Leser erinnern sich an die schöne Kindergartenzeit, Versteckspielen in der Scheune und leckeres Essen aus der Küche der Kinderkrippe Foto von damals: Fischbecker Kindergarten begrüßt singend und tanzend die Wähler
Der Fischbecker Kindergarten mit seiner akkordeonspielenden Leiterin Hilde Stabenow war auf dem jüngsten "Foto von damals" zu sehen. Zahlreiche Volksstimme-Leser erzählten von ihren Erinnerungen "an eine schöne Zeit, in der uns die Kinder mit ihren Liedern und Tänzen immer wieder eine Freude machten".
Fischbeck l Marlies und ErnstRühe waren die ersten Anrufer am Volksstimme-Telefon, die die Frage nach dem Aufnahmeort des Fotos beantworteten: Fischbeck. "Die Kinder stehen in der Einfahrt zum LPG-Hof, wo sich Essenküche und Büro befanden. Das Haus auf der gegenüberliegenden Seite ist unsere Post gewesen." Sie erkennen Oma Radke, Oma Bundesmann, Carola Worm, Frau Dümenie und Frau Benerska. Rühes Kinder Susanne und Ulrich sind auch in den Fischbecker Kindergarten gegangen. "Die Kinder sind bei jeder möglichen Gelegenheit aufgetreten. Vor allem die selbstgeschriebenen Liedtexte von Hilde Stabenow waren schön anzuhören."
Welchen Anlass es für das Zusammenkommen des halben Dorfes gab, haben mehrere Leser gemutmaßt: Kindertag, Jubiläum bei der LPG... Hugo Lemme berichtete, nachdem er mit mehren Bekannten gesprochen und gerätselt hatte, dass Hannelore Stauffer, viele Jahre im Kabelitzer und dann im Fischbecker Kindergarten tätig, es genau weiß: Es ist die älteste Gruppe, die 1979 anlässlich der Wahl sang. Das Wahllokal befand sich im Essenraum. Und gegen 10 Uhr, wenn die meisten Bürger ihre Stimme abgaben, brachten die Kindergartenkinder ein Ständchen. Wie alle Erwachsenen freute sich auch Hugo Lemme darüber. Er und seine Familie waren 1968 nach Fischbeck gezogen. Der älteste Sohn Lutz ging schon in Schönhausen zur Schule, Lutz und Heiko besuchten in den 70ern den Fischbecker Kindergarten, "und meine Frau hat zeitweise auch dort gearbeitet".
Auch Rosemarie Kästner aus Kabelitz freute sich über das alte Foto. Unter anderem erkannte sie Hannelore Stauffer und Hermann Horst. "Der Kabelitzer Kindergarten, der sich auf dem Hof von Familie Poll befand, wurde Anfang der 70er Jahre geschlossen. Frau Stabenow hatte als ganz junge Erzieherin hier zusammen mit Frau Stauffer gearbeitet. Unsere Kinder mussten dann nach Fischbeck. Herr Zacharias fuhr sie mit einem alten klapprigen Auto rüber. Unser Sohn Eike ist immer gern in den Kindergarten gegangen. Ich kann mich noch erinnern, wie er bei einem der vielen Auftritte im Saal der Gaststätte als Zauberer aufgetreten ist. Die Erzieherinnen hatten sich immer viel einfallen lassen."
Das bestätigt auch Eveline Smolnik. "Wir Mütter haben die Kostüme, die unsere Kinder zu den Auftritten trugen, oft selbst genäht. Bei jedem möglichen Anlass hat uns der Kindergarten eine Freude gemacht." Smolniks leben seit 1969 auf dem damaligen LPG-Hof. Wegen der Essenküche, in die nicht nur die Arbeiter der LPG kamen, sondern auch die Rentner des Dorfes, war hier immer Bewegung.
Auch Hannelore Wilke erzählt von den vielen schönen Aktionen des Kindergartens. "Ganz am Anfang hatten wir ja noch keine Krippe im Ort. Da sind oftmals die Großeltern bei der Kinderbetreuung eingesprungen, damit wir zur Arbeit gehen konnten." Verena Rzyski ergänzt, dass Frau Stabenow auch ganz unkompliziert war, wenn es die Eltern mal nicht ganz pünktlich schafften, die Kinder abzuholen, "sie hat sie dann mit nach Hause genommen. Wir wussten unsere Kinder immer gut versorgt. Die Betreuung war keine Pflicht, sondern die Erzieherinnen haben
mit viel Herzblut gearbeitet."
An die von Hilde Stabenow umgedichteten Liedtexte kann sich auch Christine Reppin gut erinnern. Sie selbst ist auf dem Foto mit ihrem Sohn zu sehen. "Der Kindergarten hatte so viele Auftritte, an die ich gern zurückdenke. Besonders schön waren die Weihnachtsfeiern, für die wir auch zu Hause mit den Kindern die Gedichte auswendig gelernt haben - die Zettel habe ich heute noch."
