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Scharlibber Leser erinnern an die Sero-Annahme und Kamernsche an ihre Feuerwehr Fotos von damals: "Auf dem Hof von Willi Frahs herrschte trotz vieler Altstoffe immer Ordnung"

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 26.11.2012, 02:36

Jede Menge zu erzählen hatten die Scharlibber über die beiden "Fotos von damals" in der Donnerstagausgabe. Und auch zahlreiche Kamernsche Leser meldeten sich zu Wort. Denn bei dem Feuerwehrbild handelte es sich nicht um die Scharlibber, sondern um die Kamernsche Wehr.

Scharlibbe/Kamern l Auf dem kleinen Foto-Ausdruck, der Bürgermeister Jürgen Masch zur Ansicht vorgelegen hatte, waren die Kameraden der Feuerwehr undeutlich zu erkennen - deshalb kam es zu der Verwechslung. Denn zahlreiche Leser teilten am Volksstimme-Telefon mit, dass es sich um die Kamernsche Wehr mit ihrem Leiter Karl-Heinz Schulz in der Mitte handelte und nicht um die Scharlibber Wehr. Gleich die erste Anruferin war Gudrun Dörfer aus Klietz. "Mein Vater Otto Müller war von 1966 bis 1985, als Arnim Glimm die Verantwortung übernahm, Wehrleiter in Scharlibbe. Vor ihm, von 1952 an, war Erich Pastow Wehrleiter."

Seine Kamernsche Wehr und natürlich sich selbst in der Mitte des Fotos erkannt hat Karl-Heinz Schulz aus Kamern. Der 74-Jährige hatte die Truppe bis vor zehn Jahren immerhin 30 Jahre geleitet. Viele gute Erinnerungen hat er an diese Zeit. "Wir haben so manche Auszeichnung abgeräumt, unter anderem bekamen wir in den 70-er Jahren das Ehrenbanner als drittbeste Wehr im Bezirk. Auch die Vorgabe, dass mindestens 20 Prozent der Mitglieder Frauen sein sollen, haben wir erfüllt." Als es darum ging, in Feierabendarbeit ein neues Gerätehaus zu bauen, musste er die Kameraden nicht lange bitten. "70000 Mark bekamen wir für Baumaterial zur Verfügung gestellt. Einfach zu kriegen war das nicht, aber mit ein paar Beziehungen haben wir alles bekommen. Das Holz für den Dachstuhl haben wir sogar selbst eingeschlagen." Die Brände seien meist glimpflich abgegangen, an die in Flammen stehende Feldscheune erinnert er sich noch gut. Heute leitet Jürgen Brandt die Kamernsche Wehr.

Michael Ebel ist zwar heute kein Mitglied der Feuerwehr in Kamern, aber als Jugendlicher war er immer dabei. "Als das Spritzenhaus eingeweiht wurde, habe ich die Fischsuppe gekocht." Er konnte die auf dem Foto zu sehenden Mitglieder auch alle namentlich benennen: Lutz Brandt, Manfred Wabbel, Karl-Heinz Zeitz, Meinhard Albrecht, Heinz Kuhl, Karl-Heinz Schulz, Hans-Jürgen Albrecht, "Bummi" Stettin, Torsten Berkheim, Herbert Schulz und Hermann Buchwald.

Die Kameraden von einst auf dem Foto wiederzusehen, freute den Rehberger Peter Albuschat, "einige leben ja leider nicht mehr. Wir Rehberger und die Kamernschen hatten immer ein gutes Verhältnis, bei manchen Einsätzen haben wir uns gegenseitig unterstützt. Und gefeiert haben wir hin und wieder auch zusammen."

Der Schönhauser Karl-Heinz Pick, heute als Gemeindewehrleiter für den Bereich von Sandau bis Sydow verantwortlich, ist in Scharlibbe aufgewachsen und war von 1969 bis zum Wegzug 1976 selbst Mitglied. An die Kinderzeit und an Willi Frahs, der im Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite lebte, und die Annahmestelle kann er sich noch gut erinnern, "wir Scharlibber Kinder sind oft mit dem Handwagen losgezogen, haben Altpapier gesammelt und uns damit etwas Taschengeld verdient."

An "Onkel Frahs" wie die Kinder ihn damals nannten, kann sich auch Friedhelm Prühs noch bestens erinnern. "Wilhelm Frahs war ja unser Nachbar. Auf seinem Hof herrschte immer Ordnung. Im Sommer hat er Altstoffe und Papier unter der großen Kastanie auf dem Hof angenommen, bei Regen oder im Winter in seiner Scheune."

An die Sero-Annahmestellen denkt auch der Wulkauer Karl-Heinz Liermann etwas wehmütig zurück, "damals war die Welt noch in Ordnung und nichts wurde achtlos weggeworfen und lag in der Gegend rum". Er erzählt, wie er als Kind zu Fuß vom Chausseehaus rein ins Dorf nach Wulkau zur Schule laufen musste, "im Sommer haben wir Kinder nur Holzpantinen getragen, weil sich die Eltern keine richtigen Schuhe leisten konnten". Gern erinnert er sich an Weihnachten, "da gab es keine Tanne, sondern eine Kiefer wurde mit Kerzen und Süßigkeiten bestückt". Nur ungern denkt er an die Kriegszeit und vor allem die letzten Tage vor Ende im Mai 1945, als die Dörfer an der Elbe von den Amerikanern bombardiert wurden.

Marlis Klitsch aus Scharlibbe war viele Jahre Hortnerin im Dorf und weiß noch genau, wieviel Spaß den Mädchen und Jungen das Altpapiersammeln gemacht hat. "Die Dorfbewohner haben ja Zeitungen und Glas selbst abgeliefert. Aber wenn wir uns angekündigt hatten, bekamen wir überall noch ein Bündel oder eine Tasche voller Gläser. Willi Frahs freute sich immer, wenn wir zum Abliefern gekommen sind, auch wenn bei so vielen Kindern ganz schönes Gewimmel auf dem Hof herrschte." Dass vor allem die Abgabe von Gurkengläsern lohnenwert war, erinnert sich Carola Mund, die Tochter von Marlis Klitsch. Immerhin 30 Pfennige gab es für so ein Glas.

Auch Karin Schulze, geborene Sauerbrei, die 1978 nach Sandau gezogen ist, blickt gern auf ihre Kindheit in Scharlibbe zurück, "mit 16 bin ich Feuerwehrmitglied geworden, die halbe Familie hat mitgemacht".

So eine Sero-Annahmestelle wie in Scharlibbe gab es in vielen Orten, berichtet Egbert Läufer aus Klietz. In seinem Heimatort hatte Alice Meier auf dem heutigen Hinz-Hof Altes angenommen. Er hatte sich das Feuerwehrbild ganz genau angesehen und darauf im Hintergrund die Kamernsche Schule erkannt.