1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Havelberg
  6. >
  7. In lauschiger Mondnacht wird Premiere zum Erfolg

1. Vollmondflair lockt Hunderte Besucher nach Tangermünde In lauschiger Mondnacht wird Premiere zum Erfolg

Von Anke Hoffmeister 18.07.2011, 06:32

"Wir machen die Nacht zum Tag." Mit diesem Motto hatten am Freitagabend 44 Tangermünder Geschäftsinhaber, Gastronomen und Hausbesitzer der Innenstadt zum Vollmondflair in die mittelalterliche Stadt gelockt. Hunderte Besucher aus nah und fern folgten dieser Einladung, kamen zum Kaufen, Flanieren, Schauen und Staunen. Begeisterung gab es sowohl bei den Gästen als auch Initiatoren. Die Premiere war von Erfolg gekrönt.

Tangermünde. "Ein bisschen wärmer könnte es ruhig sein", sagt eine Besucherin am Freitagabend. Zusammen mit ihrem männlichen Begleiter schlendert sie durch Tangermündes Innenstadt. Beide haben sich unter die vielen Besucher gemischt, die das Tangermünder Vollmondflair erleben möchten. Und das sind erstaunlich viele. Gegen 19 Uhr füllt sich das Zentrum des mittelalterlichen Städtchen mehr und mehr. Immer wieder nutzen Gästegruppen auch die Straße zum Flanieren. Autofahrer, die jetzt noch in der Stadt unterwegs sind, brauchen Geduld, um voran zu kommen.

"Es ist einfach wunderschön hier"

Das Angebot der Einkaufsnacht in der Kaiserstadt hat sich weit herumgesprochen. Von überall her aus der Altmark sind Menschen angereist. Aus Gardelegen, Havelberg, Osterburg, Stendal, Salzwedel, selbst aus Magdeburg und dem Genthiner Raum kommen in dieser Vollmondnacht Schaulustige, Kaufinteressenten, Freunde dieses kleinen Städtchens. "Wir sind seit Jahren immer zum Weihnachtsmarkt hier", erzählt Elisabeth Rommel aus Magdeburg. "Es ist einfach wunderschön hier." Deshalb sei es für sie überhaupt keine Frage gewesen, das neue Angebot der Händler ungenutzt zu lassen.

Allerdings fällt eines in dieser verkaufsoffenen Juli-Nacht auf. Während die Frauen in den Geschäften unterwegs sind, stehen Männer an Schaufenster gelehnt davor, bilden Gruppen auf dem Gehweg und plaudern oder suchen sich einen Sitzplatz und warten. Allerdings kommen auch die Männer hier und da auf ihre Kosten. Denn nicht nur die Geschäfte haben geöffnet. Überall stehen Tische und Stühle auf den Gehwegen. Restaurants und Cafés haben Hochbetrieb. Besitzer von Innenstadt-Hinterhöfen freuen sich über regen Zulauf. Überall wird gegessen, getrunken und erzählt. Familie Raasch in der Langen Fischerstraße, vom ersten Jahr an bei den offenen Höfen im Advent dabei, sorgt wieder mit Livemusik für Unterhaltung. An uraltes Kreiselspiel auf dem Hof in der Kirchstraße entzückt Jung und Alt. Jeder möchte es einmal ausprobieren. Ganz nebenbei wird hier noch Kunst präsentiert. Ein Steinbildhauer aus Berlin stellt jede Menge Frauenkörper in Stein aus.

"Ist das Wetter nicht toll", sagt Julia Gäde mit einem Blick zum Himmel. Mit ihren Freundinnen Annette Meier und Franka Petrosch ist sie aus der Nähe von Berlin an die Elbe gekommen. Die drei planen ein gemütliches Wochenende. Dass es mit dem Vollmondflair zusammenfällt, ist für die Frauen Zufall. "Wir gehen gern shoppen, welche Frau tut das nicht?", sagt Annette Meier. Deshalb nutzen sie das Angebot, stürzen sich ins Getümmel und amüsieren sich köstlich. In Tangermünde gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt. In dieser Nacht lockt Familie Ahl sogar ab 18 Uhr mit "Vollmondtarif" in ihr Geschäft.

Selbst wer Kultur erleben möchte, ist in diesen Stunden in der Elbestadt an der richtigen Adresse. Nach drei Stunden Vollmondflair hat Museenleiterin Sigrid Brückner bereits 80 Besucher im Städtischen Museum gezählt. Eine Stunde später sind mehr als 150 Interessenten auf den Kapitelturm gestiegen. "Wir waren seit Jahren mal wieder im Museum", erzählt ein Tangermünder Ehepaar. Auf den einzigen Aussichtsturm zieht es in der Vollmondnacht Einheimische und Gäste gleichermaßen. "Der Ausblick ist grandios", berichtet Eva-Maria Jura. Mit ihrem Mann ist sie für das Wochenende in der Kaiserstadt zu Besuch. Aus der Nähe von Dresden kommen die beiden, haben schon viel gehört, "und wollen uns einmal selbst von dem Ort ein Bild machen", sagt sie. Per Rad sind sie gekommen, schwärmen von der schmucken Innenstadt, den vielen Restaurants und ausgefallenen Angeboten.

Dazu zählt unter anderem auch der Trödelmarkt auf dem Neumannschen Hof. Christian und Armin Schulz haben hier noch einmal all das aufgebaut, was zwei Wochen zuvor den Trödelking Roland Beuge in die Stadt gelockt hatte. Auch dieses Mal finden sich wieder zahlreiche Interessenten. "Wir haben sogar Hotelgäste, die extra deswegen ein Wochenende bei uns verbringen", berichtet Christian Schulz. Und während viele stöbern und schauen, sorgt Alleinunterhalter Helmer Pekar mit Livegesang für Unterhaltung.

"Diese Nacht ist wie bestellt für heute"

Je später es wird, desto weniger Wolken sind am Himmel zu sehen. Mit der Dunkelheit kommt tatsächlich der Vollmond zum Vorschein. Besser hätten es die Organisatoren Angelika Otto und Regine Schönberg gar nicht treffen können. Die lauschige Juli-Nacht entpuppt sich für die vielen hundert Besucher zu so später Stunde noch als ein gelungener Ausflug. "Diese Nacht ist wie bestellt für heute", sagt Annika Justus und schaut begeistert an den Abendhimmel.

Während die meisten Besucher des Vollmondflairs kaufen, flanieren und sich entspannen, gibt es Menschen, die eine solche von Mond erhellte Nacht gern nutzen, um dem Friseur ihres Vertrauens einen Besuch abzustatten. Denn wer nach dem Mondkalender lebt, der weiß, dass es gerade in dieser Phase ideal ist, Haarpflege zu planen. Das weiß auch Regina Grahn, Friseurmeisterin in der Innenstadt, bietet Mondschein-Haarschneiden an und hat damit den Nerv etlicher Kundinnen getroffen.