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Großprojekt bei Schollene geplant Sonnenenergie statt Getreideanbau

Eine Potsdamer Firma will zwischen Mahlitz und Nierow Sonnenstrom gewinnen. Die Landbesitzer unterstützen das Projekt und möchten die Gemeinde an ihrer Seite wissen.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 25.06.2021, 16:19
Blick über die Felder zwischen Mahlitz und Neuwartensleben, wo derzeit Roggen heranwächst. Aus Richtung Mahlitz kommend sollen die Solaranlagen auf der linken Seite  aufgestellt werden ? wo genau, bleibt im Zuge des Bebauungsplanes festzulegen.
Blick über die Felder zwischen Mahlitz und Neuwartensleben, wo derzeit Roggen heranwächst. Aus Richtung Mahlitz kommend sollen die Solaranlagen auf der linken Seite aufgestellt werden ? wo genau, bleibt im Zuge des Bebauungsplanes festzulegen. Foto: Anke Schleusner-Reinfeldt

Schollene - Etliche Stolpersteine sind auf dem langen, wohl ein paar Jahre dauernden Weg bis zum Aufstellen der Solaranlagen aus dem Weg zu räumen. Das wurde auf der Ratssitzung am Mittwochabend deutlich. Unter den Gästen waren auch die Besitzer eines Großteils der Flächen – Christian Knees von der Schollener Agrargenossenschaft und der Rehberger Landwirt Hubert Aselmeyer mit Sohn Tom. Sie warben nach einer bereits erfolgten Vorstellung ihres Projektes um das Wohlwollen des Gemeinderates. „Lieber mit- als gegeneinander“, ist es beider Anliegen und beziehen den Rat deshalb schon jetzt in die Pläne ein. „Keiner hat etwas davon, wenn am Ende der Planungsphase, wenn schon viel Geld investiert worden ist, ein Nein kommt. Wir möchten die Gemeinde hinter uns wissen“, sagt Christian Knees. So hat der Rat dann auch festgelegt, auf der nächsten Sitzung am 26. August über den Beschluss zum Start des langwierigen Genehmigungsverfahrens abzustimmen.Kaum Erträge aufdem SandbodenDieses Verfahren mit Befragung aller genehmigenden Behörden ist Voraussetzung, um überhaupt den nötigen Bebauungsplan aufzustellen, für den dann eine nochmalige tiefgründige Prüfung und auch Befragung der Anlieger nötig wird. „Es ist nur fair, jetzt zuzustimmen, um die Sache überhaupt ins Rollen zu bringen“, sagte Sebastian Heinike. Allerdings befürchtet er, dass es Probleme mit dem Naturschutz geben könnte, liegt die Fläche doch am Rande des Landschaftsschutzgebietes.

Fläche ist insgesamt 93 Hektar groß

Insgesamt 93 Hektar groß ist die Fläche, die die Eigentümer dem Potsdamer Unternehmen zur Verfügung stellen möchten. Es handelt sich um Ackerflächen mit minderwertigem Sandboden. „In den meisten Jahren stecken wir hier deutlich mehr Geld rein als wir mit einer Ernte einnehmen“, begründen Christian Knees und Hubert Aselmeyer ihre Entscheidung für genau diese Flächen. Selbst jetzt nach dem regenreichen Frühjahr vertrocknen die Pflanzen, die Dürre zwinge zum Umdenken.

Mit Photovoltaikanlagen bestückt werden soll nicht die gesamte Fläche, sondern etwa die Hälfte. Und eine Hecke soll den Blick auf die Anlage zumindest etwas verdecken. „Aber verstecken können wir sie natürlich nicht ganz, wir können es nur so erträglich wie möglich machen. Wir hätten auch andere Flächen, die wir für das Projekt nutzen könnten und die fernab der Straße und der Orte liegen, aber dort können wir vernünftig wirtschaften und haben auch Erträge. Wir müssen in die Zukunft blicken und wirtschaftlich bleiben“, warben die Eigentümer.Anwohner äußernihren UnmutAnwohner aus Neuwartensleben, die Gäste der Sitzung waren, sind alles andere als begeistert und wollen gegebenenfalls ein Bürgerbegehren starten. Sie möchten nicht auf ein riesiges Solarfeld blicken, auch Touristen, die in den Erholungsort Schollene kommen, dürften von dem Anblick nicht begeistert sein.

Sorge, dass Schollene Attraktivität verliert

Begeistert sei er auch nicht, erklärte Bürgermeister Jörg Wartke, „aber ich kann die Bauern verstehen. Und uns als Gemeinde wird ja auch einiges versprochen.“ Doreen Altmann wies auf die Arbeitsplätze hin, die beide landwirtschaftlichen Betriebe vorhalten und deshalb zusehen müssen, wie sie am besten wirtschaften. René Bauz sagte, dass alle von der Gewinnung von sauberem Strom sprechen, „der muss ja irgendwo herkommen“. Sehr skeptisch zeigte sich Julia Bengsch, die sich an der riesigen Fläche mitten in der Natur stört. „Wir verlieren an Attraktivität! Und wer weiß, wer dann noch alles kommt und weitere Flächen bestücken will...“

Was die Solaranlage der Gemeinde bringt, steht zumindest ansatzweise in der Vorhabenbeschreibung: Höhere Gewerbeeinnahmen, weil aus der Grundsteuer A die höhere Grundsteuer B für bebaute Flächen wird, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, die der Investor erbringen muss oder auch Sponsoring für Vereine und Einrichtungen. Genauer beziffert werden kann das jetzt noch nicht, Christian Knees sprach in der Gesamtsumme von einem sechsstelligen Betrag.

Christian Knees und Hubert Aselmeyer sind gern bereit, Interessierten mehr vom Projekt zu berichten.