Otto von Bismarck Erster Reichskanzler starb vor 125 Jahren
Vor genau 125 Jahren – am 30. Juli 1898 – schloss der berühmteste Schönhauser für immer seine Augen: Otto von Bismarck, der erste deutsche Reichskanzler, verstarb auf seinem Alterssitz in Friedrichsruh bei Hamburg.
Schönhausen - „Am 30. Juli 1898 … Nachts 11 Uhr, beendete eine rasch verlaufende Lungenlähmung (acutes Lungenödem) das an Arbeit, Mühen und Erfolgen einzige, leider aber auch an Körper- und Seelendrangsal überreiche Leben Sr. Durchlaucht des Fürsten Otto v. Bismarck. Der Verewigte hatte ein Alter von 83 Jahren und vier Monaten erreicht. Ein Abschluss, wie ihn die Lungenlähmung herbeiführte, war seit längerer Zeit befürchtet worden.“ - Dies berichtete sein Arzt über seinen Tod.
Kaiser Wilhelm II. wollte seinen Altkanzler eigentlich in der Hohenzollerngruft in Berlin mit großem Pomp beisetzen lassen, doch hatte der Verstorbene in seinem Testament verfügt, im Mausoleum in Friedrichsruh neben seiner Frau beerdigt zu werden. Der junge Kaiser – er lag mit Bismarck über Kreuz und hatte diesem am 15. März 1890 nach 19 Jahren als Kanzler das Vertrauen entzogen – konnte auch keinen Blick mehr auf den Leichnam werfen – als er in Friedrichsruh eintraf, war der Sarg bereits verlötet.
Enormer Personenkult nach dem Tode
Der Personenkult im durch Bismarck 1871 geeinten Deutschen Reich, der bereits nach seiner Entlassung eingesetzt hatte, verstärkte sich mit dem Tode des Altkanzlers noch mehr. Etwa 500 Türme, Denkmäler und Säulen wurden ihm gewidmet – zumeist über Spenden finanziert. Das erste Denkmal entstand 1877 noch zu seinen Lebzeiten in Bad Kissingen, wo er zur Kur weilte. Das größte Denkmal entstand 1806 in Hamburg.
Areale in deutsche Kolonien (wie der Bismarck-Archipel im Pazifik oder der Bismarck-Gletscher in den südamerikanischen Anden) sowie Straßen wurden nach ihm benannt und seine Büste in die bayrische Gedenkstätte Walhalla aufgenommen. In Gelsenkirchen wurde eine Zeche nach ihm benannt, später ein ganzer Stadtteil.
Sogar eine Palmenart bekam seinen Namen: Bismarckia nobilis. Bismarcktannen und -eichen wurden allerorten gepflanzt und Schmuckbrunnen aufgestellt, zahlreiche Bismarck-Gesellschaften wurden gegründet. Wie bereits zu seinen Lebzeiten die „Getreuen von Jever“, welche ihm immer zu seinem Geburtstag am 1. April 101 Kiebitzeier sandten.
Überall bekannt sind auch die Heringsfilets mit seinem Namen, der säuerlich schmeckende Bismarck-Hering. Viele Bildnisse entstanden, welche Bismarck in Uniform zeigten – obwohl er als Kanzler stets auf Ausgleich in der Außenpolitik bedacht war. Immer wieder wurde die Reichsgründung thematisiert.
Ex-Wehrleiter ist ein Fan des „Eisernen Kanzlers“
Die vielen Präsente, welche ihm aus ganz Deutschland zugesandt wurden waren, wurden noch zu seinen Lebzeiten in einem ersten Schönhauser Museum ausgestellt. Dieses Museum existierte von 1891 bis 1948. Ein neues Museum an seinem Geburtsort entstand vor genau 25 Jahren zu seinem 100. Todestag.
In Schönhausen gibt es noch immer Fans von ihm. Wie den einstigen Wehrleiter Karl-Heinz Pick, der schon als Junge von Bismarck fasziniert war und zum Beispiel Briefmarken und Münzen mit dessen Porträt sammelte. In seinem Hobbyraum auf dem Hof finden sich eine Büste und ein Wappen derer von Bismarcks, welche der Schönhauser Uli Bos einst gegossen hatte. Auf einem Teller an der Wand steht der Bismarck-Spruch: „Wir Deutsche fürchten Gott – sonst nichts auf der Welt.“ Stolz ist er auf ein reich bebildertes Buch zum 100. Geburtstag von Bismarck. Er findet es traurig, dass in Schönhausen nicht an den Todestag seines größten Sohnes am morgigen Sonntag erinnert wird.
Auch ist der Schönhauser verärgert, dass die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock das traditionsreiche Bismarck-Zimmer in ihrem Ministerium abschaffen ließ. Wobei Bismarck in seiner Außenpolitik doch immer um Ausgleich bemüht war. Er entwarf ein Konzept, was Krieg in der Mitte Europas verhindern sollte. Der noch heute gebräuchliche Begriff „Auswärtiges Amt“ stammt übrigens auch von Bismarck.
Ein Jahr nach Bismarcks Geburt war dessen Familie aufs pommersche Gut verzogen. Erst im November 1845, nach dem Tod des Vaters, kehrt er wieder an die Elbe zurück, um das Schönhauser Gut zu übernehmen. Im Frühjahr jenen Jahres wurden Schönhausen und Fischbeck beim schweren Elbehochwasser (bekannt auch als „sächsische Sintflut“) durch mehrere Deichbrüche schwer verwüstet. 23 Schönhauser Familien waren dadurch dringend hilfsbedürftig, war in einer Liste an die Regierung der Provinz Sachsen zu erfahren.
Otto von Bismarck setzte sich ab März 1846 dafür ein, dass solche Deichbrüche so bald nicht wieder passieren: Er war als vom Landrat ernannter Deichhauptmann zuständig für die Pflege und Unterhaltung der Schutzwälle zwischen Jerichow bis kurz vor Havelberg. Es war sein erstes öffentliches Amt. Seine Bewährungsprobe kam mit dem Hochwasser 1847, was mit Eisgang verbunden war. Er leitete rund um die Uhr die Verteidigung, die Deiche hielten stand.
Zugleich war Bismarck Trübenschaudirektor – als solcher gelangte er auch bis hoch nach Jederitz bei Havelberg, wo bis in DDR-Zeiten ein 1906 eingeweihter Bismarcktisch in einer Gaststätte an ihn erinnern sollte. Hier – am Ende des Trübens, hatte er immer getafelt – und der 1,90 Meter große Hüne konnte allerhand verspeisen.