Kleingärtner- und Kleintierzüchterverein blickt auf sein 75-jähriges Bestehen zurück / Nachwuchs gesucht Sandau war früher eine Hochburg der Ziegenhalter
Sein 75-jähriges Bestehen feierte kürzlich der Kleingärtner- und Kleintierzüchterverein Sandau.
Sandau l Eigentlich war das Jubiläum im November 2011, denn 1936 war der Kleintierzuchtverein im "Lindenhof" gegründet worden. Doch fand sich erst jetzt Zeit zum feierlichen Rückblick. Den hielt der Vorsitzende Bernd Neumann im Versammlungsraum des Rathauses. Zu seinen besten Zeiten gehörten dem Verein immerhin fünf Sparten an: Ziegen-, Kaninchen- und Geflügelzüchter sowie Kleingärtner und Imker.
Vor allem die Ziegen machten Sandau überregional bekannt. Jedes freie Landstück wurde zum Füttern der "Kuh des kleinen Mannes" benötigt, sogar Gräben und Feldränder wurden gepachtet. In der Stadt gab es drei Leistungsziegen, sie gaben zwischen 500 und 600 Kilogramm Milch im Jahr - mit 21 Prozent Fettgehalt.
Im Jahr 1945, kurz nach Kriegsende, musste sogar die Ziegenmilch abgeliefert werden, zurück kam lediglich die Molke, ab und zu auch Butter. Damit die Sandauer nicht selbst butterten, wurden Teile der drei Zentrifugen im Ort eingezogen. Jeder gab jedoch ein anderes Teil ab, so dass am Ende noch eine Zentrifuge für alle zur Verfügung stand.
Die Tiere gaben neben Milch auch Fleisch und Leder und produzierten Mist. 1949 gab es in der Elbestadt immerhin 226 Vereinsziegen, Nichtmitglieder hielten 51 weitere Tiere. Der 1. Vereinsbock stand bei Steinhagens in der Mauerstraße. Für die Versorgung der Böcke mit Gemenge und Rüben standen drei Morgen Land zur Verfügung. Es gab sogar regelmäßig einen Zickenball. 1966 verlieren sich die letzten Spuren der Sandauer Ziegenzüchter.
Die Kleingärtnersparte bestand zeitweise aus 58 Mitgliedern, Arthur Nebel führte damals die Geschäfte. Bis 1985 war die Sparte aktiv. Wenig bekannt ist über die Imker, hier arbeitete Martin Hessing rege mit.
Zahlenmäßig stark vertreten waren in den Anfangsjahren die Kaninchenzüchter. Deren Sparte entstand zusammen mit jener der Geflügelzüchter. Eine Ansichtskarte von 1939 zeigt bereits eine Sommerschau mit Kaninchen und Tauben im Garten des "Lindenhofes". Vereinsrammler verschiedener Rassen wurden anfangs angeschafft, das Deckgeld kostete 50 Pfennige. Gezüchtet wurden Alaska, blaue Wiener, Kleinchinchilla, Kleinsilber gelb, Holländer, Widder sowie rote und weiße Neuseeländer. 1982 produzierte die Sparte immerhin 1200 Kilo Weißfleisch.
Beim Geflügelzuchtverein waren die Stallbegehungen zu Pfingsten mit dem geschmückten Pferdewagen immer ein Ereignis. Begehrt waren die Fahrten zur Lipzia nach Leipzig, denn hier gab es hochwertiges Zuchtmaterial. Selbiges wurde dort aber auch verkauft. Inge Schulze bekam dort zum Beispiel stolze 80 Mark für ihren New-Hampshire-Hahn.
Erich Wischer und später Martin Hessing besaßen eine Brüterei, wodurch der Verein in unbegrenzter Menge Kücken ausbrüten lassen konnte: Wie Gänse, Warzenenten, Italiener, Zwerg-Hamburger und Zwergwyandotten. Vor allem bei der letzten Rasse war Sandau eine Zuchthochburg.
Gute Einnahmen gab es auf dem Pferdemarkt mit der Tiertombola, die mit hunderten Tieren beschickt wurde. Martin Hessing produzierte die Lose.
Heute arbeiten nur noch eine Handvoll Mitglieder im Verein mit, Neulinge sind immer sehr willkommen. Öffentlich präsent ist der Verein heutzutage lediglich noch beim Volksfest mit dem Wettbewerb im Hähnekrähen.
Günter Nicke vom Kreisverband der Rassekaninchenzüchter hatte einen Ehrenteller als Präsent für Bernd Neumann mitgebracht. Wolfgang Hellwig erhielt von ihm zudem die Ehrennadel in Gold für seine 20-jährige ehrenamtliche Vorstandstätigkeit.