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Frauen-Union besucht Bundeswehrkaserne und spricht mit Soldatinnen: "Man muss sich als Frau oft erstmal beweisen"

Von Nelly Simon 12.02.2011, 04:25

Die Frauen-Union Stendal hat der Bundeswehr in Havelberg am Donnerstag einen Besuch abgestattet. Sie wollte sich vor Ort darüber informieren, welche Rolle Frauen bei der Bundeswehr spielen. Acht Soldatinnen beantworteten alle Fragen zu diesem Thema und erzählten von ihren ganz persönlichen Erfahrungen.

Havelberg. Wie sich die Rolle der Frau bei der Bundeswehr entwickelt hat, davon wollte sich die Frauen-Union Stendal einen genauen Überblick machen. Zwanzig Besucherinnen waren am Donnerstag auf das Gelände der Havelberger Elb-Havel-Kaserne gekommen, um sich darüber zu informieren. Begleitet wurden sie an diesem Nachmittag vom Landtagsabgeordneten der CDU Nico Schulz.

"Ich hoffe, dass ich einen Einblick in den Alltag einer Soldatin bekomme", sagte die Besucherin Jutta Schwarzer vor dem Rundgang. Dieser Wunsch wurde ihr später erfüllt. Doch zuerst wurde die Truppe von Oberstleutnant Eberhard Zimmer begrüßt, der die Anwesenden zum Beginn über die Geschichte und die Haupttätigkeiten des Bataillons aufklärte. Unter anderem zeigte er den Gästen auf, welche Übungsmöglichkeiten die Kaserne bietet und wie sich die Soldaten auf den Einsatz in Afghanistan, der für das Jahr 2012 geplant ist, vorbereiten.

Im Moment sind 24 Frauen im Panzerpionierbataillon tätig. Acht davon waren an diesem Tag erschienen, um sich den Fragen der Besucherinnen zu stellen und ihnen im Gespräch zu vermitteln, wie ihr Alltag bei der Bundeswehr aussieht und mit welchen Problemen sie durch ihre Berufswahl zu kämpfen haben.

Wird man als Frau von den Männern bei der Bundeswehr überhaupt respektiert und ernst genommen, wollten die Besucherinnen von ihnen wissen. "Ich wurde von meiner Kompanie gut aufgenommen. Natürlich gab es ein paar, die mich austesten wollten. Aber denen musste man eben die Grenzen zeigen", so Tina Lasner. "Ja, man muss sich erstmal beweisen. Einige glauben, dass Frauen einen Bonus haben, aber das stimmt nicht. Ich musste mich in meiner Grundausbildung genauso durch den Dreck wälzen wie die Männer", sagte Anja Meinecke. Auf den Wunsch zur Bundeswehr zu gehen, reagierte der Familien-und Freundeskreis der Soldatinnen unterschiedlich.

"Bei der Bundeswehr gibt es keinen Frauen-Bonus "

"Meine Mutter ist fast vom Stuhl gefallen und mein Vater schlug sich die Hände ins Gesicht und sagte: "Das kannst du doch nicht machen". Aber nach der Grundausbildung hat sich das gewandelt. Da haben sie gemerkt, dass ich es wirklich ernst meine", erinnert sich Anja Meinecke und Tina Lasner erzählt: "Mein Partner steht hinter mir und unterstützt mich. Aber wenn ich privat neue Leute kennen lerne, zum Beispiel auf einer Party, wenn ich aufgestylt bin, dann sind die erstmal schockiert und können das nicht glauben."

Ob sie nächstes Jahr nach Afghanistan muss, steht für sie noch nicht fest. "Das weiß man erst, wenn man wirklich im Flieger sitzt. Aber rechnen muss ich natürlich schon damit, dass auch ich dorthin versetzt werden könnte."

Auch ob eine Familienplanung als Soldatin möglich ist, interessierte die Frauen der Union. Dass dies nicht so einfach ist wie in vielen anderen Berufen, war dabei deutlich herauszuhören. Aber Oberstleutnant Eberhard Zimmer bestätigte, dass es auch Frauen im Bataillon gibt, die verheiratet sind und Kinder haben.

Auf die Frage, ob Frauen die Bundeswehr verändert haben, antwortete er: "Der Umgangston ist nicht mehr ganz so rau wie vorher. Wir Männer müssen darauf achten, dass wir uns in Anwesenheit der Damen richtig artikulieren."

Nach der Gesprächsrunde bekamen die Besucherinnen noch eine kleine Führung und konnten einige Fahrzeuge der Bundeswehr bestaunen.