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Bundeswehr-Taucher aus Sachsen-Anhalt Mit spektakulärem Video: Soldaten ziehen einzigartiges Artefakt aus der Müritz

Pioniertaucher der Bundeswehr aus Havelberg haben bei Rechlin in Mecklenburg-Vorpommern ein besonderes Artefakt aus vergangenen Zeiten aus der Müritz geborgen. Das sind die Hintergründe.

Von DUR/eb Aktualisiert: 14.06.2024, 12:52
Über 80 Jahre lang lag der Motor eines B-17-Bombers rund sieben Meter tief in der Müritz bei Rechlin in Mecklenburg-Vorpommern.
Über 80 Jahre lang lag der Motor eines B-17-Bombers rund sieben Meter tief in der Müritz bei Rechlin in Mecklenburg-Vorpommern. Foto: Bundeswehr/Jana Neumann

Rechlin/Havelberg. - Im Frühling haben Pioniertaucher der Bundeswehr, die in Havelberg stationiert sind,  mithilfe von Ehrenamtlichen des Luftfahrttechnischen Museums Rechlin ein historisches Artefakt geborgen.

Über 80 Jahre lang lag der sogenannte B-17-Bomber rund sieben Meter tief und rund anderthalb Kilometer von der Küste entfernt in der Müritz bei Rechlin in Mecklenburg-Vorpommern. 

 
Pioniertaucher der Bundeswehr aus Havelberg haben bei Rechlin in Mecklenburg-Vorpommern ein besonderes Artefakt aus vergangenen Zeiten aus der Müritz geborgen.(Infos/Kamera: Bundeswehr, Schnitt/Sprecher: Torsten Grundmann)

Die Boeing B-17 war laut NDR am 25. August 1944 von Flaks abgeschossen worden und musste auf der Müritz notwassern. Die Crew, insgesamt acht Mann, überlebte. Bereits seit 2015 befindet sich der Propeller der Maschine als Ausstellungsstück im örtlichen Museum. Der geborgene Wright 1820 Cyclone-Motor des USUnited States-Bombers soll ebenfalls restauriert und ausgestellt werden.

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Bundeswehrtaucher waren auf der Müritz bei Rechlin im Einsatz.
Bundeswehrtaucher waren auf der Müritz bei Rechlin im Einsatz.
Foto: Bundeswehr/Jana Neumann

Bergungsaktion der Bundeswehrtaucher in Rechlin an der Müritz

In Rechlin an der Müritz hatte sich von 1917 bis 1945 eine sogenannte Fliegerische Versuchsanstalt befunden. Dort wurden Flugzeuge getestet. Zwar wurde aufgrund des Versailler Vertrages der Flugbetrieb ab 1919 für einige Zeit niedergelegt, aber bereits in den frühen Zwanzigerjahren wiederaufgenommen.

Unter den Nationalsozialisten wuchs das Gelände auf rund 190 Quadratkilometern an und war das weltweit größte Testzentrum.

Bereits seit 2015 befindet sich der Propeller der Maschine als Ausstellungsstück im örtlichen Museum. Der geborgene Motor soll ebenfalls restauriert und ausgestellt werden.
Bereits seit 2015 befindet sich der Propeller der Maschine als Ausstellungsstück im örtlichen Museum. Der geborgene Motor soll ebenfalls restauriert und ausgestellt werden.
Foto: Bundeswehr/Jana Neumann

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten die Sowjets die Reste der bereits durch Bombenangriffe stark zerstörten Anlagen. Einige wenige Bereiche übernahmen sie für ihre Fliegerhorste. Nach Abzug der Sowjets in den Neunzigerjahren entstand das Luftfahrttechnische Museum mit "vielen Leihgaben des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr Gatow, mit dem eine enge Partnerschaft besteht", so die Bundeswehr.

Bei der Bergungsaktion des Motors Ende Februar kamen Soldaten der 5. Kompanie des Pionierbrückenbataillons 130 zum Einsatz. Diese sind anders als große Teile der Einheit nicht im westfälischen Minden, sondern in Havelberg in Sachsen-Anhalt stationiert, heißt es von Seiten der Bundeswehr weiter.

Das Erkunden und Bergen von Objekten aus dem Wasser gehöre zu den Kernkompetenzen der Pioniertaucher. Sie erkunden laut Bundeswehr die sogenannten Übergangsstellen im Vorfeld und untersuchen das Gelände auf Unterwasserhindernisse und versteckte Kampfmittel, oft unter stark eingeschränkter Sicht.

Taucher der Bundeswehr haben aus der Müritz einen Flugzeugmotor geborgen.
Taucher der Bundeswehr haben aus der Müritz einen Flugzeugmotor geborgen.
Foto: Bundeswehr/Jana Neumann

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"Es war ein langer und steiniger Weg durch die Amtsstuben, bis wir alle erforderlichen Papiere beisammen hatten", wird ein beteiligter Bundeswehrtaucher zitiert. "Die Bergung so eines Motors ist für uns auf jeden Fall etwas Besonderes", fügt er hinzu.

Bei der Bergungsaktion des Motors Ende Februar kamen Soldaten der 5. Kompanie des Pionierbrückenbataillons 130 zum Einsatz.
Bei der Bergungsaktion des Motors Ende Februar kamen Soldaten der 5. Kompanie des Pionierbrückenbataillons 130 zum Einsatz.
Foto: Bundeswehr/Jana Neumann

Normalerweise verwende die Bundeswehr zu Ausbildungszwecken Betongewichte. Auch ein Auto sei so schon mal gehoben worden. "Aber einen 80 Jahre alten Flugzeugmotor hatten wir noch nie", so der scheidende Zugführer der Unterwasserspezialisten.

Hintergründe zu Pioniertauchern bei der Bundeswehr

Die Pioniertaucher sind nach Angaben der Bundeswehr auf drei Standorte verteilt. Es gibt demnach zwei Tauchzüge in Minden (Nordrhein-Westfalen) und einen Tauchzug in Havelberg (Sachsen-Anhalt). Zudem ist das Taucherausbildungszentrum am Starnberger See in Bayern zu nennen.

Jährlich seien durch jeden Pioniertaucher 30 Pflichttauchstunden zu leisten. Darin enthalten seien auch vier Tieftauchgänge. Diese teilten sich wiederum in zwei über 30 Meter und zwei weitere über 40 Meter Tiefe. Dabei müsse eine maximale Einsatztiefe von 50 Metern erreicht werden. Weiterhin müssten Rettungsmodule absolviert werden. Ebenso bestehe für den Pioniertaucher die Auflage, das Rettungsschwimmerabzeichen in Silber zu bestehen. Ein Kampfmittelabwehrtaucher müsse sogar Rettungsschwimmer der Stufe Gold sein.