Praktikum Schüler testen ihren Traumberuf
30 Neuntklässler der Havelberger Sekundarschule haben ein Betriebspraktikum absolviert und teilweise den Wunschberuf gefunden.
Havelberg l „Ich wollte schon immer gern mit Kindern arbeiten“, schwärmt der 15-jährige Moritz Eggebrecht. Er und seine Mitschülerin Laura Rabe (16) werden auf dem Hof der Kindertagesstätte „Zwergenland“ in Havelberg pausenlos von ihren neuen Fans umringt. Anlässlich des Betriebspraktikums haben sie hier für zwei Wochen mitgearbeitet.
„Das Betriebspraktikum ist nur eines der wichtigen Bestandteile zur Berufsorientierung an unserer Schule“, erklärt Ulrich Gruber, stellvertretender Schulleiter der Havelberger Sekundarschule „Am Weinberg“. Schon in der siebten Klasse absolvieren die Schüler vier Tage lang ein Praktikum, um einen ersten Eindruck vom Berufsleben zu erlangen. Mit Hilfe des BIZ-Mobils, eine Aktion des Berufsinformationszentrums der Agentur für Arbeit, können sie ihre Stärken und Interessen herauskristallisieren und nach passenden Berufsfeldern suchen.
Auch am Ende des achten Schuljahres machen die Schüler ein Praktikum. Diesmal dürfen sie einen Praktikumsplatz ihrer Wahl und nach ihrem Interesse zwei Wochen besuchen, um dort in den Beruf zu schnuppern. Das zweiwöchige Betriebspraktikum stand nun für die Neuntklässler auf dem Plan. Die 30 Schüler verstreuten sich in Havelberg und Umgebung auf der Suche nach ihrem Traumberuf. Den haben einige auch gefunden.
„Ich möchte gern Ergotherapeutin werden“, erzählt Annika Pätzold. Deswegen hat sie sich im Evangelischen Seniorenzentrum Havelberg umgesehen und betätigt. Dabei durfte sie sich mit den Bewohnern beschäftigen und unterhalten, übernahm des Öfteren hauswirtschaftliche Arbeiten und war auch für die Dokumentation von Krankenakten im Büro zuständig. Dabei hat sie einen sehr guten Eindruck von diesem Arbeitsfeld bekommen.
„Die Mitarbeiter und auch die Tagesgäste hier haben mich sehr freundlich aufgenommen“, erzählt Annika. Die stellvertretende Pflegedienstleitung Madeleine Sommer ist sehr zufrieden mit ihrer Praktikantin: „Sie eignet sich sehr gut in dieser Tätigkeit und gibt sich mit allem viel Mühe.“ Annika hofft darauf, eine schulische Ausbildung in Weißenfels machen zu können, um ihrem Traum ein Stück näher zu kommen.
Wer das Autohaus Dähne in Havelberg besuchte, traf mit Sicherheit auch auf Adrian Janell. „Ich schraube gern herum, ich bin ein Bastler“, behauptet der 15-Jährige von sich selbst. Er wünscht sich, in Havelberg eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker machen zu können. Während seines Praktikums hat er beispielsweise Reifen gewechselt, Überprüfungen durchgeführt oder Autos gewaschen. „Einmal durfte ich auch an einem Motor arbeiten. Das war am allerbesten“, berichtet Adrian. Auch er hat nur gute Erfahrungen mit den Kollegen gemacht: „Alle waren für mich da, um mir Dinge zu zeigen und zu erklären.“ Er sieht hier eine große Chance für seine Zukunft, zum Glück macht er sich gern mal die Hände schmutzig.
Auch Toni Walter (15) hat sich im Praktikum handwerklich betätigt. Zwei Wochen hatte er sehr viel Spaß dabei, die Angestellten von Elektro Wolff bei ihrer Arbeit zu begleiten und ihnen zu helfen. „Er ist der beste Praktikant, den wir je hatten“, behauptet Firmenchef Reiner Wolff stolz. Toni hat eifrig Straßenlaternen eingesetzt, Kabel verlegt, Anschlüsse geprüft und Steckdosen eingesetzt. „Jeder Mitarbeiter hat sich gefreut, wenn er den Jungen morgens mitnehmen durfte“, berichtet der Chef. Auch Toni selbst sagt, er würde gern länger im Praktikum bleiben, weil das Arbeitsklima sehr angenehm ist. Er kann sich gut vorstellen, dort ein Ausbildung zum Elektroniker zu machen.
