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Evelin Schneider: Auch nach dem Bau des Havelradweges hat sich nichts verbessert Mit dem Rollstuhl durch Schollene zu fahren, ist anstrengend und gefährlich

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 03.01.2012, 05:26

Der Bau des Havelradwegs durch Schollene hat den Dorfbewohnern neu befestigte Straßen im Ort gebracht. Aber nicht alle Hoffnungen wurden erfüllt.

Schollene l Auf den Radwegbau durch Schollene hatte sich Evelin Schneider so sehr gefreut. Denn sie hoffte, dass es danach leichter wird, ihren Mann im Rollstuhl durch den Ort zu schieben. "Die Fahrbahn selbst ist sehr schön geworden. Aber ansonsten hat sich für die vielen Rollstuhlfahrer und Gehbehinderten nichts verbessert. Im Gegenteil: Das Überqueren von Straßen ist noch schwieriger und gefährlicher geworden."

Seit zwei Jahren lebt die 80-Jährige mit ihrem ein Jahr jüngeren Arno in der behindertengerechten Wohnanlage auf dem Mühlenberg. Seit 57 Jahren sind die beiden verheiratet. Sie lebten und arbeiteten in Havelberg. Seit zweieinhalb Jahren ist Schollene ihr Zuhause. In ihrer behindertengerechten Wohnung auf dem Mühlenberg fühlen sie sich wohl. Denn Arno Schneider hatte 1991 einen Schlaganfall, sitzt seitdem im Rollstuhl und ist rund um die Uhr auf Pflege angewiesen. "Es gefällt uns sehr gut hier in Schollene. Wir sind mit jedem auf dem Mühlenberg gut Freund, die Natur ist herrlich. Und auch sonst ist die Welt in Schollene noch in Ordnung. Es gibt Lebensmittelgeschäft, Bäcker, Fleischer, Sparkasse, man kann Kultur erleben, und die Volkssolidarität macht gute Angebote. Wir gehen regelmäßig ins Seniorenwohnheim, wo wir inzwischen gute Bekannte haben." Und einmal pro Tag schiebt Evelin Schneider ihren Mann den Weg vom Mühlenberg runter ins Dorf zum Einkaufen und zum Mittagessen in der "Linde". Doch der Weg ist beschwerlich. Zu einem Kraftakt wird das Überqueren der Friedensstraße. Die Übergänge sind holprig, Pflastersteine abgesackt. Wenn es Schneiders bis zum neugestalteten Platz des Friedens geschafft haben, hofft sie, dass vor der Sparkasse keine Autos stehen und sie nicht auf die Fahrbahn ausweichen muss. "Der neue Übergang befindet sich jetzt genau an der Auffahrt zum Platz hinter einer Hausecke. Da müssen wir uns richtig beeilen. Denn wenn ein Auto aus Richtung Molkenberg kommt und abbiegen will, wird es eng." Die nächste und größte Gefahrenstelle ist der Übergang über die Ortsdurchfahrtsstraße. Die Bemühungen seit Jahren, hier einen Fußgängerüberweg einzurichten, bestenfalls sogar eine Bedarfsampel, wurden nicht erhört. "Ich hatte gehofft, dass im Zuge des Wegebaus etwas geändert wird. Leider nicht", bedauert die rüstige Seniorin. "Die meisten Kraftfahrer halten sich nicht an die 30 km/h. Der Übergang befindet sich genau zwischen zwei Kurven. Dass es hier noch zu keinem Unfall gekommen ist, ist ein Wunder." Evelin Schneider bedauert sehr, dass die Wegeverhältnisse gerade in Schollene so schlecht sind. "Es ist nun mal ein Dorf mit einer Behindertenwohnanlage und einem Pflegeheim. Da gibt es viele Rollstuhlfahrer und Menschen, die langsam laufen müssen. Solche Dinge müssen bei Planungen beachtet werden." Evelin Schneider wünscht sich, dass zumindest die Übergänge in der Friedensstraße verbessert werden, "der Aufwand ist ja nicht so groß, das kann die Gemeinde sicher selbst machen und muss nicht mal eine Firma bezahlen. Für uns wäre das eine große Erleichterung". Ein Vorschlag wäre auch, dass der Gemeinderat sich einmal die Zeit nimmt und den Weg vom Mühlenberg ins Dorf abschreitet, um zu sehen, wo nachgebessert werden muss. Evelin und Arno Schneider wären gern bereit zur Begleitung und Demonstration, wo die Probleme am größten sind.