1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. Bundeswehr: Soldaten bilden in Havelberg Nachwuchs und Ukrainer aus

EIL

Bundeswehr Soldaten bilden in Havelberg Nachwuchs und Ukrainer aus - Gefechtsausbildung als Priorität seit Kriegsbeginn

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat sich für das Panzerpionierbataillon 803 Havelberg das Aufgabenspektrum gewandelt. Auswirkungen gibt es in allen Bereichen.

Von Andrea Schröder Aktualisiert: 04.10.2023, 19:21
Die Schießausbildung ist für jeden Soldaten wichtig. Das Panzerpionierbataillon 803 Havelberg nutzt dafür auch, wie hier im Winter 2022, den Übungsplatz in Klietz.
Die Schießausbildung ist für jeden Soldaten wichtig. Das Panzerpionierbataillon 803 Havelberg nutzt dafür auch, wie hier im Winter 2022, den Übungsplatz in Klietz. Foto: Andrea Schröder

Havelberg - Die Ausbildung konkret im Gefecht für die Soldaten, verstärkte Auslandseinsätze im Baltikum und die Ausbildung von Ukrainern im Bataillon sind Auswirkungen des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine, die am Standort Havelberg zu spüren sind. Der Kommandeur des Panzerpionierbataillons 803 Havelberg, Oberstleutnant Steffen Harloff, berichtet über zurückliegende und kommende Aufgaben für seine Soldatinnen und Soldaten.

Lesen Sie auch:Soldaten trainieren in Klietz den Umgang mit dem Kampfpanzer Leopard

Froh ist er, dass alle Pioniere gesund aus dem Auslandseinsatz in Litauen zurückgekehrt sind. 64 Soldaten des Bataillons waren seit Anfang dieses Jahres dort im Rahmen der Sicherung der Ostflanke der Nato für ein halbes Jahr gefragt. Im August sind die letzten Havelberger Soldaten aus diesem Einsatz zurückgekehrt.

Bedrohung des Baltikums durch Russland: Litauen für Stärkung der Nato-Ostflanke

Zudem waren weitere rund 100 Havelberger Pioniere für rund sechs Wochen Teil der Großübung Griffin Storm, die im Juni und Juli in Litauen unter Federführung der Panzergrenadierbrigade 41 Vorpommern, zu der das Havelberger Bataillon gehört, stattgefunden hat.

„Somit hatten wir rund 180 Frauen und Männer, die hauptsächlich aus der 2. und 3. Kompanie kommen, im Einsatz“, berichtet der Kommandeur im Gespräch mit der Volksstimme. Er war selbst in Litauen, unter anderem auch, als der Verteidigungsminister die dauerhafte Stationierung einer Brigade der Bundeswehr in Litauen angekündigt hat.

Lesen Sie auch: Krieg in der Ukraine bestimmt in Havelberg Alltag der Soldaten

„Die Litauer nehmen die Stärkung der Nato-Ostflanke sehr ernst. Sie sehen die Bedrohung des Baltikums durch Russland anders, als wir hier in Deutschland“, schätzt der Oberstleutnant ein. Er berichtet von einem Übungsgelände im Osten des Landes, das bei seinem ersten Besuch im Februar noch Acker war. Im Sommer waren die Fundamente für die komplette Anlage fertig.

Augenmerk auf Gefechtsausbildung seit Ukraine-Krieg

Für das Panzerpionierbataillon sind diese Auslandseinsätze zunächst beendet, denn die aktuelle Rotation der sogenannten EFP-Battlegroup endet im Dezember. Bis auf Spezialisten, die möglicherweise angefragt werden, ist der Auftrag für die hiesigen Pioniere abgeschlossen.

In der Ausbildung der Soldaten gilt das Hauptaugenmerk seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine dem hochintensiven Gefecht, erklärt der Kommandeur. Deshalb hat die Bataillonsführung auch gerade eine zweiwöchige simultationsgestützte Stabsübung in Munster absolviert.

 Der Kommandeur des Panzerpionierbataillons Havelberg, Oberstleutnant Steffen Harloff.
Der Kommandeur des Panzerpionierbataillons Havelberg, Oberstleutnant Steffen Harloff.
Foto: Andrea Schröder

„Seit Ende des Kalten Krieges vor 30 Jahren gab es die Notwendigkeit, sich auf das Gefecht zu konzentrieren, nicht mehr. Jetzt hat etwa der Bau von Stellungen und Minensperren wieder an Bedeutung gewonnen. Deshalb wird unser Bataillon im März nächsten Jahres auch Teil einer großen multinationalen Übung in Bayern sein, bei der es um all diese Fragen geht“, berichtet Steffen Harloff.

Die Gefahr, dass es Realität wird, als Nato-Partner in ein Gefecht eingreifen zu müssen, ist größer geworden. „Deshalb ist es um so wichtiger, dass sich jeder Soldat körperlich fit hält und in der Lage ist, sich und andere zu sichern und sich taktisch richtig zu verhalten.“

Im Video: Soldaten am Magdeburger Hauptbahnhof - Das macht einen Feldjäger aus

 
Archiv, 22.09.2023: Einige Feldjäger sind derzeit in Burg (Jerichower Land) stationiert und für Sachsen-Anhalt im Einsatz. (Kamera: Matthias Fricke, Schnitt: Christian Kadlubietz).

Auch für Sie interessant: Feldmütze eines Soldaten aus Havelberg gibt es für 780 Euro

Großes Augenmerk gilt im Bataillon auch der Ausbildung der Rekruten. Für rund 120 junge Frauen und Männer hat gerade die dreimonatige Grundausbildung begonnen. Im nächsten Jahr soll das Bataillon pro Durchgang – drei gibt es pro Jahr – bis zu 200 Rekruten ausbilden. Dabei geht es auch um den eigenen Nachwuchs.

„Wir haben in diesem Jahr viel unternommen, um das Interesse an der Bundeswehr zu wecken. Wir haben in allen Bereichen offene Stellen“, wirbt der Kommandeur. Ob Mannschafts- oder Feldwebeldienstposten, Aufgaben im Stab oder in der Brückenkompanie, Taucher – „wir haben überall Bedarf“. 85 Prozent der Dienstposten seien aktuell besetzt. Ungefähr 600 Soldaten sind fertig ausgebildet, 200 befinden sich in der Ausbildung, 120 Dienstposten sind noch zu besetzen.

Nachwuchs in Havelberg: Bataillon bietet Praktika an

Das Interesse an der Grundausbildung sei übrigens annähernd gleich wie vor dem Krieg in der Ukraine. Die Zahlen schwanken von Durchgang zu Durchgang – je nachdem, wie viele Freiwillige es für den Dienst in der Bundeswehr gibt. „Wir bieten, auch kurzfristig, Praktika an. Wer Interesse hat, kann sich an uns wenden“, so Steffen Harloff.

Das Bataillon übernimmt auch die Spezialgrundausbildung für die jungen Soldaten, in der sie in weiteren drei Monaten das Pionierhandwerk lernen. In diesem Zuge berichtet der Kommandeur, dass das Bataillon auch ukrainische Soldaten ausbildet und somit Teil der von Deutschland angebotenen Unterstützung ist. Auf dem Übungsplatz in Klietz werden bereits seit einigen Monaten ukrainische Soldaten im Umgang mit dem Kampfpanzer Leopard geschult.