Pionierbataillon Gut ausgebildet geht es zurück nach Brasilien
Im Panzerpionierbataillon 803 Havelberg wurde ein brasilianischer Offizier zum Kompaniechef ausgebildet.
Havelberg l So schnell vergehen vier Monate: Es scheint noch gar nicht so lange her zu sein, dass Hauptmann Aracaty Andrade Saraiva beim Panzerpionierbataillon 803 Havelberg begrüßt wurde. Nun heißt es für den Offizier aus Brasilien, schon wieder Abschied zu nehmen. Am Montag tritt er mit seiner Frau den Heimflug an. Dann liegt fast ein ganzes Jahr in Deutschland hinter den beiden. In diesem wurde Aracaty Andrade Saraiva bei der Bundeswehr zum Kompaniechef ausgebildet. Seine Frau begleitete ihn das Jahr über.
„Ich habe hier viel gelernt, viel unternommen, viel Spaß gehabt und Freunde gefunden“, erzählt er in einem guten Deutsch. Die Sprache hat er sich in seiner ersten Zeit in Deutschland im Bundessprachenamt in Hürth angeeignet. Um sie zu praktizieren, wollte er mit den Pionieren auch stets Deutsch und nicht Englisch sprechen. Mit den deutschen Waffen und der Pioniertechnik umzugehen, hat ihm gut gefallen. Er schwärmt für Dachs und Biber, die es auch in Brasilien gibt. Den Pionierpanzer Dachs zum Beispiel hält er für ein unanfälliges Arbeitstier, das in Brasilien auch oft bei Katastrophen zum Einsatz kommt. Denn für die brasilianische Armee liegt das Augenmerk mehr in der Katastrophenhilfe als in der Verteidigung des Landes. Flüsse treten öfter über die Ufer, Hänge rutschen ab. Die Bevölkerung ist froh, dass die Armee hilft und hat großes Vertrauen in die Soldaten, berichtete der Hauptmann dieser Tage bei einem Offiziersabend in der Kaserne.
Mit den deutschen Waffen lässt sich besser schießen als mit den brasilianischen, erklärt er im Gespräch mit der Volksstimme, weshalb er hier beim Schießen die Schützenschnur in Gold erreicht hat.
„Dieses Ergebnis zu schaffen, ist schon schwierig“, macht Presseoffizier Hauptmann Stefan Gäde deutlich, dass die Schießleistung des brasilianischen Offiziers schon eine besondere ist.
In den vier Monaten bei den Pionieren in Havelberg, wo er die verschiedenen Stabsabteilungen und Kompanien kennengelernt hat, erfuhr Aracaty Andrade Saraiva vor allem auch viel über die Taktik der deutschen Offiziere. Dafür besuchte er auch einen Lehrgang an der Pionierschule in Ingolstadt. An der gerade zu Ende gegangenen 14-tägigen Gefechtsübung der Brigade, die in Wildflecken an Computern stattfand, hat er ebenfalls teilgenommen. Er schätzt an deutschen Soldaten, dass sie sehr gut planen und sehr diszipliniert sind. „Das ist wunderbar.“
Zeit, Deutschland kennenzulernen, hat er sich natürlich auch genommen. Um mobil zu sein, hatte er ein Auto gekauft, mit dem es zum Beispiel nach Berlin, Hamburg, Potsdam und Hannover ging. Seine Frau und er interessieren sich sehr für die deutsche Geschichte, Kultur und Musik. Den Havelberger Dom haben sie zweimal besucht. Die Hansestädter hat er als sehr freundlich kennengelernt, die Stadt als sehr ruhig empfunden. „Hier gibt es keine Staus.“ Der Unterschied zwischen der jetzt erlebten Stadt Havelberg und der, in der er künftig tätig ist, könnte größer kaum sein. In der mehr als sechs Millionen Einwohner zählenden Metropole Rio de Janeiro wird er Soldaten ausbilden.
Schätzen gelernt hat Aracaty Andrade Saraiva das deutsche Bier, „das ist besser als das brasilianische“, und er schwärmt vom knusprigen Spanferkel. Mit dem Eintopf Feijoada kochte seine Frau für Soldaten und Besucher beim Tag der offenen Tür auf dem Wasserübungsplatz in Nitzow ein typisch brasilianisches Gericht mit Schweinefleisch und Bohnen. Der Hauptmann hat sich wohl gefühlt bei den Pionieren. Gern würde er wieder einmal nach Deutschland kommen.