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Havelberger Dialoge Kreis Stendal: Havelberger Dialog mit Lebensmut und Lebensgeschichte

Bei den „Havelberger Dialogen“ gibt Jalda Rebling einen ergreifenden Einblick in ihre Biografie. Sie spricht über jüdisches Leben, Kriegszeit, DDR sowie das Heute.

Von Max Tietze Aktualisiert: 27.10.2023, 17:27
Jalda Rebling  stellte ihre Lebensgeschichte in Havelberg bei den „Dialogen“ vor.
Jalda Rebling stellte ihre Lebensgeschichte in Havelberg bei den „Dialogen“ vor. Foto: Max Tietze

Havelberg. - Jalda Rebling ist Kantorin, Schauspielerin und Sängerin jiddischer Lieder. Mit ihr begann die Herbstreihe der „Havelberger Dialoge“ im Kreis Stendal zum Thema „Was für ein Leben! Lebensgeschichte als Weltgeschichte“.

Für sie zählt: „Mit den Leuten reden ist wichtiger denn je.“ Ausschnitte aus ihrer Lebensgeschichte gibt sie gerne bei Lesungen und Konzerten in Deutschland sowie international weiter. Es geht dabei um Zeitgeschichte und die Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart. Pfarrer Begrich sagt: „Wir sind um den Willen der Gegenwart hier. Es geht um das Leben, um Antisemitismus. Dieser sollte keinen Platz in Deutschland haben.“ Jede Form der Begegnung miteinander dient dem Abbau von Vorurteilen.

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Ihren Vortrag im Paradiessaal am Dom Havelberg begann Jalda Rebling mit Gesang, a cappella und ergreifend klar. Sie sagt: „Für den Titel Chasanit, Kantorin, habe ich lange studiert.“ Dazu kommt, dass ihre Eltern ebenfalls in der Musik zu Hause waren.

Die Vergangenheit holte Jalda Rebling mit dem Buch „Ein Versteck unter Feinden“ von Roxane van Iperen hervor. Darin steckt die Lebensgeschichte ihrer Eltern. Sie selbst ist Jahrgang 1952, aber Eberhard Rebling und Lin Jaldati haben Flucht und Verstecken in der Zeit des Nationalsozialismus in den Niederlanden kennengelernt. Auch das spätere Leben in der DDR war nicht einfach.

Roxane van Iperen stieß 2012 auf die Spuren der ehemaligen Bewohner des Landhauses und recherchierte deren Geschichte. Die jüdischen Schwestern Lien, das Pseudonym von Lin Jaldati, und Janny schlossen sich nach der Besetzung der Niederlande dem Widerstand an. Sie wohnten längere Zeit in dem Landhaus „Das hohe Nest“ und gaben Untergetauchten ein Versteck. 1944 wurden sie entdeckt und verhaftet. Sie kamen nach Auschwitz und später nach Bergen-Belsen, wo sie Anne und Margot Frank wiederbegegneten. Jalda Rebling erzählte, wie sich der Vater als jüdischer Flüchtling in den Niederlanden zurechtfinden musste, sich der deutschen Wehrmacht entzog und unter falscher Identität lebte.

Über das Leben in der DDR sagte sie: „Die Eltern bekamen alles, was sie brauchten, die Rückkehr jüdischer Intellektueller wurde unterstützt. Aber es war eine Umstellung, die Trennung der Schwestern.“ Jalda Rebling berichtet von Erfahrungen mit dem niederländischen Geheimdienst und der Stasi. Interessant war die Antwort auf die Frage, was für sie jüdisches Leben heute ausmacht: „Es ist nicht nur die Thora oder die Synagoge. Es kommt auf die Art an, wie man denkt.“

Auch spricht sie über den Umgang mit jüdischer Geschichte und jüdischem Leben im Wandel der Jahrzehnte, was sie als Schulkind an Ignoranz wahrnehmen musste. Sie erinnert sich: „Gleich nach dem Krieg gab es bleiernes Schweigen. Ab etwa 1975 kam mehr Interesse mit einer neuen Generation. So ähnlich wie jetzt 30 Jahre nach dem Fall der Mauer. Auch eine Generation später.“

Der sehr persönliche Vortrag in Havelberg schloss mit dem Gebet um Frieden.

Diese Veranstaltungsreihe der „Havelberger Dialoge“ findet in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und der Evangelischen Kirchengemeinde Havelberg statt. Unterstützt wird das Projekt auch durch das Land Sachsen-Anhalt.