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Gesundheitsversorgung Salus als Helfer in Krankenhaus-Not?

Ministerin und Staatssekretärin sehen in Krankenhausträger „die Chance, nach vorn zu denken“

11.04.2021, 16:47

Havelberg

„Wir sind gebrannte Kinder. Deshalb machen wir weiter mit unserem Kampf, bis sich die Tür zu einer medizinischen Grundversorgung endlich geöffnet hat“, kommentierte Sandra Braun vom Verein „Pro Krankenhaus Havelberg“ das Ergebnis der Gesprächsrunde, die am Freitagnachmittag im Havelberger Rathaus stattgefunden hat. Eingeladen dazu hatte Landrat Patrick Puhlmann (SPD), um im Gespräch mit Sozialministerin Petra Grimm-Benne und Staatssekretärin Beate Bröcker (beide SPD) einerseits zu erfahren, was zur Ablehnung des Antrages der Johanniter für eine Portalklinik mit Nebenbetriebsstätte Geriatrie geführt hat, und andererseits zu hören, welchen Vorschlag das Land hat, um die medizinische Versorgung in Havelberg rund um die Uhr sicherzustellen. Mit im Podium Platz genommen hatte der Geschäftsführer der landeseigenen Krankenhausgesellschaft Salus, Hans-Joachim Fietz-Mahlow.

Nichts gegen einen Träger

Der Landrat blickte zunächst auf gut ein Jahr Debatte um den inzwischen nicht mehr vorhandenen Krankenhausstandort Havelberg zurück und sagte, dass es bisher keinen konkreten Plan gebe, der aufzeigt, wie die Rund-um-die-Uhr-Grund- und Notfallversorgung mit einigen Betten zur Überwachung von Patienten aussehen könnte.

24 Stunden am Tag

Die Forderung sei, mehr als ein Medizinisches Versorgungszentrum MVZ zu bekommen, damit die medizinische Versorgung 24/7 gesichert ist. Hier berichtete Beate Bröcker, die Aufsichtsratsvorsitzende der Salus gGmbH ist, dass in einem Konzept der landeseigenen Krankenhausgesellschaft für eine sektorenübergreifende Versorgung eine Möglichkeit gesehen werde, eine Blaupause, sprich ein Modellprojekt für den ländlichen Raum zu erhalten. Dazu hätten auch Krankenkassen als Kostenträger und die Kassenärztliche Vereinigung Zustimmung signalisiert. „Wir sehen darin eine Chance, nach vorn zu denken“, so Beate Bröcker.

Die Ministerin betonte, dass eine solche Projektskizze auch den Johannitern in mehreren Gesprächen angeboten worden sei. Doch hätte der Krankenhausträger aus Stendal auf sein Konzept Portalklinik mit Nebenbetriebsstätte Geriatrie beharrt. Letztere sei aus fachlichen und rechtlichen Gründen nicht genehmigungsfähig und die Kostenträger würden sie auch nicht finanzieren. „Wir haben nichts gegen einen Träger“, sagte Petra Grimm-Benne. Die Staatssekretärin ergänzte: „Die Nähe zu Havelberg hat für die Johanniter gesprochen. Das ist für die Salus schwierig.“ Ein Engagement sei deshalb nicht von wirtschaftlichem Interesse, sondern als Problemlöser zu verstehen.

Mehrere Gesprächsteilnehmer wie Kreistagsvorsitzende Annegret Schwarz und die Vorsitzende des Sozialausschusses des Stadtrates Havelberg Doreen Müller (beide CDU) mahnten an, Gesetze in Bund und Land anzupassen, um den ländlichen Raum nicht zu benachteiligen und Möglichkeiten zu eröffnen.

Konzept als Blaupause

Dass er seit wenigen Tagen grünes Licht vom Land habe, ein Konzept für ein regionales Gesundheits- und Sozialzentrum für Havelberg zu entwickeln, machte Hans-Joachim Fietz-Mahlow deutlich. „Wir sind zu hundert Prozent ein Landesunternehmen. Hier stehen nicht die ökonomischen Fragen im Vordergrund. Wir wollen nach einer Lösung suchen. Unser Interesse ist es nicht, Patienten aus Havelberg für unsere Einrichtungen zu erhalten, sondern eine Blaupause zu entwickeln und aufzuzeigen, dass es Alternativen gibt. Wir sind bereit, diesen Weg zu gehen.“ Ein Konzept hatte Salus im vorigen Jahr im Kreistag vorgestellt. Das hatte jedoch nicht die Mehrheit gefunden und das der Johanniter erhielt den Vorrang. Da ging es allerdings auch noch um die Trägerschaft für ein Krankenhaus in Havelberg.

Salus könne sich eine 24/7-Versorgung mit Überwachungsbetten vorstellen – „aber kein klassisches Krankenhaus“, machte der Geschäftsführer deutlich. Er sprach davon, Kooperationsmodelle zu finden und mit allen Partnern zu sprechen. Und auch davon, dass es wichtig sei, Fachärzte und Finanzierungsmodelle zu finden. „Lassen Sie uns anfangen. Der erste Schritt könnte ein MVZ sein“, stellte er in Aussicht und sagte zu, bis zum 1. August ein Konzept zu entwickeln.