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Übergriffe Hat ein Wolf das Fohlen bei Wulkau gerissen?

Gleich drei Vorfälle mit Wölfen wurden jetzt gemeldet: Sie geschahen unmittelbar neben Wulkau, Molkenberg und Mahlitz.

Von Ingo Freihorst 17.05.2018, 18:00

Wulkau l Jürgen Lemme betreibt in Wulkau einen Reiterhof, seine Pferde weiden derzeit auf den saftigen Wiesen ringsum. Gestern irritierte ihn die aufgeregte Herde auf der Koppel in Richtung Kamern und er schaute genauer nach: Mitten auf der Wiese lag ein totes Stutfohlen, dem der halbe rechte Hinterlauf fehlte.

Als Täter kommt für Jürgen Lemme nur der Wolf infrage. Manches ist außergewöhnlich an diesem Fall. So greift der Räuber eigentlich höchst selten Pferde an, wie Julia Kamp vom Wolfskompetenzzentrum aus Iden informierte. Im Vorjahr wurde im Bundesland nur ein Fall bekannt: Ein Wolf hatte einem Pferd ins Bein gebissen, was danach eingeschläfert werden musste.

Beim Fohlen fehlte auch der für den Wolf typische Kehlbiss. Es wies „nur“ die große Wunde am Hinterlauf auf, vermutlich war das schön gezeichnete Appaloosa-Quarter-Fohlen an einem Schock verstorben. Doch gab es auch schon einige Wolfsrisse auf solche Art, berichteten die Umstehenden.

Der Vater des Fohlens war ein teurer Zuchthengst, sagte Jürgen Lemme, der nun auch die tragende Stute über Nacht in den Stall holen wird. Das geht ins Geld: Statt auf der Weide zu grasen muss das Tier dort mit Futter versorgt werden.

Auch die beiden Großesel hatten die Wolfsattacke nicht verhindern können. Solche Tiere seien als Herdenhüter ungeeignet, informierte Julia Kamp. Sie hatte Genproben aus der Wunde entnommen, diese werden nun untersucht. Das kann bis zu sechs Wochen dauern, Jürgen Lemme wird über das Ergebnis informiert.

Es war übrigens nicht sein erstes Wolfsopfer: Zwei Kälber und ein Lama waren in den letzten drei Jahren seiner Ansicht nach ebenfalls dem Wolf zum Opfer gefallen. Das Lama wurde sogar in Wulkau am Sportplatz getötet, es hatte eine Rückenwunde aufgewiesen. Ein Kalb blieb ganz verschwunden, es gab zwar Wolfsspuren im Schnee – aber kein Opfer als Nachweis für die Fachleute.

Bei Neukamern hatte er Isegrim sogar selbst beobachten können. Eine Entschädigung hat er bislang noch nie erhalten. Diese wird gezahlt, wenn ein Wolf als Täter nicht ausgeschlossen werden kann.

Die Vorfälle häufen sich: Am Mittwoch der Vorwoche wurde nahe Molkenberg ein drei Wochen altes gesundes Kalb des Landwirts Hubert Aselmeyer aus Rehberg gerissen – auch hier vermutet Andreas Berbig vom Zentrum aus Iden den Wolf als Täter. Es ist bereits das dritte gerissene Kalb des Landwirts, mindestens fünf weitere wurden von ihm nach der Kalbung vermisst.

In der Nacht zu gestern drangen zwei Wölfe nahe Mahlitz in eine Mutterkuhherde der Agrargenossenschaft Schollene ein – eine am Stall angebrachte Wildkamera dokumentierte die Besucher.