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Heimatverein Pferdegeschirr entsteht auf dem Nähross

Im Herbst wird die Ernte eingebracht. Es ist auch Zeit für die Erntedankfeste - der Klietzer Heimatverein hatte am Sonntag eingeladen.

Von Ingo Freihorst 04.10.2016, 01:01

Klietz l „Die Ernte war in diesem Jahr durchschnittlich ausgefallen“, informierte Arnim Glimm von der Agrargenossenschaft zu Beginn des Festes. Trotz der Trockenheit gab es bei manchen Kulturen auch eine recht gute Ernte: Die Triticale – eine Kreuzung aus Roggen und Weizen – brachte immerhin 70 Doppelzentner je Hektar. Die Genossenschaft hat wie viele andere ihre Milchkühe abgeschafft und baut derzeit eine Mutterkuhherde auf, 150 Tiere sollen es einmal werden. Der dazu notwendige Stallumbau in Klietz ist fast abgeschlossen, vieles erfolgte in Eigenregie. Weil es keine Milchkühe mehr gibt, wird der angebaute Mais nunmehr nur noch für die Biogasanlage genutzt.

Produkte aus gemahlenem Getreide waren natürlich auch zu erwerben: Im alten Backofen wurden 15 Bleche Kuchen gebacken, belegt mit Kirschen, Pflaumen und Äpfeln. Drei Stunden lang wurde mit Reisig vorgeheizt, dann war die nötige Backtemperatur erreicht. Nachdem die Asche entfernt und der heiße Ofen gesäubert war, wurden die ersten vier Bleche mit Hefekuchen in die beiden Etagen geschoben. Bei 150 Grad Celsius brauchten diese nur 7,5 Minuten zum Durchbacken. Später dauerte es immer länger, denn die Temperatur sank natürlich mit der Zeit.

Vereinsvorsitzende Elke Joachim begrüßte zum Fest unterstützende Einrichtungen und Vereine. Die Scharlibber Freunde waren mit Trödlern vertreten und der Förderverein der Wehr war mit Feldküche, Bierwagen und Grill vor Ort. Der Jugendfreizeittreff lud zum Glasfräsen und zum Basteln mit Perlen ein. Vom Kolonistenhof-Museum aus Großderschau war Wilhelm Hoffmann angereist, er dengelte Sensen und band Besen.

Heimatfreundin Carmen Marks betreute die Tombola, alle einhundert Preise wurden gesponsert. Die Hauptpreise stifteten mit zwei Sack Weizen die Agrargenossenschaft und mit einem 10-Liter-Fass selbstgebrautem Bier der Seeblick-Wirt Maik Kleinod.

Mächtig Krach machte Sandro Brüggemann mit seinen Motorkettensägen. Unter seinen geschickten Händen entstand unter anderem ein großes Vogelhaus aus einem dicken Eichenstamm. Etwas graziler mag es der Scharlibber Helmut Päsler, er bevorzugt die althergebrachte Schnitztechnik. Gerade hatte er eine Schale aus Lindenholz in Arbeit. Zu kaufen gab es bei ihm Frühstücksbretter in Fischform, Schuhanzieher, Buchstützen sowie Eulen, welche sogar Töne von sich gaben.

Antje Schulz vom Heimatverein bastelte mit den Kindern Anhänger aus Getreidehalmen, verziert mit Kastanien, Schwalben oder Igeln. Auch Waldi Eckert gehört zu den 40 Mitgliedern, er präsentierte Teile seiner über 50 Stücke umfassenden Sammlung von Motorsägen. Bei den ältesten aus den 1960er Jahren musste man das Schwert sogar drehen, denn die Motoren besaßen noch einen Schwimmvergaser.

Ein aussterbendes Handwerk präsentierte Sattler Wilfried Ex aus Scharlibbe. Auf einem etwa 100 Jahre altem hölzernen Nähross nähte er gerade ein Teil für ein Pferdegeschirr – diese fertigt er zumeist an, natürlich nach Maß.

Musikalisch umrahmten die plattdeutsche Singegruppe aus Havelberg, der Chor der Grundschule sowie die Jagdhornbläser das Fest.