Sagenwelt Frau Harke in Kamern im Schatten der Hedemicke entdecken
Eine neue Hedemicke steht an der Ortsdurchfahrt in Kamern – das stählerne Kunstwerk wurde jetzt im Beisein von Frau Harke eingeweiht. Der Vorgänger musste zwecks Gefahrenabwehr gefällt werden.
Kamern - Sie ist fünf Meter hoch, ihr Durchmesser beträgt 2,8 Meter und sie ist 7,5 Tonnen schwer. – Die Rede ist von der „neuen Hedemicke“, wie das aus drei Zentimeter starkem Cortenstahl in der Havelberger Kiebitzberg-Werft gefertigte Kunstwerk nun in der Seegemeinde genannt wird. Sie steht fast an der selben Stelle wie ihr sagenumwobener Vorgänger – eine Kiefer mit drei ausladenden Ästen, welche der Sage nach die einst in den Kamernschen Bergen hausende Riesin Frau Harke auf ihrer Flucht erbost in den Erdboden gerammt haben soll.
Seit 2016 wurde überlegt, wie der Nachfolger der maroden Hedemicke – sie musste kürzlich zwecks Gefahrenabwehr gefällt werden – aussehen sollte, berichtete Bürgermeister Arno Brand anlässlich der Einweihung. Bei der Diskussion wurden vom Rat auch Bürger einbezogen – wie Martin Schrader und Eckhard Schulze. Das Duo war bei den Vorstellungen im Art-Hotel sowie später auf der Werft in Havelberg dabei und hatte ebenfalls Metall favorisiert. Beide finden das Werk gut gelungen – eine Ansicht, die nicht alle in Kamern teilen.
Kunstwerk soll zu Diskussionen anregen
Ein solches Kunstwerk solle durchaus zu Diskussionen anregen, erklärte dessen Schöpfer, der Unternehmer Andreas Lewerken, auf dessen Havelberger Kiebitzberg-Werft die Hedemicke neu erstand. Ihre Äste durchdringen sich gegenseitig, durch die Freischnitte in der Mitte des Stammes entstehen Schattenspiele – vielleicht könne man darin sogar Frau Harke entdecken ...
Gern habe er den Auftrag aus Kamern übernommen, denn hier hatte 1982 bei Holzgestalter Günter Klam seine berufliche Laufbahn begonnen. Drei Jahre später machte er sich selbstständig.
Ein bloßes Abbild der Urform sei für ihn nicht in Frage gekommen, er entschied sich für eine moderne Formensprache - die moderne Interpretation soll die Hedemicke für die Zukunft rüsten, meinte deren Schöpfer. So werde die alte Sagenwelt in Kamern vorm Vergessen bewahrt.
Die Molkenbergerin Ans Briesenick hatte sich dazu wieder das Frau-Harke-Kostüm übergestreift und an deren sagenhaftes Wirken erinnert. Geflüchtet sei Frau Harke, weil die Menschen schon damals achtlos mit der Natur umgingen, indem sie Eichenwälder unter anderem für Kirchenbauten rodeten – was der gegen die Christen eingestellten Erdenmutter gar nicht gefiel. Der Mensch müsse sich als Teil der Natur sehen, so ihr Auftrag.
Andreas Lewerken spendete eine Metalltafel, deren Text an die Sage erinnert. Sie wird an die Hedemicke angebracht und später nachts mit dieser angestrahlt. Der Strom dafür soll von der dann sanierten Sitzgruppe kommen, deren Dach dazu noch mit einem Solarmodul ausgestattet wird.
Auch Lothar Täuscher findet das Kunstwerk gelungen. Als Jugendlicher hatte er unter Anleitung von Experten über Jahre eifrig gezeichnet und geschnitzt – und wurde so auch auf die Vielfalt der Natur aufmerksam gemacht. Später wurde er Biologe.