Die Kinder von Roswita Köppe, André und Udo, sind gern in den Kindergarten gegangen. Frau Köppe selbst war Krippenerzieherin, als 1973 die
Krippe in der oberen Etage des Hauses eingerichtet wurde. "Ich war damals Aushilfe im Kindergarten. Über die Erwachsenenqualifizierung habe ich meinen Berufsabschluss gemacht und bis 1994 hier gearbeitet. Erste Leiterin war Frau Mittag. Wir betreuten bis zu 25 Kinder in drei Gruppen. Es gab sogar eine eigene Küche. Auf dem Hof gab es einen eigenen Spielplatz für die Krippe, oft schoben die Erzieherinnen auch mit dem Sechssitzer durch das Dorf. Spielzeug gab es entsprechend der damaligen Zeit ausreichend, "wenn wir mal etwas Geld hatten, sind wir nach Rathenow in das Spielzeuggeschäft gefahren, da war die Auswahl immer ganz gut."
Genau wie Roswita Köppe hat auch Rosemarie Nestmann die Arbeit als Krippenerzieherin sehr genossen. "Wir waren ein tolles Kollektiv, daran denke ich gern zurück. Schade, dass das Haus jetzt leersteht!"
Eine der Anruferinnen war auch die 86-jährige Hildegard Lehmann aus Havelberg. "Ich war 35 Jahre als Referentin für Vorschulerziehung in den Kindergärten des Kreises Havelberg unterwegs - das waren immerhin 26 Einrichtungen. Früher gab es ja in jedem Dorf einen Kindergarten. In Fischbeck war ich auch sehr gern. Frau Stabenow hat sehr gute Arbeit geleistet. Schade nur, dass die Gemeinde am Tag der Schließung nicht mal einen Blumenstrauß als Dankeschön für sie übrig hatte."
Ihre gesamte Familie auf dem Foto wiedererkannt hat Karin Buchholz aus Havelberg. "Ich bin in Fischbeck aufgewachsen. Meine Mutti Jutta Gericke hat im Kindergarten saubergemacht. Es war herrlich, in Fischbeck Kind zu sein. Am liebsten haben wir Verstecken in den großen Scheunen und Ställen gespielt."
Hilde Stabenow, die die Fischbecker in bester Erinnerung haben, ist 2004 nach dem Tod ihres Mann weggezogen. Sie lebt jetzt im Allgäu in der Nähe ihrer Tochter. "Einmal im Jahr komme ich in meine alte Heimat. Dann bringt mich Frau Stauffer mit einem Stapel Zeitungsausschnitte auf das Laufende, was in den Kindergärten der Region so passiert ist. Das interessiert mich immer noch sehr." Die 71-Jährige erzählt von ihren Anfängen als Erzieherin: "Ich habe 1960 nach der Ausbildung als Kindergärtnerin in Kabelitz angefangen zu arbeiten. Erst befand sich der Kindergarten in der alten Schule, kurz darauf sind wir in ein Bauernhäuschen umgezogen. Da gab es vier kleine Räume und in der Küche nur eine Schwengelpumpe. Zum Mittagessen sind die Kinder nach Hause gegangen und nach einer Stunde wiedergekommen." Zuletzt war es nur noch ein Erntekindergarten (geöffnet von Frühling bis Herbst) und Anfang der 70er Jahre schloss die Einrichtung ganz. Hilde Stabenow war bereits 1965 in Babypause gegangen und hatte zwei Jahre später als Leiterin im Fischbecker Kindergarten angefangen. Hier arbeitete dann auch Hannelore Stauffer, außerdem Margit Wallner und Edith Leschien, später auch Katrin Schwaschack, Margit Kerst und Ilse Wittkowski. Erika Bettin war viele Jahre Reinigungskraft. 1973 zog der Fischbecker Kindergarten aus dem kleinen Bauernhaus, wo es nur Plumsklo gab, in ein moderneres Haus um. "Zu machen gab es dort auch viel. Aber mit Hilfe der Eltern haben wir Stück für Stück eine ganze Menge geschafft." Bis zu 50 Kinder wurden betreut, "auch die Krippe im oberen Geschoss war immer voll". Zu jedem Anlass - runder Geburtstag, Hochzeit, Weihnachten... haben sich Hilde Stabenow und ihr Team etwas Besonderes einfallen lassen, die Musik spielte dabei eine wichtige Rolle. Ein besonderes Verhältnis hatte der Kindergarten zur Werkstatt (Schlosserei/Tischlerei) der LPG. Die war nämlich die Patenbrigade. "Gerade zum Kindertag hat sie sich immer etwas einfallen lassen. Nach dem großen Frühstück sind wir mit dem Kutschwagen singend durchs Dorf oder über den Deich gefahren, das war für uns alle ein unvergessliches Vergnügen."