Die 15-jährige Leonie Wischnack hatte sich einen ganz besonderen Praktikumsplatz beschaffen können. Zwei Wochen lang bekam sie einen Eindruck von der wichtigen Arbeit mit Tieren in der Tierarztpraxis von Christine Bartels in Havelberg. „Ich mag Tiere sehr und freue mich, wenn ich ihnen helfen kann“, begründet Leonie ihre Wahl. In den zehn Tagen durfte sie in den Kuhställen helfen, bei Untersuchungen und Behandlungen zugucken und sogar manchen Operationen beiwohnen.
„Ich habe gesehen, wie ein Kälbchen geboren wird. Das war sehr aufregend“, berichtet das junge Mädchen. Sie will sich demnächst nach einem entsprechenden Ausbildungsplatz in Pritzwalk umsehen. Dafür ist sie bestens geeignet, beteuert Veterinärmedizinerin Christine Bartels: „Leonie hat sich viel Mühe gegeben, immer von Nutzen zu sein, hat ihre Aufgaben erfüllt und war nicht scheu, wenn unangenehme Untersuchungen oder eine Operation auf dem Plan standen. Ganz im Gegenteil, sie war immer an allem interessiert.“
„Als in der Schule das Stichwort Betriebspraktikum fiel, habe ich mich sofort nach meinem Wunschberuf umgesehen“, erklärt Louis Schulz, der für seine Arbeit im Ingenieurbüro Tiethke sogar einen eigenen Schreibtisch bekommen hat. Später möchte er unbedingt den Weg in diese Branche einschlagen: „Ich bin sehr kreativ und möchte eigene architektonische Ideen in die Tat umsetzen“, schwärmt der Neuntklässler. Während des Praktikums konnte er Vermessungen durchführen und Zeichnungen auf Papier oder am Computer anfertigen. Auch auf eine Baustelle durfte er mitfahren, um das Berufsfeld eines Architekten kennenzulernen.
„Auch wenn wir nicht immer eine Aufgabe für Louis hatten, haben wir ihn nach seinen und unseren Möglichkeiten versucht zu beschäftigen und hoffen, dass es ihm bei uns gut gefallen hat“, berichtet Büroleiter Stefan Tiethke. Das kann Louis bejahen: „Auch wenn ich noch viel lernen und verstehen muss, hat mir die Zeit hier sehr viel Spaß gemacht und ich fühle mich in meinem Berufswunsch bestätigt.“ Mit seinem voraussichtlich guten Abschlusszeugnis möchte er in Stendal ein Fachabitur absolvieren.
Florian Wier hat einen Traumberuf, der heutzutage sehr wichtig für unsere Gesellschaft ist. „Seit ich sechs Jahre alt bin, möchte ich als Pfleger arbeiten. Dazu hatte ich jetzt in der KMG-Klinik in Havelberg die Möglichkeit“, erläutert der 16-Jährige. Täglich arbeitete er von 8 Uhr morgen bis nachmittags um 14 Uhr im Krankenhaus und half den Schwestern dabei, die Patienten zu waschen, zu füttern und zum Beispiel die Betten zu beziehen. Seine Berufswahl begründet er folgendermaßen: „Ich möchte gern anderen Menschen helfen. Auch wenn es oft anstrengend ist und man die Patienten leiden sieht, macht es mich glücklich, diesen Leuten jeden Morgen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.“ Von seinen netten Kollegen hat Florian eine hervorragende Bewertung für sein Praktikum erhalten, was ihn sehr stolz macht. Vielleicht bekommt er eine Chance, hier im Havelberger Krankenhaus eine dreijährige Ausbildung zum Krankenpfleger machen zu dürfen.
Organisator Ulrich Gruber ist sehr zufrieden mit den Praktika seiner Schüler. „Sinn und Zweck dieser anhaltenden Berufsorientierung ist, dass die Schüler nach ihrem Abschluss nahtlos in eine Ausbildung oder eine weiterführende Schule gehen können, ohne, dass lange Wartezeiten entstehen. Deswegen freue ich mich besonders darüber, dass mehreren von ihnen bei ihrem Praktikumsplatz sogar eine Chance auf eine Ausbildung in Aussicht gestellt wurde“, erklärt er. Wichtig war jedoch auch, dass die Neuntklässler die Vor- und Nachteile des Berufslebens besser kennenlernen und neue Erfahrungen sammeln konnten.