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Englische Sprache „Die Sommerschule in Wust hat mein Leben geprägt“

Der neue Leipziger Generalkonsul der USA dankte bei der Sommerschule in Wust Schulgründerin Maria von Katte in bewegenden Worten für ihre Weitsicht. Er war dort vor 30 Jahren als Dozent tätig gewesen.

Von Ingo Freihorst Aktualisiert: 11.08.2023, 19:05
Der neue Leipziger Generalkonsul John R. Crosby (2. von rechts) mit seinen damaligen  Gasteltern Ingelore und Jörg Prothmann aus Melkow (links und rechts) sowie seinem Ehemann Cole Wolford.
Der neue Leipziger Generalkonsul John R. Crosby (2. von rechts) mit seinen damaligen Gasteltern Ingelore und Jörg Prothmann aus Melkow (links und rechts) sowie seinem Ehemann Cole Wolford. Foto: Ingo Freihorst

Wust - Für John R. Crosby, den neuen Leipziger US-Generalkonsul, war es eine Herzensangelegenheit, die Sommerschule in Wust zu besuchen. Seit Juli ist der Diplomat in diesem Amt, der Abstecher in den Kattewinkel war eine seiner ersten Amtshandlungen. Denn wenn man so will, ist Wust so etwas wie seine zweite Heimat.

Er nahm sich mehrere Stunden Zeit, mit Sommerschülern und Dozenten ins Gespräch zu kommen und traf auch etliche alte Bekannte. Denn der Amerikaner war vor genau 30 Jahren als Student erstmals nach Wust gekommen, um als Dozent an der damals noch jungen Sommerschule die englische Sprache zu unterrichten. Den Tipp hatte er von einer Freundin beim Studium in Heidelberg bekommen – es sei eine sehr gute Entscheidung gewesen, mitzufahren, berichtete er.

Als Dozent saß er damals auch am Klavier

In Wust war er 1993 und 19934 als Dozent tätig. Zudem spielte er Klavier. Es gibt ein Foto aus jener Zeit, wo er in der Kirche zusammen mit zwei Dozentinnen ein Konzert gegeben hatte. Eine davon ist jetzt Professorin.

„In Melkow war ich bei einer wunderbaren Familie zu Gast, war haben zusammen gegessen und erzählt und sind unter anderem nach Havelberg gefahren“, berichtete der einstige Dozent. Er, der nur in quirligen Großstädten wie dem texanischen Houston aufgewachsen war, traf in Wust auf eine für ihn wunderbare ländliche Idylle. Hier gab es die Frühstückseier frisch vom Hof, erinnerte er sich.

Natürlich durfte ein Treffen mit den Gasteltern nicht fehlen - sie waren auch zum Empfang geladen und wohnten am Abend gemeinsam der Theaterpremiere des Brechtschen Stückes „Mann ist Mann“ bei. Ingelore und Jörg Prothmann aus Melkow haben noch immer zu ihrem damaligen Gast aus den USA Kontakt, meist gingen Briefe hin und her, es wurde aber auch telefoniert. „Unsere Kinder haben ihn geliebt, als Mensch ist er wie früher geblieben“, berichten die Melkower beim Treff vor der Theaterbaracke. Bevor er als hoher Diplomat nach Deutschland kam, hatte er erst einmal im Internet nachgeschaut, ob die Sommerschule noch existiert.

Der Packer Galy Gay (Enrico Reumann) wird in dem Theaterstück "Mann ist Mann" von Bertolt Brecht von den Soldaten überredet, in einen Uniform zu schlüpfen, um ihren verletzten Kameraden beim Appell zu ersetzen.
Der Packer Galy Gay (Enrico Reumann) wird in dem Theaterstück "Mann ist Mann" von Bertolt Brecht von den Soldaten überredet, in einen Uniform zu schlüpfen, um ihren verletzten Kameraden beim Appell zu ersetzen.
Foto: Ingo Freihorst

Drinnen auf der Bühne hielt der hohe Gast vor der Premiere eine emotionale Rede. Es sei für ihn eine große Freude und Ehre, nach Wust zurückkehren zu können. „Ich habe davon geträumt, seit ich von meiner Berufung nach Deutschland erfahren habe“, gestand der Diplomat. Er dankte der Schulgründerin Maria von Katte für ihre Weitsicht – die Sommerschule habe sein späteres Leben geprägt.

Vor der Premiere berichtet er noch von einem Deja-vu: „Hier saß ich vor 30 Jahren am Klavier und war sehr aufgeregt.“ Damals wurde in der Baracke ebenfalls Brecht gespielt – und zwar die „Dreigroschenoper“. Jetzt sei er froh, ganz entspannt im Publikum sitzen zu können.

Wer sich das in Deutsch und Englisch vorgetragene Brechtsche Lustspiel in der Baracke auf dem Sportplatz noch ansehen möchte, hat dazu am Sonnabend, 12. August, ab 19 Uhr letztmals Gelegenheit, Karten sind an der Abendkasse erhältlich. Im Anschluss gibt es einen tollen Nachschlag: Ein Open-Air-Konzert mit einem musikalischen Rückblick auf 31 Jahre Sommerschule. Regisseur und Musiker Arthur Shettle aus New York wird dabei von den Katte-Tonics unterstützt. Das Konzert beginnt um 21 Uhr, auch hier gibt es Karten an der Abendkasse.