Ausstellung Museum in Havelberg lädt zu einem malerischen Streifzug zum Hundertsten ein
Zum 100. Geburtstag erinnert das Prignitz-Museum am Dom in Havelberg an den Maler und Grafiker Kurt Henschel. Sohn und Schwiegertochter haben die Sonderausstellung vorbereitet.
Havelberg - Eine alte Staffelei mit hellen Farbklecksen auf dem dunkelbraunen Holz ist Blickfang am Ende der Sonderausstellung im östlichen Kreuzgang des Prignitz-Museums. Auf ihr zeigt ein Stillleben eben diese Staffelei, an der Kurt Henschel gearbeitet hat. In dem kleinen Raum steht auch der alte Kachelofen, der einst im Winter die einzige Heizmöglichkeit im Museum war, das Kurt Henschel 33 Jahre lang geleitet hat. Havelberger Ansichten und ein Porträt der Großmutter des Malers und Grafikers ergänzen die Ausstellung in diesem Raum.
Friedemann Henschel und seine Frau Sylvia haben zum 100. Geburtstag des Vaters in dieser Woche die Sonderausstellung aufgebaut. Wegen Corona kann es keine Eröffnung mit vielen Besuchern geben. Das wird nachgeholt. Für den 28. August ab 16 Uhr ist im Klosterhof eine Midissage geplant, bei der der frühere Landeskonservator Gotthard Voß als langjähriger Weggefährte von Kurt Henschel die Laudatio halten und der Saxophonist Andreas Pasternack musizieren wird. Das soll dann eine fröhliche Runde werden, ganz im Sinne des weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Havelberger Malers und Grafikers, sagt Friedemann Henschel.
Er erinnert sich noch gut an die Ausstellungseröffnungen in der Kreuzgang-Galerie, die Kurt Henschel 1960 als Museumsleiter mit seiner Frau Waldtraut ins Leben gerufen hatte. Es ging nie nur um die ausgestellten Bilder, sondern auch um Gespräche und Musik. So manches Mal setzte er sich selbst ans Klavier.
Ein hervorragender Maler
„Das Œvre von Kurt Henschel, entstanden fernab der großen Kunstzentren, aber geistig mit ihnen stets verbunden, ist von nationaler Bedeutung und ist in die klassische Moderne/Avantgarde einzuordnen“, heißt es in der kunstvoll gestalteten Einladung zur Sonderausstellung. Sylvia Henschel hat als Galeristin in Teterow ihr Fachwissen walten lassen. „Havelberg wurde zum wichtigsten Thema seines künstlerischen Schaffens. Der Mikrokosmos von verwinkelten Straßen und Gassen mit manchen bizarren Gebäuden sowie verschachtelten Dachlandschaften wurde für ihn zu einer spannungsvollen Einheit von Nähe und Ferne, von Authentizität und Verallgemeinerung. Immer getreu seinem Credo, einen Apfel so zu malen, dass in ihm die ganze Welt enthalten sei“, wird sein Gesamtwerk prägnant beschrieben. Seine Devise „Bleib wo du bist und lass die Welt sich drehen“ ist deshalb auch die treffende Wahl für den Titel der Ausstellung, die bis zum 3. Oktober gezeigt wird.
Chronist der Stadt
„Mein Vater war ein hervorragender Maler und es ist beeindruckend, wie er sich um seine Stadt gekümmert hat, sie war prägend für seine Arbeit“, sagt Friedemann Henschel. Ob der Blick von der Dommauer hinunter auf die Altstadt, der Fluss mit Schiffen, die Werft, Fische, der Pferdemarkt noch in der Lehmkuhle, Landschaften – Kurt Henschel hat seiner Heimatstadt Havelberg eine Chronik hinterlassen. Neben einer Auswahl dieser Bilder sind auch Grafiken zu sehen und Selbstbildnisse. Ein Querschnitt seiner Arbeiten wird gezeigt. Ebenso der Film von Peter Rosinski, den er 1990 für den NDR über Kurt Henschel gedreht hat.
Momentan kann die Ausstellung noch nicht besucht werden. Der Landkreis Stendal als Träger des Prignitz-Museums am Dom entscheidet am Montag, 31. Mai, wann es nach dem Lockdown wieder öffnet.