutige 31. Januar.
Beim Netzbetreiber werden die Anträge in den nächsten Tagen digitalisiert. Dann steht fest, wie viele Interessenten es gibt. Über den Daumen gepeilt sollte die Anschlussquote bei rund 50 Prozent liegen. Dabei geht es um die gesamte Region und nicht um einzelne Orte – anschlussschwache Orte können somit durch anschlussstarke Orte kompensiert werden.
„Das Wir-Gefühl steht im Vordergrund, wir Altmärker stehen zusammen“, erinnert Andreas Kluge an das Ziel des Zweckverbandes. Der sachsen-anhaltische Teil der Prignitz mit Havelberg als Wiege der Prignitz ist darin inbegriffen, was mit dem brandenburgischen Teil der Prignitz passiert, muss sich erst noch zeigen.