Obstexperte gibt Tipps Alte Apfelsorten als Gesundmacher: Die Polyphenole machen den Unterschied
Mit alten Apfelsorten kennt sich der Apenburger Andreas Schwieger aus. Einige von ihnen wachsen auf seiner Streuobstwiese. Darunter Sorten, die besonders gesund und sogar für Allergiker bekömmlich sind.

Beetzendorf - Der Apfel ist das mit Abstand am meisten geerntete Baumobst in Deutschland. Etwa 889.000 Tonnen der Früchte erwarten die Obstbauern für dieses Jahr. Doch die meisten Äpfel, die in den Supermärkten erhältlich sind, gehören wenigen gezüchteten Sorten an. Dabei sind gerade die alten Apfelsorten, von denen es weltweit mehr als 20.000 gibt, oftmals geschmacksintensiver und auch gesünder, weil sie mehr von den wertvollen Inhaltsstoffen enthalten.
Einer, der das aus eigener Erfahrung weiß, ist der Apenburger Andreas Schwieger. Auf 400 Quadratmetern Fläche kultiviert er seit dem Jahr 2005 hinter den Apenburger Försterteichen alte Apfelsorten. 36 verschiedene Hochstämme wachsen dort, vom Brautapfel bis zur Champagnerrenette. „Ich habe mich nur für Sorten entschieden, die mindestens 100 Jahre alt sind“, berichtete Schwieger beim Vortragsabend der Gesunden Region Beetzendorf. Zudem sei die Auswahl so erfolgt, dass es von Juli bis in den Herbst immer etwas zu ernten gebe, sagte er.
Auf Schwiegers Streuobstwiese darf genascht werden
Die Streuobstwiese ist für jedermann zugänglich. „Es darf gern genascht werden“, erklärt Andreas Schwieger. Vor allem für die nahe Kita, die der Apenburger auch schon mal mit Äpfeln versorgt, gehört der Obstgarten zu den beliebtesten Ausflugszielen. „Als kleine Hilfe habe ich die Bäume, an denen bereits genussreife Früchte hängen, mit roten Bändchen gekennzeichnet“, so Schwieger.
Der Vorteil der alten Apfelsorten, deren Bäume der Apenburger von einer darauf spezialisierten Baumschule aus Pinneberg bezieht, ist der hohe Gehalt an Polyphenolen. Diese Inhaltsstoffe, die sich in der Randschicht des Apfels verbergen, haben eine antioxydative und entzündungshemmende Wirkung. Weil sie aber gleichzeitig den Apfel sauer machen und schneller braun werden lassen, wurden sie zumeist herausgezüchtet.
Weißer Winterkalvill hat meistes Vitamin C
Zu den Apfelsorten mit besonders hohem Polyphenolgehalt (2003 Milligramm pro Kilogramm) gehört der Croncels, der ursprünglich aus Frankreich stammt. Aber auch der Himbeerapfel, den Schwieger ebenfalls auf seiner Streuobstwiese anbaut, liegt mit 1800 Milligramm pro Kilogramm ganz weit oben in der Liste, die nach entsprechenden Untersuchungen in der Forschungsanstalt der Hochschule Geisenheim vom BUND Lemgo aufgestellt wurde. „Man kann ihn fast schon als Antikrebsapfel bezeichnen“, erklärt der Apenburger.
Auch für Allergiker sind die alten Sorten besser geeignet, da die Polyphenole das in den Äpfeln enthaltene Allergen unschädlich machen. Eine entsprechende Liste, welche Sorten nachweislich von Allergikern vertragen wird, kann im Internet unter www.bund-lemgo.de abgerufen werden. Seit zwei Jahren gehört übrigens auch der Himbeerapfel dazu, nachdem Andreas Schwieger diesen bei Betroffenen vor Ort getestet und die Ergebnisse weitergemeldet hat.
Äpfel enthalten zudem Vitamin C. Auch hier liegen alte Sorten weit vorn. „Der Croncels zum Beispiel hat nicht nur viele Polyphenole, sondern mit 26,4 Milligramm pro 100 Gramm auch einen Vitaminspitzenwert“, betont der Apenburger. Nur der Ribston Pepping (30,6) und der Weiße Winterkalvill (31,8) stehen noch besser da.
Schwieger wirbt dafür, alte Apfelsorten wieder verstärkt in Gärten oder auf Streuobstwiesen anzupflanzen. Wer nicht erst nach vielen Jahren die ersten Früchte ernten möchte, kann auch einen Zweig auf einen vorhandenen Baum aufpfropfen. „Nach etwa drei Jahren kann man dann mit der ersten Ernte rechnen“, weiß Andreas Schwieger.